Japan und Südkorea 2013

Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Sabine H.

Tokio II

Mein letzter Tag in Tokio bricht an und ich komme mal wieder nicht aus den Federn. Trotzdem will ich nach dem Hotelfrühstück unbedingt zum Tsukiji Fischmarkt, dem größten Fischmarkt der Welt. Der mit der Oedo-line und meiner Suica-card problemlos nonstop von Shinjuku zu erreichen ist. Möchte man das Geschehen auf dem Fischmarkt, insbesondere die Thunfischauktionen sehen, muss man sehr früh aufstehen. Um 04.00 Uhr morgens muss man dafür bereits da sein, um einen der limitierten Plätze für die Auktionen ab 05.00 Uhr ergattern zu können. Ich bin erst gegen 10.00 Uhr da und sehe nichts, als riesige Hallen, haufenweise Styroporkisten, die verladen werden und die ersten Leute, die Schlange stehen vor den Fischrestaurants, um sich ein sehr verfrühtes Mittagessen reinzuziehen. Es gibt nämlich für die Touris einen kleinen Markt und ein paar wohl sehr gute Restaurants auf dem Gelände von Tsukiji.

Hallenkomplex Tsukiji

Hallenkomplex Tsukiji

???

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Es geht trotzdem in Sandalen...

Es geht trotzdem in Sandalen...

wahrscheinlich sehr lecker...

wahrscheinlich sehr lecker...

kleiner Touri-Markt auf dem Tsukiji-Gelände

kleiner Touri-Markt auf dem Tsukiji-Gelände

etwas besseres zum Fisch-filetieren gibt es sicherlich nicht, als japanische Messer

etwas besseres zum Fisch-filetieren gibt es sicherlich nicht, als japanische Messer

Schlange stehen vor Restaurants - irritiert mich immer wieder, bis ich es selbst eines Tages (notgedrungen) tue...

Schlange stehen vor Restaurants - irritiert mich immer wieder, bis ich es selbst eines Tages (notgedrungen) tue...

buntes Sammelsurium an Ständen für Fisch und Zubehör

buntes Sammelsurium an Ständen für Fisch und Zubehör

Markthalle - alles schon wieder clear für den nächsten Morgen

Markthalle - alles schon wieder clear für den nächsten Morgen

japanische Glückskatze

japanische Glückskatze

Es wird noch verladen

Es wird noch verladen

in den benachbarten Gassen gibt es unzählige kleine Imbisse und Kiosks für frische Fischgerichte

in den benachbarten Gassen gibt es unzählige kleine Imbisse und Kiosks für frische Fischgerichte

Nicht weit entfernt vom Fischmarkt sind die Hama-Rikyu Gardens. Eine grüne Lunge zwischen den Wolkenkratzern an der Tokio Bucht. Ich wandere hin, befürchte unterwegs jedoch einen Hitzschlag zu erleiden. Mittlerweile ist der wichtigste Gegenstand für mich ein Fächer, ein Werbegeschenk von der Straße, aber auf den Fächer passe ich inzwischen besser auf, als auf meinen Reisepass. Japanische Gärten sind ja irgendwie besonders: Niemals sind es wild-wuchernde Bio-Gärten mit bunten Blumenbeeten. Nein. Entweder wohldurchdachte Gärten mit Wasser und grünen Büschen und Bäumen, die mit der Nagelschere in Form gebracht werden oder - noch extremer - Zen-Gärten, mit Grün und kleinen Kieselsteinchen, die in Form geharkt werden. Simpel und schlicht muss es sein in einem japanischen Garten. Zum Erholen und/oder Nachdenken. Nichts darf das Auge ablenken von einfacher Schönheit.

Ich bin da eher die Chaos-Gärtnerin nach dem Motto "soviele bunte Blumen wie möglich, Gemüse und Obst gerne, Bäume bitte à là Wald, Steine no-go, Wasser bitte nur in die Regentonnen zum Giessen und Unkraut ist auch ein Kraut !"

Hama-Rikyu-Garden

Hama-Rikyu-Garden

Blumenwiese in Tokio - ungewöhnlich

Blumenwiese in Tokio - ungewöhnlich

300 Jahre alte Pinie

300 Jahre alte Pinie

Auf dem Weg zur U-Bahnstation komme ich an einem Tempel vorbei, der irgendwie ganz anders aussieht und vor dem für irgendeinen Anlass schön bunt etwas aufgebaut wird. Wie sich zeigt, ist es ein Tempel irgendeiner was-was-ich Religionsgemeinschaft. Schnell mal reingeschaut, Fotos gemacht, weiter. Das Ding steht nicht im Reiseführer, ist also nichts bedeutendes.

Mein nächstes Ziel ist das Viertel Akihabara, Spitzname electric town. Hier ist endgültig das Mekka für alle Elektronikfreaks ! Elektronikkaufhäuser ohne Ende, dazu viele kleinere Elektronik-Shops und der große Kleinteile-Markt für Elektroartikel aller Art. Es ist mal wieder die Kameraabteilung von Yodobashi, in der ich einige Zeit herumstreune. Für meine Nikon DSLR würde ich gerne ein Weitwinkelobjektiv kaufen und die Auswahl ist wirklich gigantisch. Es ist kein Problem, die Objektive mit dem eigenen Kamera-Body auszuprobieren. Gut geschultes und teilweise englisch-sprechendes Personal ist vorhanden. Aber die Preise, die Preise ! Nicht billiger, als bei uns, zudem bin ich etwas skeptisch, was die Garantie angeht. Zwar wird einem weltweite Garantie zugesichert, falls was sein sollte, aber angesichts der Preise kann ich das Objektiv dann auch in Deutschland kaufen und habe dann mit Sicherheit keine Garantieprobleme für den Fall des Falles. Also nur gucken, nicht kaufen. Interessant auch die apple-Ecke: Geradezu umlagert ist der gesamte apple-Bereich. Das ist mir auch insbesondere schon in der U-Bahn aufgefallen, wo ja alle still dasitzen und auf ihr lautlos gestelltes smart-phone starren: Apple, wo man hinsieht.

Akihabara ist jedoch auch noch für andere typisch japanische Phänomene berühmt. Anime oder Mangas, die original japanischen Comics. Hier ist das Paradies für Anime-Freaks ! Von vielen Läden bis hin zum Anime-Museum. Und maid Cafés. Vor diesen Cafés stehen die maids herum und versuchen, Kundschaft in ihre Läden zu locken. Gekleidet sind die jungen Frauen wie Schulmädchen mit kurzen Röcken, Kniestrümpfen und Zöpfen. Etwas Lolita-like. Das ganze ist aber keinesfalls irgendwie anrüchig, sondern eine gute Möglichkeit für die vielen Singles Japans, Leute kennenzulernen und sich bei einem Kaffee zu unterhalten. Wohl gerne aufgesucht von schüchternen japanischen jungen Männern. Gleiches gibt´s aber auch für junge Frauen. Und wenn ich gerade dabei bin, speziell japanische Etablissements vorzustellen: Es gibt in Japan viele sogenannte Love Hotels, in denen man sich stundenweise oder auch über Nacht vergnügt, allerdings nicht in Schmuddel-Atmosphäre mit Prostituierten, sondern durchaus mit der langjährigen Freundin, Verlobten oder Ehefrau. Die meist prekäre, sehr beengte Wohnsituation ohne jegliche Privatsphäre hat die Love Hotels hervorgebracht. Capsule Hotels sind eine weitere hiesige Spezialität, ebenfalls aus der Not geboren. Die Heerscharen japanischer Männer, die tagtäglich aus den weit außerhalb gelegenen Vorstädten in die City pendeln und nicht selten je 2 Stunden Arbeitsweg hin und zurück vor sich haben, sind echt zu bedauern. Denn man erwartet auch noch dauernd Überstunden und zudem nach der Arbeit oft auch noch geselliges Beisammensein im Kollegen- und Vorgesetztenkreis. Dann ist der letzte Zug am Ende des Abends oft schon lange abgefahren und eine billige Übernachtungsmöglichkeit ist gefragt. Da kommen dann die capsule Hotels ins Spiel, die sargähnliche Kapseln für kleines Geld zum Schlafen vermieten. Die knallharte japanische Wettbewerbsgesellschaft treibt wirklich erstaunliche Blüten ! Spielhallen gibt es ja auch hierzulande mehr als reichlich, in Japan werden sie Pachinko-Hallen genannt, sind kreischbunt und ohrenbetäubend laut. Ich habe sie oft gesehen und mal durch die Tür gelugt, Fotografieren allerdings absolut unerwünscht. Da sitzt "Meier-san" dann am ultramodernen Daddelautomat und ballert sich die Seele aus dem Leib. Stressabbau auf japanisch.

Nach Akihabara

Nach Akihabara

Yodobashi Elektronikmarkt

Yodobashi Elektronikmarkt

Getränkeautomaten sind überall. Schon nach ganz kurzer Zeit zieht man sich hier ganz cool sein Wasser. Aber aufpassen: Die Dinger können bestimmte Getränke auch heiss auswerfen ! Richtigen Knopf drücken !

Getränkeautomaten sind überall. Schon nach ganz kurzer Zeit zieht man sich hier ganz cool sein Wasser. Aber aufpassen: Die Dinger können bestimmte Getränke auch heiss auswerfen ! Richtigen Knopf drücken !

Japanische Raucherzone: Glaskasten open air. Es geht nicht um den Rauch, sondern um die Kippen und die Gefährdung anderer beim Rauchen im Gedränge unterwegs. Ich bin Raucherin und finde das gar nicht mal schlecht.

Japanische Raucherzone: Glaskasten open air. Es geht nicht um den Rauch, sondern um die Kippen und die Gefährdung anderer beim Rauchen im Gedränge unterwegs. Ich bin Raucherin und finde das gar nicht mal schlecht.

Akihabara electric town

Akihabara electric town

maid vor einem maid café

maid vor einem maid café

Electric town

Electric town

Glühbirnen, Stecker, Lüsterklemmen, Leuchtdioden, Platinen, Draht oder einen neuen Elektromotor für den Gartenspringbrunnen, gefällig ? Sie wollten schon immer mal selbst ein Radio bauen ? Kein Problem, das Zubehör gibt es hier ! Elektrokleinteile-Markt in Akihabara.

Glühbirnen, Stecker, Lüsterklemmen, Leuchtdioden, Platinen, Draht oder einen neuen Elektromotor für den Gartenspringbrunnen, gefällig ? Sie wollten schon immer mal selbst ein Radio bauen ? Kein Problem, das Zubehör gibt es hier ! Elektrokleinteile-Markt in Akihabara.

Es ist schon wieder Nachmittag, ich habe echt Hunger, aber das Gefühl ignoriere ich vorläufig. Mein Ziel ist Ueno. Der Stadtteil mit dem größten öffentlichen Park von Tokio, wo zur Kirschblütenzeit im Frühling die Hölle los ist, weil hier Kirschbäume stehen ohne Ende. Es ist August, brüllend heiß und ich fahre nach Ueno aus einem ganz anderen Grund: Noch nie in meinem Leben habe ich Panda-Bären live und in echt gesehen. Der Tokioter Zoo in Ueno soll 4 Pandas haben und ich möchte sie so gern sehen ! Im Park sind auch noch ein paar ganz wichtige Museen Tokios angesiedelt, aber die spare ich mir. Ich will nur Pandas.

Eingang zum Ueno Zoo. Ich will mir wirklich nur die Pandas ansehen und keinen stundenlangen Zoobesuch. Wenn das hier jetzt gleich 20 EUR Eintritt kostet, drehe ich bei. Aber oh Wunder, Zoo kostet in Tokio gerade mal 600 Yen, weniger als 6 EUR ! Cool !

Eingang zum Ueno Zoo. Ich will mir wirklich nur die Pandas ansehen und keinen stundenlangen Zoobesuch. Wenn das hier jetzt gleich 20 EUR Eintritt kostet, drehe ich bei. Aber oh Wunder, Zoo kostet in Tokio gerade mal 600 Yen, weniger als 6 EUR ! Cool !

Riesiger Hype um die Pandas - à là Knut, der verstorbene Eisbär

Riesiger Hype um die Pandas - à là Knut, der verstorbene Eisbär

Gleich hinter dem Zooeingang ist schon das Panda-Gehege

Gleich hinter dem Zooeingang ist schon das Panda-Gehege

hinter Glas - natürlich. Aber sind die süß ! Liegen auf dem Rücken und fressen ohne Ende Bambus. Und viel größer sind sie, als ich immer dachte !

hinter Glas - natürlich. Aber sind die süß ! Liegen auf dem Rücken und fressen ohne Ende Bambus. Und viel größer sind sie, als ich immer dachte !

Nur 2 der Vier sind heute zu sehen, aber ich bin total happy !

Nur 2 der Vier sind heute zu sehen, aber ich bin total happy !

Save the panda´s !

Save the panda´s !

Nur noch die asiatischen Elefanten habe ich mir angesehen, dann bin ich schon wieder raus aus dem Zoo. Das war jetzt aber kein 5-Minuten-Besuch, die Pandas habe ich schon echt lange betrachtet. Tiere, auf die man in freier Wildbahn leider praktisch keine Chance mehr hat.

Nur noch die asiatischen Elefanten habe ich mir angesehen, dann bin ich schon wieder raus aus dem Zoo. Das war jetzt aber kein 5-Minuten-Besuch, die Pandas habe ich schon echt lange betrachtet. Tiere, auf die man in freier Wildbahn leider praktisch keine Chance mehr hat.

Es gibt sogar einen eigenen, extra Panda-Souvenir-shop im Ueno-Zoo. Dort habe ich - hoffentlich wirklich zum Schutz der Pandas - ein paar Yen gelassen. Draußen im Park gab´s dann eine Pizzeria. Europäisches, gar italienisches Essen ! Her damit !!! Pizza Salami, 700 Yen. Auf Pappteller im Schatten eines Kirschbaumes genossen. Man kommt gleich auf komische Gedanken: Sind das eigentlich alles Sauer- oder Süßkirschbäume in Japan ? Fressen die Vögel hierzulande auch alle Kirschen weg, bevor sie reif sind ? Erfreuen sich Japaner nur an den Kirschblüten oder essen sie auch gerne Kirschen ? Um diese Fragen zu klären, muss ich wohl wiederkommen, im April.

Die S-Bahnfahrt mit der Yamanote-line dauert dann eine halbe Ewigkeit bis Shinjuku. wo ich im Hotel umgehend tot umfalle. Tasche habe ich kurz zuvor jedoch noch erfolgreich packen können.

© Sabine H., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Asien für mich mal ganz neu und anders, womöglich erstmals auch kompliziert (?). Japan und ein klein wenig Südkorea.
Details:
Aufbruch: 29.07.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Japan
Südkorea
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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