Kaninchen, Krätze, Kartoffeln: Kroatiens Landleben
Nicht nur Sonne und Meer, sondern Einblicke in das dörfliche Leben bot uns unser Urlaub in Istrien. Es ist diesmal eine unblutige, aber eine Schmuggelgeschichte ...
Willkommen in Kroatien, willkommen in der EU!
Mitten in dem istrischen Dorf Katun steht das alte Steinhaus, das wir für die kommenden zwei Wochen gemietet haben. Unsere Entzückensschreie über die liebevolle Einrichtung, die solide Sanierung und die alten Balken sind noch nicht verhallt, da sehen wir von unserem malerischen Balkon mit der Zisterne unter einer Kiwi-Pergola aus zwei Frauen die Dorfstraße entlangkommen. Eine ist ziemlich alt, etwas behäbig und trägt ein Schürzenkleid. Die andere ist jünger, drahtiger. Beide haben große Bündel Grünzeug unter dem Arm. Ich grüße und frage, ob eine von beiden Ljuba heißt. Sie ist die Freundin unserer Vermieterin Sanja, und wir könnten ihr Gemüse, Wein und Kaninchenfleisch (!) abkaufen. Ja, die Jüngere sei Ljuba. Sie gehen gerade die Hühner und Kaninchen füttern. Ich springe runter - Kofferauspacken kann warten - und folge ihr auf einen Hof. Dort laufen die Hennen mit ihren Küken frei herum, was mich freut. Weniger erfreulich ist die Haltung der Kaninchen: Fünf Jungtiere in einem engen Stall, daneben abgetrennt die Mutter, ein schlankes, schönes braunweißes Tier, und in der kleinsten Box sitzt der Deckhengst. Er kann sich gerade einmal darin umdrehen; lang ausstrecken geschweige denn aufrichten ist nicht. Bei den Wassernäpfen sehe ich sofortigen Handlungsbedarf. Verfaultes Stroh liegt in den zerbeulten Kochtöpfen, und das Wasser ist grün. Ich nehme die Töpfe heraus, renne über die Straße in unser ebenerdiges Bad, spüle sie und sorge für frisches Wasser. Da bin ich halt richtig deutsch. Das sage ich auch, und Ljuba lacht. Und wie es sich für eine richtige Deutsche gehört, belehre ich sie, dass auch Lebewesen, die zum Schlachten vorgesehen sind, ein gutes Leben verdient haben. Als Antwort gibt es vier frisch gelegte grüne Eier und eine Zwiebel.
Und weil wir noch nicht so richtig müde von der Fahrt sind (immerhin 12 Stunden), Hunger und Durst haben, machen wir uns auf ins zwölf Kilometer entfernte Porec. Die Koffer bleiben halb ausgepackt.
Wie schön, über die Jahrhunderte alten, von unzählbaren Schritten glattpolierten Travertinböden zu laufen! Wir finden eine relativ verschwiegene, einheimische Bar, und ich trinke mein erstes Ozujsko, seit jeher mein Lieblingsbier, das inzwischen überall ausgeschenkt wird. Mein letzter Kroatienaufenthalt liegt halt doch fast 20 Jahre zurück ... Gegen Mitternacht gibt es ein Feuerwerk. Kroatien ist seit heute in der EU. Herzlich willkommen!
Aufbruch: | 01.07.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 17.07.2013 |
Deutschland