Kaninchen, Krätze, Kartoffeln: Kroatiens Landleben
Der Rennfahrer in Urban
"Veliko spremanje" - Großputz in Hasenhausen. Wir haben es zusammen geschafft, bei den Kleinen und der Kaninchin sauber zu machen. Dafür habe ich mir einen verbeulten Emaille-Teller und einen Eisenhaken als Werkzeug beschafft. Am Ende ist die Schubkarre gehäuft voll. Sie landet auf dem Misthaufen und wird von den Hühnerfamilien mit Begeisterung zur Kenntnis genommen. So ein üppiges Madenfrühstück gibt's eher selten. Ljuba und ihre Freundin Marija (die Ältere im Schürzenkleid) sind beeindruckt. Dafür gibt's Kaffee bei Ljuba und Suppe im Henkelmann zum Mitnehmen. Mich begeistert am meisten die mit Käse gefüllte Wurst (Sünde Nr. 2. Okay, ich höre auf zu zählen. Schließlich bin ich im Urlaub, und außerdem kompensiere ich meine fleischlichen Verfehlungen durch die Arbeit direkt am Tier, oder?!)
Niedlich, aber leider zum Essen bestimmt und in viel zu kleinem Kasten. Aber wenigstens frisch eingestreut und gefüttert.
Nachmittags haken wir einen der Istrien-Pflichtprogrammpunkte ab und besuchen Motovun, oder, wie Urban sagt, Motown. Brav die 1024 Steinstufen hochgekeucht und die Parkgebühren gespart. Motovun ist sehr alt; im Stadttor sind Fundstücke aus der Römerzeit ausgestellt. Von der jüngeren Zeit erfahren wir, dass hier Mario Andretti geboren wurde, als es noch Montona hieß und sich unter italienischer Herrschaft befand. Heute werden dort keine Rennfahrer mehr geboren. Das Tempo auf den Straßen ist eher gemächlich; am sportlichsten fährt Urban, und er macht es einfach phantastisch. Das muss hier mal laut geschrieben werden!
Motown ist sehr hübsch mit einem edlen Hotelchen, dem Campanile und der riesigen schattigen Kastanie. Rund um dieses Herzstück haben sich zahlreiche Galerien angesiedelt. Sie bieten allerhand Kreatives aus Olivenholz, alten Dachziegeln, Korken und sogar Obstkernen feil. Ich kann nicht wiederstehen und kaufe mir ein für meine Verhältnisse sündhaft teures Kleid um 450 Kuna (60 Euro). Aber es ist aus verschiedenen Stoffen handgemacht mit einer Eule vornedrauf. Seit ich einmal aus nächster Nähe in diese unbeweglichen gelben Augen geblickt habe und nachts ihre kleinen Gesichter leuchten sehe, wenn sie auf den Stromdrähten sitzen, finde ich Eulen gut.
Plötzlich geht ein Wolkenbruch nieder, und ich freue mich für Ljubas Kartoffeln, die dringend Wasser brauchen. Sie schmecken allerdings auch so hervorragend. Auch während der Rückfahrt regnet es, nur nicht in Katun. Ein bisschen Regen bringen wir allerdings mit und Ljuba freut sich.
Aufbruch: | 01.07.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 17.07.2013 |
Deutschland