Krakau - das polnische Rom
Stadtteil Podgorze
Wir nehmen uns heute die Tour 10 'Im ehemaligen Ghetto' vor.
Wichtigste Station im Stadtteil Podgorze ist natürlich Schindlers Fabrik, zu der wir gelesen haben, dass nur für frühe Besucher noch Karten ohne Vorbestellung zu haben sind. Daher machen wir uns früh auf den Weg, laufen am Weichselufer entlang bis zum Platz der Helden des Ghettos, an dem sich früher der Haupteingang des Ghettos befand.
Heute ist der Platz 'leer' - es befindet sich die Installation von 70 Stühlen dort, von denen die größeren die Möbelstücke repräsentieren sollen, die nach Auflösung des Ghettos einsam auf dem Platz standen. Ein Teil der Stühle wird abends von unten beleuchtet - ich stelle mir das gespenstisch vor.
Ein kleines Stück Richtung Osten und man läuft durch einen 'Betontunnel' dessen Dach so ausgeschnitten ist, dass auf die Seitenwand der Name Auschwitz Wieliczka durch die Sonne projeziert wird, und so bereits auf dem Weg einstimmt auf die Besichtigung von Schindlers Fabrik .
Bei unserer Ankunft kurz vor 10.00 Uhr (Öffnung des multimedialen Museums) steht eine relativ kurze Warteschlange bereits vor dem Eingang. Trotzdem dauert es recht lange bis diese 'abgearbeitet' ist - aber immerhin gibt es noch 624 Eintrittskarten für den sofortigen Eintritt als wir an der Reihe sind.
Auf drei Etagen und insgesamt 28 Räumen werden Dokumente, Filme und Infomaterial über die Schreckensherrschaft der NS-Besatzungszeit präsentiert. Es würde den Rahmen des Berichts sprengen, wollte man hierzu einen Überblick geben wollen. Daher beschränke ich mich auf zwei Bilder:
einmal das Treppenhaus der Schindler-Fabrik - hier wurde eine Reihe Szenen in Spielbergs Film Schindlers Liste gedreht
und das Bild von gigantischen Plänen zur Gestaltung eines Stadtviertels am Weichselufer - wie es die Nazi-Architektur von Speer auch in zahlreichen anderen Städten vorsah
Zurück am Platz der Helden des Ghettos besichtigen wir auch die Apotheke 'Pod Orlem', in der Tadeusz Pankiewicz während der Ghetto-Zeit nicht nur medizinische Hilfe leistete.
Apotheke Pod Orlem - leider hatte ich versäumt ein Foto zu machen, daher dieses aus wikimedia
Neben der originalgetreuen Ausstattung der alten Apotheke sind weitere zahlreiche Dokumente und Bilder aus der Gehttozeit zu sehen. Beeindruckend sind die vielen Gegenstände, die Juden dem Apotheker anvertrauten in der Hoffnung, sie einmal wieder abholen zu können.
Der weitere Rundgang durch das ehemalige Ghettoviertel führt uns an einigen vielleicht aus dieser Zeit stammenden fast unrestaurierten Häusern vorbei zum Marktplatz des Stadtviertels.
Über dem Platz steht die zwischen 1905 und 1909 erbaute St.-Josef-Kirche. Die neugotische dreischiffige Basilika hat ein durchaus sehenswertes Innere mit einem prächtigen Altar.
Der Hauptturm ist dem höheren Turm der Marienkirche nachempfunden.
Der weitere beschriebene Weg der Tour ist nicht unbedingt verfolgenswert, auch wenn es ein paar Bauwerke gibt, die ihren eigenen Charme haben.
Wir laufen wegen des Silva-Rerum-Graffiti noch bis zu einer Fußgängerbrücke über eine Schnellstraße, von der wir sowohl auf den Krak-Hügel schauen können als auch den angeblich besten Blick auf das Graffiti haben, das anläßlich des 750-jährigen Gründungsjubiläum von Krakau von Künstlern angefertigt wurde. Mit 100 m Länge ist es das längste thematisch einheitliche Graffiti der Welt und stellt die Geschichte der Stadt dar.
Die Hitze des Tages zwingt uns allmählich zur Rückkehr in belebtere Stadtteile; so nehmen wir die Tram und fahren mit einem 20min-Ticket für 2,80 zt in die Innenstadt.
Aufbruch: | 14.08.2013 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 19.08.2013 |