1 Monat - Thailand und Kambodscha - Level: Senior

Reisezeit: November / Dezember 2013  |  von Daniela Malt

14.11.13 - Tropfsteine und Fledermäuse

Frühstück um 8.00 Uhr - so haben wir uns verabredet. Schon sehr früh beginnen die Hähne ihr Morgenkonzert. Ein ganz ungewohnter Klang, denn zu Hause habe ich schon lange keinen Hahn mehr krähen hören. Mit dem Höherkommen der Sonne werden die Hähne stiller. Dafür schallt nun vom nahe gelegenen Wat Musik zu uns herüber. Eigentlich sind wir so gut und rechtzeitig geweckt - trotzdem sind Peter und ich nicht pünktlich fertig und traben etwas verspätet hinter den anderen her in ein winziges Restaurant, das schon "so früh" Frühstück anbietet.
Pünktlich um 9.00 Uhr steht unser Mini-Van vor unseren Guesthouse. Ab geht die Fahrt hoch in die Berge. Über steile und enge Serpentinen windet sich die Straße durch eine wunderschöne und fremdartige Natur. Am höchsten Punkt machen wir einen kleinen Foto-Stopp. Mit Grausen kann ich die wieder abwärts führende Straße, die sich durch wucherndes Grün und fantastische Hecken von gelben Blumen schlängelt, unter uns erkennen. Unser Fahrer, der ursprünglich als Frau auf diese Welt kam, meistert diesen Kurs mit Tempo und scheinbar auch Sicherheit. Kurven schneiden scheint hier als normal zu gelten. Unser erstes Ziel ist eine große Tropfsteinhöhle. Mit unseren Eintrittskarten mieten wir zwei Lampen-Guides, die uns den Weg durch die Höhle erhellen sollen. Das erste Stück erkunden wir zu Fuß und bestaunen die von der Natur erschaffene Formenvielfalt der Stalagmiten und Stalagtiten. Eine uns völlig fremde Frau bittet unseren Lampen-Guide an jedem Stalagmit ein Foto von ihr zu machen. So kommen wir nur sehr langsam voran. Erst als Dani sie darauf hinweist, dass sie doch bitte unseren Guide in Ruhe lassen soll und zu ihrem Führer, der in einiger Entfernung verzweifelt die Laterne schwenkt, gehen soll, haben wir wieder etwas von der Führung. Dann klettern wir etwas weiter nach unten in die Höhle, wo es einen unterirdischen Fluss mit einer starken Strömung gibt. Wir werden mit zwei Bambusflössen, auf denen kleine niedrige Hockerchen stehen, über diesen Fluss tiefer in die Höhle gestakt. Um uns herum wimmelt es von hunderten oder tausenden Karpfen. Wir hatten am Eingang von einer der alten Frauen, die Beutelchen mit Fischfutter anbieten, drei solcher Beutel gekauft. Die reichen aber nur für die ersten paar Meter. Man hat das Gefühl, wir fahren nicht durch Wasser, sondern durch eine Masse fetter Karpfen. Von der hohen Decke der Höhle schallen die Rufe von tausenden Fledermäusen. Wir hoffen inständig, dass das, was von der Decke auf uns tropft, nur Wasser ist... Im Lampenschein der durch die Höhle gleitenden Flöße erscheinen die wundervollen und die Fantasie anregenden Formen der Tropfsteine. Auch der Geruch von Fledermausexkrementen wird stärker. Dann sind wir am anderen Ende der Höhle angekommen, wo der Fluss wieder ans Tagesglicht kommt. Wir steigen ab von unseren Flössen und können nun über Steine und steile Stiegen in eine weitere Höhe klettern. Beim Anblick der steilen und von Fledermauskot völlig bedeckten Stiegen entscheiden sich Annemarie, Peter und Jan gegen einen Aufstieg. Dani und ich kraxeln hinter unserem Lampen-Guide her. Wir lernen dabei, einen Treppenhandlauf in einer Fledermaushöhle kann man nur von unten anfassen. In vier verschiedenen "Kammern" dieser Höhle liegen die Überreste von vier uralten hölzernen Särgen. Ich hätte die Dinger eher als eine Art "Einbaum" identifiziert. Aber sie sind wirklich sehr alt und nur noch in Fragmenten erhalten. Es ist verwunderlich, dass die Fledermäuse nicht bis hier her vorgedrungen sind. Dann geht die Fahrt auf den Flößen zurück durch die große Höhle. Nur das der Flößer uns nun gegen die starke Strömung durch das Wasser ziehen muss. Bis zum Bauch im Wasser stemmt er sich gegen die starke Strömung von Wasser und Karpfen und zieht uns zurück zum Ausgangspunkt unserer Höhlentour.

In der Höhle war es warm - draußen ist es heiß. Wir fahren mit unserem gut gekühlten Mini-Van die kurvigen und steilen Straßen zurück. Dann biegen wir in einen Seitenweg ein, um einen Abstecher in ein Bergdorf der Lhisu zu machen. Zuerst wirkt das Dorf wenig einladend auf uns: grau und schmutzig. Eine unheimlich steile Straße führt hinauf und die Jauche von den Schweinen rinnt diese Straße hinab, uns entgegen. Die Häuser stehen auf Pfählen, die die starke Neigung ausgleichen. Unter dem eigentlichen Haus leben die Schweine und Hühner, darüber die Menschen. An einer Stelle ist die Straße gänzlich mit schmierigem Schweinedung bedeckt. Annemarie kehrt um und ich wäre beinahe ausgerutscht und im Matsch gelandet - Glück gehabt, nur beinahe... Aber als wir den schwierigen Aufstieg geschafft haben, bietet sich uns ein wunderschöner Ausblick über die umliegenden Berge und Täler. Hier oben ist eine Art Schulcamp erbaut. Wir dürfen durch die Fenster der barackenartigen Gebäude in die Klassenräume sehen. Lernende Kinder, schlafende Kinder und spielende Kinder. In einer Klasse haben die Kinder alle kleine Tablet-PCs in den Händen. Ein Geschenk vom König, sagt unser Fahrer. Überhaupt ist diese Schule als Förderung der in den Bergen lebenden Minderheiten Thailands vom König und mehreren internationalen Organisationen erbaut worden. Bei einer alten, in Tracht gekleideten Frau erhandeln wir eine handgefertigte Umhängetasche.
Dann geht die Fahrt weiter zu einem Wasserfall, an dem wir auch baden könnten. OK, ein paar junge Leute plantschen tatsächlich in dem trüben Wasser, das uns nun wirklich nicht dazu verleiten kann, ein Bad zu nehmen. So sehen wir nur eine Weile zu.
Die Fahrt zurück nach Pai führt noch einmal durch das Dorf eines Bergvolkes - aber wir möchten nicht wieder aussteigen. Zurück in Pai genehmigen Annemarie und ich uns eine schmerzhafte Rückenmassage - also die müssen wir nicht noch einmal haben. Beim anschließenden Abendessen frage ich mich, warum ist red-curry eigentlich sooo scharf? Übermorgen werden wir es wissen, denn wir haben uns für einen Kochkurs angemeldet. Aber zuvor werden wir morgen eine Tour zu den heißen Quellen, zum Canyon und zum Elefantencamp machen. Dani und Jan haben für uns Senioren ein bequemes Taxi und für sich ein Moped gemietet. Ich hoffe, die Hähne beenden die Nacht nicht wieder so früh und wir schaffen es diesmal pünktlich zum Frühstück...

unser Minibus nach Soppong

unser Minibus nach Soppong

ganz oben auf dem Pass

ganz oben auf dem Pass

in der Tham Lod

in der Tham Lod

die Holzsärge

die Holzsärge

Der Höhleneingang

Der Höhleneingang

es geht steil bergauf im Lhisudorf

es geht steil bergauf im Lhisudorf

Nachschlag am Würstchenstand

Nachschlag am Würstchenstand

© Daniela Malt, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Level: Senior? Ja, wir reisen diesesmal zu fünft durch Thailand und Kambodscha. Und wir haben meine Eltern und eine gute Freundin meiner Mamsi mit dabei. D.h. 3/5 unserer Reisegruppe sind also 60+! Daher starten wir diesesmal auch etwas besser vorbereitet (Hotels, Flüge und einige Transporte sind weitestgehend übers Internet vorgebucht). Trotzdem ist eine selbst organisierte Reise durch Asien gerade für unsere "Kreuzfahrer-Senioren" recht spannend und entsprechend aufgeregt sind alle.
Details:
Aufbruch: 07.11.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 08.12.2013
Reiseziele: Thailand
Katar
Kambodscha
Der Autor
 
Daniela Malt berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.