Crazy India, everything is possible

Am Montag sind wir schweren Herzens vom wunderbaren Goa nach Delhi geflogen, dort haben wir eine Nacht geschlafen und sind dann morgens um 6 zum Bahnhof wo wir einen Teil unseres Gepaecks zurueck gelassen haben (bin echt gespannt ob noch alles da ist bis in zwei Wochen) und sind dann mit dem Zug in 7 1/2 Stunden nach Amritsar gefahren. Dieser Zug war ein sog.
Tageszug und im grossen und ganzen mit unbequemen Holzbaenken ausgestattet und wo bei uns zwei Leute Platz haben muessen sich in Indien immer drei hinquetschen. Naja OK kann man halt nichts machen dass eine Fahrt in der 2. Klasse nichts angenehmes ist, weiss ich ja laengst. Doch dass es so chaotisch wird dachte ich nun doch nicht. Der Zug war natuerlich brechend voll und was da wieder an Verkaeufern und Bettlern auf uns zu gekommen sind war sensationell. Da gab es einen kleinen Jungen, hoechstens 8 der hatte zwei Eisenblaettchen und klapperte die zusammen und sang dazu wie eine Lerche, dann waren da nochmal zwei kleine Jungs etwas juenger vielleicht, der eine hat getrommelt und der andere dazu im fahrenden Zug Filck-Flacks geschlagen bzw.andere Kunststuecke vorgefuehrt.Dann kamen Transvestiten die wollten auf unverschaemte Art Rupien, dann Blinde, Entstellte, dann ein Kochbuchverkaeufer, der ein Talent zum schreien hatte wie diese amerikanischen TV-Priester.
In diesen ganzen 7 1/2 Stunden hatte wir keine 5 Minuten unsere Ruhe, denn wir waren die einzigen Westler und dementsprechend hat sich alles auf uns konzentriert. Naja, lustig war es natuerlich auch und irgendwann waren wir dann auch endlich in Amritsar.
Das ist genau an der Grenze zu Pakistan und taeglich um 17.30 h wird der Grenzuebergang zum ehem.

"feindlichen" Pakistan in einer feierlichen Militaerzeremonie (Border Closing Ceremony) geschlossen mit allem Pi Pa Po. Die Steffi und ich sind natuerlich gleich dorthingefahren und was uns dort erwartete hat selbst mich fast umgehauen.
Menschenmassen, ja ein richtiges Volksfest war dort und dann standen da riesige Tribuehnen, alle voll mit Menschen und direkt nebenan auf der pakistanischen Seite vom Tor das allergleiche. Die Soldaten waren da am exerzieren, sehr gross gewachsene Maenner mit ihrem fuer uns lustigen Uniformen und immer im Stechschritt und schwer bewaffnet auf das Tor zu, dann wieder zurueck und dann Fahnen runter usw. Und in den Tribuehnen waren solche "Anfeurer" mit Mikrofonen, die Schimpftiraden nach Pakistan bruellten. Die Menge hatte echt getobt und die Emotionen haben sich schier ueberschlagen, auf unserer Seite schrie er dann immer:" H I N D U S T A N"... dann die Menge:" B R U E L L B R U E L L B R U E L L" auf der anderen Seite:" P A K I S T A N" und das Volk:"B R U E L L B R U E L L B R U E L L" echt, die Steffi und ich haben uns nur angeschaut und wenn das ganze fuer uns nicht so lustig gewesen waere, dann haetten wir geglaubt, dass in 5 Minuten der Krieg ausbricht. Von dem Spektakel habe ich mir dann eine DVD gekauft, das war es echt wert!!!
Danach sind wir dann noch zum goldenen Tempel und haben die dort herrschende friedliche Abendstimmung genossen und hoffentlich ein paar schoene Fotos von diesem ganz aus Gold gehaltenen, in mitten eines kleinen Sees stehenden, Tempel gemacht.
Der goldene Tempel ist das grösste Heiligtum der Sikhs.
Die Sikhs leben vorwiegend in der indischen Provinz Punjab im Grenzgebiet zu Pakistan und sind hauptsaechlich an ihren Turbanen unter denen sich eine lang Haarmaehne versteckt, an einem Saebel oder Dolch am Guertel, einem Schnurrbart und an knielangen Hosen zu erkennen. Die Sikhs filtern sich das Beste aus den beiden Religionen Islam und Hinduismus raus. So verehren sie bspw. nur einen Gott und lehnen das Kastenwesen ab auch haben die Frauen einen besseren Stand als bei den beiden anderen Religionen . Bei den Englaendern waren sie wegen ihrer Zuverlaessigkeit sehr geschaetzt.

Dieser Tempel ist ein sehr geschichtstraechtiger Ort, so haben dort schon ettliche Massaker zwischen Hindus und Moslems stattgeunden. Der Tempel ist auf einer riesigen quadratischen Flaeche angelegt. Wenn man das Tempelgelaende betritt muss man seine Fuesse waschen und eine Kopfbedeckung anlegen. Rauchen ist strengstens verboten, selbst noch 500m rund um das Tempelgelaende! Man kommt dann rein und hat den Blick auf einen quatratisch angelegten See, in dem der besagte goldene tempel liegt: ein unbeschreibliches Bild, wunderschoen glaenzt er in der Sonne und spiegelt sich im Wasser. Rund um den See ist alles aus Marmor, man kann schoen drumherumlaufen, vorbei an vielen anderen Heiligtuemern bis man ueber einen Steg in diesen Tempel hinein kann. Im Tempel sitzten drei oder vier "Vorbeter", teils mit Trommeln und einer Sidhart, deren Gesaenge ueber das ganze Gelaende per Lautsprecher geschallt wird. Dazwischen sitzt noch einer, der das gespendete Geld, das die Pilger dort zu den Vorbetern werfen, auf einen Haufen schaufelt.
Natuerlich ist in diesem Tempel der Menschenandrang riesengross und die Atmosphaere unbeschreiblich, so werden hier z.B. taeglich 2000 Menschen! kostenlos gespeist. Man kann sich sehr gut vorstellen welche Panik hier ausbrechen kann sobald die Zeichen auf Sturm stehen...gar nicht auszudenken!