USA 2013 - Teil 1 - Südwesten
Vom Bryce Canyon nach Torrey, Utah
11. Tag Torrey, Utah
Sonntag, 16. Juni 2013
11. Tag Torrey, Utah Howard Johnson Motel
Bryce Canyon National Park / HW 12 / Grand Staircase Escalante NM / Escalante / Boulder / Torrey
Gefahrene Meilen: 153 (246 km) - 9 1/4 Stunden
Der Wecker läutet wie immer um 6 Uhr. Um 7.30 Uhr sind wir im Ruby's Inn zum Frühstück. Dort werden gerade einige Busse abgefertigt, doch das Personal ist flott und so bekommen wir bald unser Frühstück. Und so sind wir schon um 8.30 Uhr im Bryce Canyon. Rolf macht mit unseren Mitreisenden eine kleine Wanderung auf dem Navajo Trail hinunter in den Canyon, während ich mal wieder auf die Klamotten aufpasse. Ich habe mir ein schönes Plätzchen, schattig, am Rim gesucht. Die Luft ist herrlich und ich habe einen tollen Blick in das Amphitheater. Wir sind auf ca. 2.800 m Höhe, bei 16 Grad. Die Ruhe in der herrlichen Natur geniesse ich besonders.
Von der Wanderung zurück machen wir an folgenden Punkten einen Halt: Bryce Point, Inspiration Point, Natural Bridge. Alle sind total begeistert, der Bryce gehört auch für uns zu den schönsten Orten im Südwesten der USA. Im Bryce fahren wir auch an einem gespenstisch aussehenden verbrannten Wald vorbei. Wir sehen einige Rehe und Pronghorn Antilopen.
Natural Bridge ist eine von mehreren natürlichen Bögen im Bryce Canyon und gleichzeitig der einzige, den man entlang der Parkstraße zu Gesicht bekommt. Sie bildet eine wunderschöne Kulisse an diesem Aussichtspunkt. Der Bogen aus dem rötesten Felsen der eisen-oxidhaltigen Claron Formation bildet einen starken Kontrast zum dunkelgrünen Ponderosa Wald, der durch die Öffnung des Arches vom darunterliegenden Canyon sichtbar ist. Solche Bögen bilden sich meist nach der Abnutzung des Felsens durch Flüsse. Die Natural Bridge entstand jedoch aus einer Kombination von Prozessen. Die Ausdehnung des Wassers beim Einfrieren führte zu Rissen im Felsen und schwächte ihn. Das chemische Auflösen des Felsens durch Regenwasser entfernte die Ober- und Seitenteile dieser Felsenwand. Schließlich löste die Schwerkraft die geschwächten Felsteile in der Mitte und es entstand das Felsloch, das man heute sieht. Da die Kräfte der Erosion kontinuierlich an den Bögen und Hoodoos des Bryce Canyon weiternagen, verändert sich das Bild permanent. Irgendwann wird die Natural Bridge einstürzen. Bridge ist übrigens die verkehrte Bezeichnung, denn diese bezeichnet Felsstrukturen, die durch Wasserkraft entstanden. Arch ist die geologisch korrekte Bezeichnung.
Der Bryce Canyon Nationalpark im Südwesten Utahs dient dem Schutz der farbigen Felspyramiden, den sogenannten Hoodoos, an der Abbruchkante des Paunsaugunt-Plateaus. Dieser Abbruch verläuft nicht linear. Stattdessen haben sich nach Osten hin offene, halb-kreisförmige Felskessel in das Plateau erodiert, die als "natürliche Amphitheater" um-schrieben werden. Das größte dieser Amphitheater ist der fälschlicherweise als Canyon bezeichnete Bryce Canyon. Dieser befindet sich auf 2.400 bis 2.700 m Höhe und ist damit wesentlich höher als der Zion NP oder der Grand Canyon NP. Bryce Canyon wurde nicht durch einen Fluss gebildet und ist damit kein Canyon im eigentlichen Sinne. Die großen Amphitheater mit den bizarren Felsnadeln - Hoodoos bis zu 60 m Höhe - erstrecken sich über eine Länge bis zu 30 km.
Hoodoos sind kopflastige Türmchen / Gesteinssäulen (Felsnadeln), die durch Wind und Wasser geformt wurden, innerhalb der letzten 40 bis 60 Mio. Jahren. Hoodoos können eine Höhe von 1,5 m bis 45 m erreichen, durch ihr "windgeformtes" Profil bekommen sie das Aussehen eines Totempfahles. Thor's Hammer im Bryce Canyon ist ein weltbekannter Hoodoo.
Das große Amphitheater - Bryce Canyon - ist 5 km breit, 19 km lang und fällt ca. 240 m gegenüber dem Plateau ab. Über die menschliche Besiedlung ist wenig bekannt. Archäologische Funde datieren 10.000 Jahre zurück. Manche Funde werden den Anasazi-Indianern zugeordnet. Rest von landwirtschaftlicher Nutzung und Kulturpflanzen wurden gefunden. Die Paiute, die dort jagten, nannten die Hoodoos "Anka-ku-wass-a-wits" - rot angemalte Gesichter. 1875 wurde Ebenezer Bryce von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letz-ten Tage (Mormonen) geschickt, um an der Erschließung des Gebietes als Zimmermann mitzuarbeiten. Er baute eine Straße zum Plateau hinauf, um dort Bäume zu fällen und daraus Bretter und Feuerholz zu gewinnen. Er sah das Naturwunder von der praktischen Seite und bezeichnete es als "a hell of a place to loose a cow" - ein Höllenplatz, um eine Kuh zu verlieren. Seine Nachbarn nannten den Canyon nahe seiner Hütte Bryce's Canyon. Mit anderen Siedlern baute Ebenezer Bryce einen Kanal, um der ständigen Überflutungen, gefolgt von Trockenperioden, Herr zu werden. Das Projekt scheiterte. So zog er 1880 weiter nach Arizona.
Das Gestein im Bryce Canyon ist ca. 100 Mio. Jahre jünger als im Zion NP und dieser zeigt Felsen, welche um weitere 100 Mio. Jahre jünger als im Grand Canyon sind. Trotzdem gehören alle drei Gebiete zu der "The Grand Staircase" genannten Formation. Vom Grand Canyon bis zum Bryce Canyon kann man fast 200 Millionen Jahre Erdgeschichte studieren. Die Luft im Bryce Canyon ist so klar und die Gegend aufgrund fehlender Infrastruktur nachts so dunkel, dass man mit bloßem Auge weit über 7.500 Sterne am Himmel erkennen kann. Aufgrund der klaren Luft sind an schönen Tagen Fernsichten bis zu 320 km nach Arizona und sogar New Mexico möglich. Im Park leben bis zu 60 ver-schiedene Säugetierarten und 170 verschiedene Vogelarten, außerdem 11 Reptilien- (u. a. Great Basin-Klapperschlange, gestreifte Peitschennatter) und 4 Amphibienarten (u. a. Kurzhorn-Krötenechse, Tigersalamander).
Um 13 Uhr machen wir in Tropic in Clark's Restaurant eine Pause, es ist schon recht warm geworden. Gegen 14.20 Uhr fahren wir über den Highway 12, Richtung Escalante. Dieser Highway gehört zu den schönsten Straßen in USA. Die Fahrt ist traumhaft. Wir überqueren einen ersten Pass, 2.317 m hoch und kommen nach Escalante. Der kleine Ort hat nur 800 Einwohner. Er ist nach Silvestre Velez de Escalante benannt, einem spanischen Missionar, der als erster Europäer diese Gegend erforschte.
Weiter geht es auf dem HW 12 Richtung Boulder, durch den Calf Creek Canyon und Grand Staircase National Monument, eine sehr schöne Landschaft. Der Calf Creek erhielt seinen Namen durch die frühen Siedler, den Canyon als natürlichen Pferch nutzen, um die Kälber zu entwöhnen. Der HW 12 bietet atemberaubende Ausblicke, bizarre Felsformationen, mit einem grandiosen Farbenspiel des Sandsteines: Rot, Blau, Braun, Weiß, Gelb. Natürlich wird an vielen View-Points gehalten, um zu fotografieren. Rotes Gras, welches im Wind weht, bunte Wildblumen und Rehe, was wollen wir mehr.
Grand Staircase Escalante National Monument, 1996 von Bill Clinton ernannt, gegen den Widerstand der Farmer und Rancher. Das Monument ist mit 7.689 km² das derzeit größte seiner Art im Kernland der USA. Es liegt im Süden Utahs in einer der einsamsten Gegenden der USA und ist umgeben von den Nationalparks Bryce Canyon und Capitol Reef, der Glen Canyon National Recreation Area und dem Lake Powell sowie dem Dixie National Forest. Das Grand Staircase-Escalante National Monument beinhaltet eine beeindruckende Vielfalt an spektakulären Naturwundern zwischen Wüste und Hochgebirge. Es ist eine felsige Landschaft aus vielfarbigen Bergen, Abhängen, Ebenen und Tälern - das ist das Grand Staircase-Escalante N.M. Das Monument ist geologisch im Wesentlichen dreigeteilt. Von Westen kommend trifft man zuerst auf das Gebiet der "Grand Staircase", eine Region mehrerer gigantischer aufeinander aufbauender Ebenen, die zusammen die nach Norden auf-steigende "Große Treppe" bilden.
Die Grand Staircase wird durchschnitten durch den Paria River, der zusammen mit seinen Zuflüssen die Landschaft vielfach durchtrennt und dabei eine Vielzahl geologischer Schönheiten ausbildet. Weiter nach Osten schließt sich an die Grand Staircase das Kaiparowits Plateau an, die trockenste und unwirtlichste Region des Monuments. Die Grenzlinie zwischen diesen beiden Teilen des Monuments wird durch einen Teil der markanten Formation des Cockscomb (Hahnenkamm) gebildet, eine beeindruckende Gebirgsfaltung, die sich von Nord nach Süd durch Utah zieht. Im Osten schließt sich an das Kaiparowits Plateau die Gegend der Escalante Canyons an, eine trotz der extremen Trockenheit durch die Kraft des (wenigen) Wassers über Millionen Jahre geformte Landschaft, die einige der schönsten Canyons weltweit enthält. Grand Staircase bezeichnet das Gesamtsystem der Schichttafellandschaft des Colorado-Plateaus: Basis der monumentalen Treppe, die von 730 m bis über 3.000 m erreicht, ist die Talsohle des Grand Canyon, Fortsetzung im Zion National Park, Bryce Canyon. Für Geologen ist das ein Paradies.
Gegen 16.00 Uhr erreichen wir Boulder. Dort machen wir Pause in einem Cafe, die eine urige Puppe im Garten stehen haben.
Boulder, ca. 200 Enwohner. Der Highway 12 wurde 1938 gebaut. Bis dahin mussten die Güter und die Post auf dem Rücken von Mulis und Packpferden über die Hell's Backbone Road (61 km Schotterstraße) oder den Boulder Mail Trail, beides beschwerliche und gefährliche Routen, nach Boulder geschafft werden. Im Winter war das oft aufgrund der Schneemengen nicht möglich und Boulder war total von der Außenwelt abgeschottet. Boulder war wohl die letzte Stadt in den USA, die mit Mulis versorgt wurde. Die erste Telefonleitung in Boulder gab es 1910, aber der elektrische Strom kam erst 1947.
Weiter geht die Fahrt, über einen 2.926 m hohen Pass, bis nach Torrey. Chris hat eine Art Schnupfen, so tanken wir schnell in Torrey und kaufen für unser Picknick ein, ehe wir zu unserem Hotel fahren und einchecken. Ankunft 18.15 Uhr, nach 153 Meilen (246 km) und 9 ¼ Stunden. Dort im Hotel ist alles vorbildlich vorbereitet, down stairs, Handicap Room etc. Das Howard Johnson können wir in Torrey nur empfehlen.
Aus unserem Fenster der Blick in die wilde Landschaft mit rotem Sandstein und blühenden Blumen ist ein Traum. Nach dem Duschen und Ausruhen schaffen Rolf und Chris einen Tisch heraus und wir machen Picknick, wie üblich mit allerlei guten Sachen quer Beet. Natürlich wird alles mit Be-weisfotos festgehalten. Um 21.30 Uhr gehen wir schlafen. Wir sind alle müde.
Torrey, ca. 180 Einwohner, auf 2.000 m Höhe, wurde 1880 von mormonischen Siedlern gegründet und nach Jay L. Torrey, einem Abgeordneten im Wyoming-Territorium benannt, nachdem hier eine Poststation geschaffen wurde.
Weitere Fotos auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 11.07.2013 |