USA 2013 - Teil 1 - Südwesten
Von Tombstone nach Tucson, Arizona
6. Tag Tucson, Arizona
Dienstag, 11. Juni 2013
6. Tag Tucson, Arizona Americas Best Value
Tombstone / Boothill / Tucson / Mission San Xavier del Bac / Gates Pass / Sonora Wüste / Tuscon
Gefahrene Meilen: 126 (203 km) - 9 1/2 Stunden
In der Nacht muss der Strom ausgefallen sein. Die Uhr blinkt. Ich werde um 3.30 Uhr wach, bin ausgeschlafen, doch ich warte bis 5 Uhr, ehe ich aufstehe. Wir hatten die Klimaanlage auf 70 Grad F (21 Grad C) stehen, das war angenehm um Schlafen und nicht zu krass zu den heißen Temperaturen draußen, über 40 Grad.
Heute Morgen treffen wir uns um 7.30 Uhr, wir wollen zum "Chuck Wagon" zum Frühstück. Schon am frühen Morgen ist es sehr warm. Wir machen einen kleinen Spaziergang bis zu dem Cafe, wo wir frühstücken. Das Essen ist hervorragend, Eier mit Schinken, Bratkar-toffeln, Toast bzw. Käseomelett. Die Bedienung ist sehr freundlich und die Preise sind in Ordnung.
Gegen 9 Uhr treffen wir am Courthouse von Tombstone ein. Unsere Freunde machen dort eine ausführliche Besichtigung.
Tombstone Courthouse State Historic Park - war früher das ursprüngliche Cochise County Gerichtsgebäude. Das 2-stöckige Gebäude wurde 1882 im viktorianischen Stil erbaut und enthielt verschiedene Bezirksämter, Gerichtssäle und ein Gefängnis. Im Innern des Ge-richtsgebäudes findet sich heute ein Museum mit zahlreichen Artefakten aus der Geschichte der Stadt, während sich im Hof draußen ein Galgen befindet, an der Stelle, wo 7 Männer für verschiedene Verbrechen gehängt wurden.
Rolf und ich warten auf einer Bank im Schatten. Wir befinden uns in "Hoptown", dem ehemaligen chinesischen Viertel in Tombstone.
"Hoptown" - 1879 lebten in Tombstone 11 Chinesen, 1882 waren es schon 250. Die Gegend zwischen 2. und 3. und Allan Street war das Gebiet, wo sie lebten und Geschäfte betrieben. Die Gegend wurde im Volksmund "Hoptown" genannt. Die Chinesen betrieben-Wäschereien und Restaurants. Sie bauten Gemüse an und arbeiteten als Arbeiter, Hausboys, Diener und Prostituierte. Quong Kee führte das berühmte "Can Can Restaurant", zusammen mit seinem Partner Ah Lum. Ah Lums Frau, China Mary, kontrollierte "Hoptown". Sie war als Arbeitsvermittlerin tätig und garantierte, dass ihre Arbeitskräfte nicht betrogen oder stahlen. Sie kontrollierte auch den Opiumhandel und die chinesischen Prostituierten. Es gab eine Anti-Chinesische Liga, die den Einwohnern von Tombstone empfahl, keinen Handel zu treiben oder Geschäfte zu machen mit chinesischen Geschäftsleuten. Ungeachtet dessen waren die Chinesen sehr lange Zeit in Tombstone geschäftlich erfolgreich. Auf dem Friedhof "Boothill" findet sich ein Gebiet, wo China Mary und Quong Kee beerdigt sind.
Tombstone, die wohl berühmteste Stadt des Wilden Westen, 1879 von Ed Schieffelin gegründet. Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem ihre Tage als Bergbaustadt zu Ende gingen, doch "The town too tough to die" (die Stadt zum Sterben zu zäh) wusste sich touristisch gut zu vermarkten. Mit ihren staubigen Straßen, hölzernen Gehwegen und schwingenden Saloontüren ist sie überraschend unverändert geblieben. 1877 als Silberminen-Boomtown entstanden, zählte sie auf dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit mehr als 10.000 Einwohner, aber 1890 war sie bereits wieder von fast allen verlassen. Die meisten der Gebäude sind aus den frühen 80er des 19. Jh.. Das berühmte "Bird Cage Theater" ist immer wieder sehenswert. Sieben abgeschirmte Vogelkäfige, die früher angeblich von Prostituierten benutzt wurden, hängen zu beiden Seiten der Haupthalle herab. Das Theater beherbergt eine wilde Kuriositätensammlung und eine Treppe tiefer kann man die alten Spieltische und Bordellzimmer bewundern.
Sehenswert ist der Tombstone Courthouse State Historic Park. Der ehemalige Sitz des Cochise County Court beherbergt noch immer den kaum veränderten Gerichtssaal, in dem seinerzeit mehrere berühmte Prozesse stattfanden. Vieles steht in Tombstone unter Denkmalschutz. Zwar lebt die Stadt von den Touristen, doch viele Bars, Saloons und Cafes werden auch von "echten" Cowboys und Ranchern aufgesucht, was dem Ort mehr Realität verleiht.
Nach 11 Uhr verlassen wir Tombstone und fahren zum Friedhof "Boothill". Auch wenn wir den urigen Friedhof schon div. Male besucht haben, ist es immer wieder faszinierend für uns, die skurrilen Inschriften auf den Grabstein zu lesen. "Boothill", wo jemand beerdigt liegt, der aus "Versehen" gehängt wurde. Viele berühmte Männer des Wilden Westens liegen hier begraben, u. a. Tom McLaury, Frank McLaury, Bill Clanton - getötet im "Gun-fight at the OK-Corral", am 26.10.1881 in Tombstone. Bei dieser Schiesserei wurden Morgan und Virgil Earp und ihr Freund Doc Holliday verwundet.
Boot Hill oder Boothill ist der Name für einen Friedhof im amerikanischen Westen. Während des 19. Jahrhunderts war es eine gebräuchliche Bezeichnung für die Grabstätten von Revolverhelden oder diejenigen, "die in ihren Stiefeln" starben (=gewaltsam).
Auf dem Boothill von Tombstone liegen jedoch nicht nur Revolverhelden begraben, sondern auch normale Bürger, u. a. viele Chinesen und Juden, mehr als 300 Personen. Leider wurden im Laufe der Zeit viele Grabsteine und Kreuze als Souvenire gestohlen. Der Boothill in Tomstone wurde 1884 geschlossen, als der neue "City Cemetery" in der Allan Street eröffnet wurde. Boothill wurde vernachlässigt und es wurden nur noch einige Banditen dort beerdigt. In späteren Jahren sorgten einige Bewohner von Tombstone in vielen ehrenamtlichen Stunden dafür, dass der Boothill wieder instand gesetzt wurde. Heute ist er der Öffentlichkeit zugänglich (eine kleine Spende wird erwartet) und ein beliebter Touristenstopp.
Nach der Besichtigung des Boothill fahren wir über den HW 82 Richtung Nogales. Auch eine Passkontrollstelle passieren wir, ohne jedoch unsere Ausweise vorzeigen zu müssen. Die Hitze ist unbeschreiblich ätzend. Durch die Whetstone Mountains erreichen wir um 12.45 Uhr Uhr Tucson, nach 85 Meilen (137 km).
Der Name Tucson entstammt der Sprache der Tohono-O'Odham-Indianer. Der Name des Gebietes - Chuk Shon - bedeutet "schwarze Vorberge". Tucson war um 12.000 v. Chr. durch Paläoindianer besiedelt. Nahe dem heutigen Stadtzentrum wurden Reste eines Dorfes gefunden, das hier ca. 1000 v. Chr. stand. Zwischen 1200 v. Chr. und 150 n. Chr. wurde die Gegend um Tucson landwirtschaftlich genutzt. Tucson gehört damit zu den am längsten fortwährend besiedelten Orten der USA. Die damaligen Einwohner bauten Bewässerungskanäle, um die Mais- und Bohnenfelder zu bewirtschaften. Zwischen 600 und 1450 n. Chr. siedelte die Hohokam-Kultur in diesem Gebiet. Tucson wurde am 20. August 1775 mit dem Bau eines Presidios (Festung) unter Leitung von Hugo O'Conor durch die Spanier gegründet. Nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien 1821 gehörte Tucson zu Mexiko. Mit dem Gadsden-Kauf fiel die Stadt 1853 an die Vereinigten Staaten. Von 1867 bis 1877 war Tucson die Hauptstadt des Arizona-Territoriums. 1885 wurde die University of Arizona gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich hier viele ehemalige Soldaten nieder und mit dem Aufkommen von Klimaanlagen zogen immer mehr Menschen nach Tucson. Seither wächst die Bevölkerung ständig. Tucson ist die größte Stadt im südlichen Arizona und nach Phoenix die zweitgrößte in Arizona. Tucson liegt auf einer Hochebene, umgeben von 5 bis zu 2.880 m hohen Bergketten, den Santa Catalina Mountains, den Tortolita Mountains, den Santa Rita Mountains, den Rincon Mountains und den Tucson Mountains. Der Santa Cruz River ist, bis auf die regenreichen Wochen während des Sommer-Monsuns, meist ausgetrocknet.
Wir können Gott sei Dank unsere Zimmer beziehen, auspacken, uns leichter anziehen, ehe wir zur Mission San Xavier del Bac fahren.
In diesem Jahr haben wir mehr Glück als im Letzten. Es sind kaum Besucher da und so können wir uns alles in Ruhe anschauen. In der Kirche ist es angenehm kühl. Das denken sich wohl auch zwei große schwarze Hunde, die in die Kirche hinein spazieren. Sie gehören wohl zu der Mission, denn ein Pater, der dies sieht, lächelt nur. Die beiden großen Hunde haben sich zunächst Doris zugewandt und lassen sich von ihr kraulen und streicheln. Einer meint wohl, meine Füsse seien zu schmutzig, er leckt sie sorgfältig ab, so etwas habe ich noch nie erlebt.
Die Mission San Xavier del Bac ist eine alte spanische Missionskirche, 16 Kilometer südlich von Tucson. Sie wird als "Weiße Taube der Wüste" bezeichnet, was wir sehr passend finden. Sie hat ein weißes, maurisch inspiriertes Design, elegant und einfach, mit einem reich verzierten Eingang. Das Innere ist mit wunderschönen Ornamenten ausgestattet, eine Mischung aus New Spanien und Native American Motiven. Die Mission gilt als die schönste in den USA. Seit 1963 ist der Ort National Historic Landmark. In einer Nische der Kirche findet man eine Statue des Hl. Franziskus. Viele Gläubige legen ihre Gebete, Bitten etc. dort ab und hoffen auf ein Wunder.
Um 1700 wurde im Land der Tohono O'Odham-Indianer vom Missionar Eusebio Francisco Kino, einem Pater der Jesuiten, eine Missionsstation errichtet. Dieser Jesuit war der Gründer verschiedener Missionen in der Sonora-Wüste. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Apachen zerstört. Karl III. von Spanien verbannte alle Jesuiten von spanischem Land in Amerika, da er ihnen misstraute. Von da an wurden die Missionen von Franziskaner betreut, die er für zuverlässiger hielt. Auf dem Gelände wurde dann unter der Leitung des Franziskaners Juan Bautista Velderrain und Juan Bautista Llorenz zusammen mit den ein-heimischen Indianern im Jahr 1797 die heutige Kirche erbaut, deren einzigartiger Altaraufsatz und eindrucksvolle Wandmalereien sie zu einem beliebten Ziel für Touristen, aber auch für lokale Gläubige machen. Im Gegensatz zu den anderen spanischen Missionen wird die Kirche noch heute von den Franziskanern betreut und dient den einheimischen Indianern als Pfarrkirche. Nachdem die Kirche in den 1980er Jahren mit normalen Baumaterialien ausgebessert wurde, sammelte sich Wasser in den Wänden und zerstörte teilweise die Wandbemalung. Daraufhin wurde in einem aufwändigen Prozess das komplette neue Material entfernt und die Kirche über mehrere Jahre von internationalen Spezialisten mit den historisch überlieferten Originalmaterialien restauriert. Neu war bei diesem Prozess, dass indianische Künstler eingearbeitet wurden, die nach Abzug der Experten deren Arbeit übernahmen und nun ihrerseits das Fachwissen bei ähnlichen Restaurierungen verbreiten.
Die Tohono O'Odham (Wüstenvolk) Indianer sind ein Volk von mehr als 24.000 Menschen, meist Katholiken, aber sie leben auch ihren alten Glauben und ihre Gebräuche, die nach wie vor von den Alten auf die Jungen überliefert werden. Besonders die geflochtenen Baskets sind berühmt und lassen sich gut verkaufen. Viele des Stammes leben als Farmer oder Rancher, andere arbeiten für den Staat in Tucson, Casa Grande oder Phoenix. Die O'Odham sind ein offenes und gastfreundliches Volk, welches besonders die alten Riten und Zeremonien pflegt.
Nach der sehr schweißtreibenden Besichtigung der wunderschönen Mission müssen wir erst einmal etwas Kühles trinken. Ausnahmsweise besuchen wir ein MacDonald. Wir meiden diese Lokale sonst wie die Pest.
Dann fahren wir in die Tucson Mountains, vorbei an Old Tucson, über Gates Pass. Gates Pass ist eine landschaftlich besonders schöne Straße durch die Wüste, gesäumt mit vielen Aussichtspunkten und Orten, wo Einheimische und Touristen den Sonnenuntergang beobachten. Besonders schön sind die unzähligen Saguaro-Kakteen, die den Weg säumen. Die riesigen Saguaro-Kakteen sind das Symbol des amerikanischen Westens. Die majestätischen Pflanzen, die nur in einem kleinen Gebiet der USA vorkommen, werden besonders geschützt. Die Saguaro-Kakteen der Sonora-Wüste haben die Größe eines Baumes mit ei-ner langen Lebensdauer, bis zu 250 Jahren. Besonders schön sind die weißen, wachsartigen Blüten im Juni/Juli. Der Kaktus ist ein Leckerbissen für die vielen Tiere, die die Wüste bewohnen. Wildtiere wie Rehe, Javalinas, Bobcats, Füchse, Hasen, Schlangen, Wachteln etc. leben in dieser herrlichen Landschaft. Die Straße Gates Pass wurde 1883 von Thomas Gates geschaffen, der auf der Suche nach einer Abkürzung durch die Tucson Mountains war. Gates, ein lokaler Pionier, mit einer Ranch und einem Saloon, kaufte das Land, um diese wunderschöne, aber gefährliche Straße zu bauen. 2006 wurde die Strecke "entschärft", da sich bis zu diesem Zeitpunkt viele tödliche Unfälle aufgrund der extremen Steigungen und Kurven ereigneten.
Gegen 17 Uhr sind wir zurück im Hotel, welches einige Mängel aufweist: Wir haben zwar ein großes Behindertenzimmer, aber Kühlschrank, Kaffeemaschine, Eiskübel und Shampoo/Seife fehlen. Kein gutes Zeichen. Im letzten Jahr war alles besser in Ordnung.
Um 18 Uhr marschieren wir nur einige Meter zum Country Folks Restaurant. Alle sind sich einig, hier haben wir das beste Essen auf unserer bisherigen Tour bekommen. Es sind die gleichen freundlichen älteren Damen, die guten Service bieten (Gläser zum Bier, genügend Servietten etc.). Die Preise sind auch in Ordnung, Bier 2,95 Dollar, Karaffe Wein 8 Dollar, Salat 1,29 Dollar als Beilage, aber sehr reichhaltig und mit interessanten Blattsalaten darunter und hervorragenden Dressings. So gestärkt und zufrieden wandern wir zurück zum Hotel. Dort lassen wir uns in der Nähe des Pools nieder. Doris schwimmt eine Runde und dann geniessen wir bei Miller Light, Pino Grigio den herrlichen Abend. Um 22.30 Uhr gehen wir schlafen.
Weitere Bilder und Diashow unter www.harley-rolf.de
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 11.07.2013 |