Ein Jahr Auszeit

Reisezeit: Juli 2014 - Juli 2015  |  von Doris und Norbert Sykora

Chilkoot Trail

Als im August 1896 George Carmack am Klondike River, im Yukon Gold gefunden hatte, verbreitete sich diese Nachricht in Windeseile. 30.000 Leute, egal ob Banker, Verkäufer oder Handwerker ließen ihren Job und Ihre Familien zurück und machten sich auf zu den Goldfeldern am Klondike. Die Leute standen Schlange für Fahrscheine, um mit dem nächsten Dampfer nach Skagway in Alaska zu fahren, der Stadt, von der es hieß, sie läge den Goldfeldern am nächsten. Von dort mussten sie über den Chilkoot Pass nach Canada und dann weiter mit selbstgebauten Flößen 1.300 km am Yukon River entlang nach Dawson City. Eine Tonne Lebensmittel war die Voraussetzung um über die kanadische Grenze zu gelangen! Die Überquerung des Chilkoot Passes war dabei die größte Herausforderung. Sie mussten einen Anstieg von 45 °, in in Eis gehauenen Stufen, den sogenannten Golden Stairs, überwinden - und das 40 - 50 x um die Tonne Lebensmittel über den Pass zu transportieren.
Angesteckt von den Büchern Jack Londons über den Goldrausch im Klondike, wollte Doris schon immer ihren Traum verwirklichen, auf den Spuren der Goldsucher den Chilkoot Trail zu gehen. Wie heißt der Spruch noch einmal? "Überlege dir gut ,was du dir wünscht - es könnte in Erfüllung gehen"

Um nach Skagway zu gelangen mussten wir von Anchorage nach Juneau fliegen, der Hauptstadt Alaskas, um von dort mit der Fähre nach Skagway weiterzureisen.
Wir hatten zwar keine Tonne zu tragen, aber Zelt, Schlafsäcke, Kleidung und Essen für 5 Tage haben sich auch ganz schön angehängt. Der Weg führte uns zuerst in einen Zauberwald mit viel Moos und Farn in einem hellen zarten Grünton, wie es nur der Frühling oder viel Regen hervorbringt - bei uns war es der Regen. Er begleitete uns in verschiedenen Formen die nächsten fünf Tage und vier Nächte! Wir balancierten zwei Kilometer über schmale Bretter entlang der Biberdämme. Die Wege waren vom Regen so aufgeweicht, dass wir bei dem morastigen Boden, der mit nassen Wurzeln und Steinen übersät war, aufpassen mussten um nicht auszurutschen. Der Höhepunkt der Anstrengung waren auch für uns die golden Stairs. Das waren leider keine Stufen wie der Name vermuten lässt sondern riesige schwarze Felsbrocken, die es bei 45 Grad Steigung zu erklimmen galt. Jeder Tritt musste genau überlegt werden um nicht abzurutschen. Als wir glaubten, den Gipfel erreicht zu haben, sahen wir zu unserem Leidwesen, dass wir erst die Hälfte der Steigung zurückgelegt hatten. Wir waren am Ende unserer Kräfte. Es war kalt, wir waren durchnässt, aber bis zum nächsten Camp waren es noch weitere drei bis vier Stunden über unwegsames Gebirge mit Flussdurchquerungen und Eisfelder. Sogar eine Gletscherspalte haben wir auf dem Weg zum Happy Camp gesehen. Auf der anderen Seite haben wir nicht mit so einer grandiosen Landschaft gerechnet - tiefblaue Bergseen, nebelverhangene Berge, Wildblumen, reißende Flüsse, Wasserfälle - die Eindrücke kann man gar nicht beschreiben.

Eine kleine ungeheizte Hütte vollgestopft mit Leidensgenossen wartete auf uns. Es war ein gemütlicher Abend, wo jeder seine Geschichte erzählte. Wir sahen Hannes wieder, ein netter junger Deutscher, der drei Monate durch Kanada trampt, zwei wandererprobte Kanadierinnen, die den Trail auch als Ihre größte Herausforderung sahen und ein älteres englisches Paar, deren Großvater damals beim Goldrausch dabei war. Wir träumten von einer heißen Dusche, einem Steak und den Margaritha`s bei Olivia. Die Nacht verbrachten wir wieder in unserem leider nicht wasserdichtem Zelt. Morgens erwachten wir mit nassen Schlafsäcken und Schuhen. Aber es half nichts, wir mussten die nächsten zwei Tage durchhalten. Man glaubt nicht, zu was man imstande ist wenn man es nur will oder muss. Die Anstrengungen waren unbeschreiblich und wir sind irrsinnig stolz auf uns, das geschafft zu haben. In einiger Zeit, wenn die Strapazen vergessen sind, werden nur die positiven Eindrücke in Erinnerung bleiben. In Skagway angelangt, wurden unsere Träume in genau der Reihenfolge erfüllt: heiße Dusche, gutes Essen und Olivia`s Margarithas.

Die Planken über die Biberdämme waren nach unserer Rückkehr durch den starken Regen hüfthoch überschwemmt.

Die Planken über die Biberdämme waren nach unserer Rückkehr durch den starken Regen hüfthoch überschwemmt.

so richtig gemütlich

so richtig gemütlich

ein Aufstieg reicht uns. Never ever !

ein Aufstieg reicht uns. Never ever !

Trockenen Fußes kommen wir da nicht rüber -  aber eigentlich eh schon egal!

Trockenen Fußes kommen wir da nicht rüber - aber eigentlich eh schon egal!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise führt uns von Alaska - Yukon, über die Südstaaten und Neuengland, drei Monate mit dem Rucksack durch Südamerika, danach mit dem Wohnmobil durch Neuseeland. Drei Monate Seele baumeln in der Südsee soll uns den Alltag vergessen lassen. Dann wartet noch ein großes Offroad-Abenteuer in Westaustralien gemeinsam mit unserem 18 jährigen Neffen, der extra eingeflogen wird.
Details:
Aufbruch: 26.07.2014
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: Juli 2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kolumbien
Bolivien
Brasilien
Neuseeland
Französisch Polynesien
Der Autor
 
Doris und Norbert Sykora berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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