Durch den Monsun - Südindien 2014
Puducherry (Pondicherry): Easy Rider auf dem Weg nach Auroville
Vanaakam liebe Leser!
Auroville ist eine ... hmmm, was ist es denn? Eine Stadt? Ein Ort? Eine Enklave? Oder einfach eine (gute?!) Idee?
Auf jeden Fall liegt das Fleckchen Erde mit Namen "Auroville" etwa 12 km nördlich von Pondi. Es ist eine "Community", die sich aus ca. 2000 Menschen 43 unterschiedlicher Nationalitäten zusammensetzt. Wer mehr über Auroville erfahren möchte, dem sei die Website sehr ans Herz gelegt, die bietet einen wirklich reichhaltigen Informationsfundus. Dein Linktext hier...
In Auroville macht ein ehemaliger Schüler von mir gerade ein "Weltwärts"-Jahr und arbeitet als Lehrer. Mit Christopher hatte ich mich auf einen Kaffee (der Südinder an sich trinkt nämlich auch gerne Kaffee, nicht nur Chai) verabredet. Von Pondi nach Auroville zu kommen ist kein Problem, aber die Rückkehr scheint nicht gut zu funktionieren, also schlug mir mein Hotelmanager vor, einen Roller zu mieten und damit völlig unabhängig nach Auroville zu düsen. Ich habe mir das kurz durch den Kopf gehen lassen - schließlich habe ich keinen Motorradführerschein und der indische Verkehr ist nicht so ganz ohne - aber mein Bauchgefühl war positiv und so sagte ich zu. Der Roller wurde dann binnen 10 Minuten zum Hotel gebracht, ich wurde kurz eingewiesen und konnte abdüsen. Erst zur Tanke und dann in Richtung Norden.
Exkurs zu diversen Erkenntnissen des Tages:
1) Rollerfahren macht megaviel Spaß und man schwitzt nicht so viel, wie wenn man alle Strecken zu Fuß bewältigt.
2) Wenn man sich einfach dem Flow des indischen Verkehrs anpasst, dann klappt alles ganz wunderbar ... Motto: wer zögert, hat verloren.
3) Ohne Hupe ist man ein Nichts im indischen Straßenverkehr. Sie hat unterschiedliche Funktionen, beispielsweise ersetzt sie den (oft fehlenden, falls vorhanden aber nie verwendeten) Rückspiegel, da man sich durch die Hupe quasi sichtbar für die anderen Fahrer macht; sie dient auch als Blinker (in Verbindung mit Handzeichen - zwar haben indische Fahrzeuge Blinker, das Benutzen dieser Einrichtung scheint allerdings schwer verpönt zu sein); als nette Begrüßung, falls man mal einen Bekannten sieht (oder eine blonde, weiße Touristin) - ein Hand hat man meist nicht frei, muss man doch telefonieren, die gefühlt mindestens 4 mitfahrenden Familienmitglieder irgendwie festhalten, Gas geben oder etwas essen. Also: keine Hupe, keine Chance!
4) Es ist auch mal nett, völlig unabhängig zu sein (also von TukTuk-Fahrern, Fahrplänen, Kondition etc.)
Zurück zum eigentlichen Kapitel:
Christopher habe ich dann im Visitor Centre von Auroville getroffen (Begrüßung - O-Ton: Wow, Du bist echt mit dem Roller von Pondi rübergekommen, Du bist crazy!), wo wir im Schatten riesiger Bäume einen wirklich leckeren South Indian Coffee (Kofi) getrunken und nett gequatscht haben. Es war interessant, etwas über sein Jahr in Tamil Nadu zu hören, eine differenziertere Sichtweise als die meist übliche touristische geschildert zu bekommen! Schön, dass das Treffen geklappt hat ... und, falls Du mitliest, Chris, take care and all the best for the last four weeks!
Das Rollerfahren hat so viel Spaß gemacht, dass ich den Roller auch für den nächsten, meinen letzten Tag in Pondi gemietet habe. Der Hotelchef hat mir noch ein paar nette Strandziele und Anfahrtswege genannt, so dass ich heute (Samstag) noch ziemlich viel durch die Gegend gedüst bin und aus der Hupe meines Rollers alles rausgeholt habe. Es ging - genau wie tags zuvor - über die große Küstenstraße, die ECR (East Coast Road). Ein Miniweg führte rechts ab zum Serenity Beach, den viele Expats, die in Pondi und Auroville leben, nutzen. Schon ein bisschen mehr Traumstrand, als Pondis Stadtstrand. Ich stelle mich bis zu den Knien ins Wasser und bin wieder erstaunt über die Temperatur, die ein so großes Gewässer haben kann und darüber, wieviel Kraft, die meist harmlos aussehenden Wellen im Zusammenspiel mit den Unterströmungen haben. Ich halte mich aber wacker - ein Vollbad mit Kameraausrüstung hätte ich ausgesprochen ärgerlich gefunden.
Links ab von der ECR (also wieder Rtg, Auroville) bin ich durch kleine Dörfer, durch Palmenwälder und an Bananenplantagen vorbeigefahren. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich muss sagen, sowohl die Kokospalmen als auch die Bananen zählen ab sofort zu meinen Lieblingspflanzen, weil ich sie so schön finde.
Auf der Tour sehe ich auch meine erste Schlange, die sich allerdings in solch einer affenartigen Geschwindigkeit bewegt, dass ich nicht erkennen konnte, ob es eine mir bekannte Art war, geschweige denn, dass ich Zeit gehabt hätte, die Kamera zu zücken.
Mit dem Palmenwald endete auch die asphaltierte Straße und ich musste mit roten Sandpisten (so hatte ich mir Afrika immer vorgestellt) zurechtkommen, was allerdings auch kein Problem war.
Nachtrag zu gestern: die Mehl-Mandalas werden natürlich ganz locker und frei aus dem Handgelenk gestreut
Nun brechen die letzten Stunden hier an, ich muss gestehen, ich fahre fast ungerne weiter, weil ich mich hier so wohlfühle. Andererseits bin ich natürlich auch schwer neugierig, was mich im Herzen Tamil Nadus, in Madurai, erwartet. Dort bleibe ich die nächsten zwei Tage, werde mir natürlich die Tempelanlage des Meenakshi-Tempels ansehen, habe heute noch weitere Tipps von einer iranischen Amerikanerin bekommen, die für drei Monate in Madurai gearbeitet hat, habe ein Hotelzimmer mit TV und hoffe, dass ich auch dort einen Sportsender finde, der mir das WM-Finale nach Indien bringt.
Gleich geht es also zum Bahnhof Puducherry, von dort aus nach Villuparam, um dort in den Nachtzug nach Madurai umzusteigen.
Bis bald aus Madurai, Eure Jule/ia
P.S. Mir ist klar, dass sich im vorhergehenden Kapitel ein fieser Fehler in die Überschrift eingeschlichen hat - es muss natürlich "Bienvenue" (mit "e" hinten) heißen. Bekomme ich aber gerade nicht so ohne weiteres korrigiert. Also bitte einfach dazu denken! Merci!
Aufbruch: | 06.07.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2014 |