Durch den Monsun - Südindien 2014
Hampi: Into the Wild - Abenteuer für Gelassene
Into the Wild - Hampi Teil 1
1.8.-4.8.2014
In Hospet angekommen, finde ich ein TukTuk zu einem fairen Preis für die letzten 16 km nach Hampi. Da Walther ja das "Laughing Budha" auf der anderen Seite des Flusses wärmstens empfohlen hat und auch Emma dort abgestiegen ist, setze ich mit dem kleinen Motorboot über. Das "Laughing Budha" bietet hübsche und saubere Kokos-Palmen-Hütten für 300 Rs. die Nacht, außerdem eine wirklich nette Lounge-Terrasse mit Flussblick. Hier ist es ein wenig wie in Pushkar, sehr gechillt, aber auch viele etwas abgerissene Kiffer-Aussteiger.
Nach einem herzlichen Wiedersehen mit Emma und einem gemeinsamen Abendessen mit Caelum aus Tasmanien und drei Indern, ist der Tag dann aber auch gegessen. Morgen wollen wir uns um 10 Uhr am Bootsanleger treffen, um die gegenüberliegende Seite Hampi Bazaar mit den Tempelruinen zu erkunden. Ich schaffe noch circa drei Seiten in meinem Buch ("Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada - sehr zu empfehlen) und falle dann in einen komatösen Schlaf ... schade eigentlich, schlafe ich hier doch wirklich fast im Freien (NATÜRLICH unter dem Moskitonetz!) und hätte gerne noch ein bisschen laue indische Nacht-Geräusch-Kulisse genossen.
Morgens ist direkt Action angesagt, denn Emma hat in ihrer Hütte einen Schokokeks aus der Tasche verloren und gefühlt alle Ameisen von Hampi veranstalten ein riesiges Cookie-Festival in Emmas Hütte, Koffern, Badezimmer ... goldig. Ich gebe zu: ein wenig muss ich in mich hineingrinsen, bin aber natürlich heilfroh, dass ich nicht das Ameisenopfer bin.
Mit kleiner Verspätung am Bootsanleger angekommen, gucken Emma, Caelum und ich etwas sparsam. Der Pegel des Flusses ist gut und gerne fünf bis sechs Meter höher als gestern. Spontan hat man sich nachts überlegt, wie wir von einem ortsansässigen Inder erfahren, Wasser aus dem benachbarten Damm (T.B. Dam) abzulassen und so für eine ziemliche Flut mit raftingfreundlichen Stromschnellen zu sorgen. Etwas besorgt fragen wir nach, wie lange denn der Bootsverkehr eingestellt sein werde. "Minimum three days!" lautete die Antwort. Blöd: Emma muss morgen Abend den Bus nach Goa bekommen, um ihren Flug zurück nach Boston zu kriegen, ich reise übermorgen früh Richtung Mumbai (ebenfalls Heimflug) ab. Wir rufen uns kurz ins Gedächtnis, dass "everything possible in India" ist und versuchen mit dem Motorboot-Führer zu verhandeln, aber der ist selbst mit Bakschisch nicht zu bewegen, sein Boot zu bewegen. Hmmm! Auch Caelum will gerne auf die andere Seite, um seine Reise fortzusetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es keine Möglichkeit gibt, wegzukommen, es muss doch eine Brücke geben. Die gibt es auch, ich fahre mit dem Motorroller hin, kann sie auch sehen, nur ist sie nicht zu erreichen, da die Zufahrtsstraße überflutet ist. Wir rufen bei Emmas Ticketverkäufer jenseits des Flusses an. Er organisiert uns für drei Personen inklusive Gepäck für 1000 Rs. eine Möglichkeit nach Hampi Bazaar zu kommen. Nun wird die Reise zum richtigen Adventure-Trip. Für Fotos war leider keine Zeit - keine Traute, keine Nerven.
Also: eine Rikscha holt uns am Hostel ab und fährt uns ca. 300 Meter über Buckelpiste. Der Fahrer hätte gerne 100 Rs., die restlichen 900 Rs. würden wir dann am anderen Ufer bezahlen. Glauben wir natürlich nicht und als Emma den Organisator anruft (dank ihres Jobs in Bangalore hat sie eine indische SIM-Card), lässt der aktuelle Rikscha-Fahrer die Forderung auch schon wieder fallen. Tsss!
Nun müssen wir mit dem Gepäck über schmale kleine Erdwälle mitten durch die Reisfelder, sehr hübsch, aber ein Balance-Akt, will man schließlich nicht unbedingt mit Gepäck in die unter Wasser stehenden Äcker platschen. Teil 2 der Tour wird nicht minder aufregend: wir sehen von unserem Felsen aus ein kleines, rundes, aus Palmblättern geflochtenes Boot, das von drei Mann gerudert /gesteuert wird. Nachdem eine Portion Inder für 10 Rs./Person übergesetzt worden sind, sollen wir nun für 100 Rs./Person an die Reihe kommen. Das hinterfragen wir selbstverständlich, wollen nicht das Zehnfache des Preises bezahlen, nur weil wir weiß (= reich?!) sind. Kurzum: das Boot bleibt am anderen Ufer und der Betrieb ist eingestellt, wie uns freundlich mitgeteilt wird. Schnell ist klar, wer am längeren Hebel sitzt. Als wir den 100 Rs. zustimmen, wird der Bootsbetrieb wieder aufgenommen. Manchmal muss man eben auch wissen, wann man keine Chance hat - nach vier Wochen Indien kann man das aber dann auch nach kurzem Ärger mit einem Lächeln wegatmen (sicherlich handelt jeder von uns das ein oder andere Mal opportunistisch).
Das Gepäck wird auf einigen Schwimmwesten in der Mitte des Bötchens gelagert, in dem ca. 10cm hoch das Wasser steht. Wir werden aufgefordert, uns im Bootinneren hinzuhocken und stilll zu halten, um das Boot nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich bilde mir mal ein, dass man als einigermaßen sicherer Schwimmer keine riesigen Probleme in dem Fluss bekommen hätte, also war die Sorge ums Gepäck die größere! Nun ja, wir vertrauten auf die Fähigkeiten der einheimischen Steuermänner, die auch ganz souverän, die Strömungen meisterten und fürs Vorankommen nutzten. Nasse Füße blieben beim Aussteigen nicht aus. Das war immer mein Traum! Immerhin fließt das Wasser ja schnell und ist sauber (also im Vergleich z.B. zum Ganges im letzten Jahr in Varanasi), so dass meine Füße das wohl verkraften werden. Bis zur Straße folgen wieder größere Balanceakte im Reisfeld - wir müssen für die Inder bestimmt unglaublich witzig ausgesehen haben, denn die bewegten sich (mit unserem Gepäck, das sie freundlicherweise trugen) im Laufschritt und quasi gazellenartig über die ca. 10-15 cm breiten Erd-Stege, wohingegen wir über jeden Schritt nachdachten und nur langsam vorankamen.
Es folgt der letzte Teil der Reise nach Hampi Bazaar: Gäbe es eine Straße am Fluss entlang, wäre es ein ca. 500 Meter langer Weg gewesen. Am Konjunktiv lest Ihr es schon heraus: es gibt keine Straße am Fluss entlang. 1000 Rs. sind ja eine Stange Geld für indische Verhältnisse (durch drei geteilt aber sehr verkraftbar), die waren aber berechtigt, wie wir nach 38 km Rikschafahrt und Ankunft am gewünschten Ort feststellen konnten. What a day!
Wir haben Quartier im Gopi Guest House genommen, uns kurz eingerichtet, geduscht und sind dann losgezogen. Dazu mehr im nächsten Kapitel.
CU soon, Eure Jule/ia
Aufbruch: | 06.07.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2014 |