Durch den Monsun - Südindien 2014
Chennai: Chennai - großes "Like" für indische Großstadt!
Chennai, Dienstag, 8.7.2014
Nach dem Frühstück wollte ich jetzt aber endlich das Fort St. George sehen. Also habe ich den nächstbesten TukTuk-Chaffeur angehalten und ihm meinen Wunsch geschildert. "No problem, Ma'am, 200 Rupees." Julia: "What about your taxameter? It is too much!" Es folgten die mir aus den anderen beiden Indienaufenthalten bekannten Geschichten, bis ich sagte: "No problem, Sir. I am young, I can walk!" und loslief. Zack, bekam ich ein Angebot, das den Fahrpreis drastisch reduzierte: "80 Rupees, but my children will starve!". Jaja, "no problem" ... er hätte 100 Rs. bekommen, wenn ... ja wenn er mich nicht irgendwo im Nirgendwo rausgelassen hätte und weiterfuhr. Etwas verdattert stand ich vor einem "Main Hospital". Das brauchte ich nun wirklich nicht, fühle ich mich doch kerngesund. Der Wachmann hatte Mitleid und fragte, wo ich denn hinwolle. Mal wieder nannte ich als Fahrtziel "Fort St. George", der Wachmann überlegte angestrengt und sagte dann "St. Georgey High Court, Ma'am?!" Zwei Berichtigungsversuche später, willigte ich ein, zum High Court zu fahren, da ich auf der Karte schon gesehen hatte, dass der Gerichtshof nicht weit vom Fort entfernt ist. Der "Madras High Court" ist von außen - Besichtigungen sind nicht immer möglich, so auch heute nicht - eine schicke, alte, etwas orientalisch anmutende Festung.
Zum Thema "Fort": Ich habe es nicht gefunden! Keiner konnte mir sagen, wo das Fort ist und die Lonely Planet Karte gab die Lage auch nicht genauer Preis. Schlussendlich denke ich mir, dass es so spektakulär nicht sein kann, sonst wäre es in den Chennaier Köpfen verankert(er) gewesen. Indisch gelassen, ließ ich mich einfach durch die Straßen des alten Viertels treiben. Nicht die schlechteste Idee! Die St. Mary's Church war direkt um die Ecke und ich kam passend zum Gottesdienst: sehr bunt, sehr fromm, sehr lebhaft, gleichzeitig auch andächtig. Insbesondere die Musik war spannend, da eine Mischung aus neuem geistlichen Lied und eher indischer Musik mit von Melismen geprägtem Gesang. Weit und breit war ich die einzige Weiße und entsprechend begehrt. Vor allem Frauen mit kleinen Kindern kamen auf mich zu und wollten, dass ich ihre Kinder anfasse. Den Kurzen war das nicht immer so recht - aber als Kind hat man gegen die indische Mutter an sich nicht so viel zu melden. Das angrenzende St. Mary's Boy College hatte Mittagspause und alle Jungs aßen, spielten oder quatschten auf dem Schulhof (=Kirchvorplatz). Es wurde Ball gespielt, gelacht und rumgealbert. Sympathische Jungs in schicken Schuluniformen. "Ma'am, maaaa'aam!!! You camera? Photo?". Meinetwegen, jetzt habe ich einige schicke Portraits indischer Jungs auf dem Chip.
Nach einem leckeren Chai im wahrscheinlich untouristischsten Tea Stall Indiens, stellte ich fest, dass die Sonne mittags in diesen Breitengraden ordentlicher brezelt als in Hagen, deshalb fuhr ich dann für eine Siesta und einen frischen Obstsalat ins Hotel.
Nachmittags machte ich mich dann auf in die Luz Church (ursprünglich die älteste Kirche in Chennai, leider aber zwischendurch abgebrannt und neu aufgebaut). Auch hier wieder überall sehr kitschige Heiligenfiguren, am besten mit blinkender Beleuchtung. Fotografieren ist leider überall streng verboten. Zu Fuß bin ich dann nach Stadtplan zum Sri Ramakrishna Math, einem universellen Tempel, gelaufen und angekommen, was in einer indischen Großstadt nicht unbedingt selbstverständlich ist. Der Tempel ist wunderschön gebaut, zartrosa und liegt in einem toll angelegten Garten mit Bananen, Palmen, Pflanzen mit unglaublich riesigen Blättern und rosa- und orange blühenden Bäumen / Sträuchern. Zwar tosen um die Anlage herum zwei große Straßen, durchquert man aber das Tor zum Garten, taucht man in eine fast unwirklich ruhige und andächtige Welt ein. Zwischendurch schweben mal ein paar orange gewandete Mönche vorbei, ansonsten laufen Streifenhörnchen herum und Papageien fliegen zwischen den Bäumen hin und her. Im Tempel selbst ist es ruhig und kühl. Jeder darf zum Meditieren, Beten, Innehalten u.s.w. einkehren. Ein beeindruckender Ort.
Zu Fuß stromere ich noch ein wenig durch das Mylapore-Viertel, das ähnlich alt wie das St- George Viertel ist und wo die Straßen nach Handwerk sortiert sind.
Morgen geht es von der Egmore Station per Zug weiter nach Puducherry (Pondicherry). Von dort hört Ihr das nächste Mal von mir! Viel Spaß beim Fußball gucken - ich bange noch etwas, ob ich es sehen kann, ich bin mir nicht sicher, ob das indische Sportfernsehen das Spiel gegen Brasilien überträgt - ganz abgesehen davon ist es zu Spielbeginn hier 1.30 Uhr nachts. We'll see!
Eure Jule/ia mit lieben Grüßen!
Aufbruch: | 06.07.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2014 |