Durch den Monsun - Südindien 2014
Kleiner Zug-Marathon
Thiruvananthapuram - Hampi
In Kochuveli, einem kleineren Bahnhof in der Nähe von Thiruvananthapuram, steige ich morgens um 8.50 Uhr in den Zug ein. In meiner geliebten Sleeper-Class war ja leider kein Platz mehr zu bekommen, so landete ich diesmal für 18 Stunden im AC-3-Tier, von der Aufteilung her dasselbe wie die Sleeper Class, aber eben klimatisiert.
Der Witz an der Sache ist, dass man sich in der klimatisierten Klasse unbedingt mit den freundlicherweise bereitgestellten (und sehr sauberen) Decken und Laken zudecken muss, will man nicht die Erkältung seines Lebens oder gar Erfrierungen riskieren. Ein paar Grad mehr hätten nicht geschadet. Ich war glücklicherweise so schlau, als Reisekleidung mein langärmeliges Oberteil und Socken zu wählen (und bevor jetzt jemand fragt: eine Hose hatte ich natürlich an!).
Einen Teil der Zeit habe ich mir an meinem nicht klimatisierten Lieblingsplatz vertrieben: mit einem Buch (Kindle) oder mp3-Player in der offenen Zugtür sitzen, die Landschaft vorüberziehen und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Wunderbar.
18 Stunden sind lang, bieten aber auch die Möglichkeit, sich intensiv und nett mit den Mitreisenden zu unterhalten. A propos "unterhalten" ... ich habe meine Mitreisenden auch prima unterhalten und zwar beim Mittagessen. Es gab: Vegetable Biriyani (Gemüsereis) mit Dal (Linsen in Soße) und Sambar (auch eine Art Gemüsecurry) - selbstverständlich OHNE Besteck und ich erlaube mir hier kurz zu erwähnen, dass der indische Reis nicht so ein Klebereis wie der chinesische ist. Kurzum: noch am nächsten Tag fand ich zwei Reiskörner im Dekolleté. Ein Spaß für alle Beteiligten!
Des Weiteren habe ich viel gelesen, Reisetagebuch geschrieben, einen Film geguckt, aus dem Fenster geguckt, geschlafen. Da ich den Ausstieg in Goa nachts um 2.40 Uhr nicht verpassen durfte, war mein Schlaf aber eher suboptimal.
In Goa hatte ich dann Zeit bis 7.50 Uhr am nächsten Morgen. Also bin ich schnurstracks in die Ladies' Waiting Hall gegangen und war so müde, dass ich ganz indisch mein Tuch ausgebreitet habe, meinen großen Rucksack als Kopfkissen verwendet habe und mit meinem Handgepäck in Löffelchenstellung unter den wachsamen Augen der Waiting Hall-Aufseherin und den Mitreisenden geschlafen habe. Um zwanzig vor sechs wurde ich dann etwas unsanft von der Reinigungskraft mit Reisigbesen geweckt. Klar: das ist die Zeit, zu der DRINGEND gefegt werden muss. Naja, immerhin bin ich so sehr pünktlich an meinem Zug, der ab 7 Uhr bereitstand und mich in den nächsten sieben Stunden nach Hospet bringen sollte, wo ich dann nur noch 16 km von meinem Ziel Hampi entfernt bin.
So eine lange Reise brauche ich nicht täglich, finde aber, dass Zugfahren in Indien eine wirklich angenehme Sache ist, so dass ich mich auch nicht scheuen würde, eine ähnliche Wahnsinnsfahrt wieder zu wagen!
Alles Liebe und bis bald, Jule/ia
Aufbruch: | 06.07.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2014 |