Fahrt ins Ungewisse
Außenposten: Malawi-See
24.08.2014 - Ankunft am Malawi-See
Wir sind in Nkhata Bay, Malawi. Nach elf Stunden, vier unterschiedlichen Sammel-, einem Motorrad- und einem semi-professionellen Pkw-Taxi erreichten wir zum Sonnenuntergang den Malawi-See.
Wir sind ausgebrannt, unsere Haut fühlt sich an wie Klebestreifen und der Magen, als hätte er zuletzt Weihnachten etwas zu Essen abbekommen. Wir stehen um die lange herbeigesehnte Dusche an. Das muss als Erstes sein. Unbedingt. Unser Blick schweift über den Malawi-See, der im warmen Licht der untergehenden Sonne vor uns liegt und endet in dem Joint-Friedhof unter den Stelzen unserer Terrasse. Natürlich stammen die Überbleibsel dieser Glücklichmacher nicht von uns. Und natürlich verraten wir nicht, in welchem Etablissement wir untergekommen sind. Nur, dass wir die nächsten Tage den Malawi-See unsicher machen wollen, soviel können wir verraten.
25.08.2014 - Sonnige Tage in Malawi
Wir probieren Pommes Frites, kaufen eine SIM-Card von Airtel Malawi und decken uns mit genügend "Air-Money", wie sie das Nkhata Bay ist nicht viel mehr als eine Handvoll Straßenzüge um den Hafen. Der Hafen ist nicht viel mehr, als das, was die Ilala daraus macht. Alles dreht sich um dieses Schiff aus dem 19. Jahrhundert, das einmal fährt und einmal nicht.
In Nkhata ist zweimal die Woche Markttag. Dann trifft sich in den staubigen Gassen alles, was Rang und Namen hat. Es gibt silbrige Fischchen zu kaufen - getrocknet oder knusprig angebraten. Tomaten wie aus dem Bilderbuch, rote Zwiebeln und alles, was die fleißige Hausfrau braucht, um das ganze lecker zuzubereiten. Daneben sind Badelatschen in allen Farben und Formen aufgebaut. Radios und Mülltüten mit Manchester United Aufdruck warten auf ihre Käufer. Die flanieren in Grüppchen vorbei. Ein einziges Sehen und Gesehen werden. Auch Michael und ich sind mit von der Partie. Mit großen Augen werden wir als Attraktion bestaunt und staunen zurück. Die Leute sind freundlich, viele Grüßen und Lächeln uns entgegen. Es ist zum Weinen schön.
Guthaben für die Prepaid-Card hier nennen, ein. Gegen Mittag wird es heiß. Es gibt kaum Schatten, der ständige Wind verschafft nur wenig Linderung. Trotzdem gehen Michael und ich leichten Schrittes. Wir sind beschwingt. Nicht ohne Grund. Morgen geht es nach Chizumulu, einer kleinen, sehr kleinen Insel im Malawi-See.
26.08.2014 - Kreuzfahrt mit der Ilala
Die Ilala bringt das Blut in Wallung. Das Blut der Händler, der Rucksacktouristen und der Lastenträger. Alle drängen auf das Schiff. Die Händler mit Kleiderbündel, groß wie Heuballen, die Rucksacktouristen mit grantigen Augen in unausgeschlafenen Gesichtern. Bei den Trägern ist die Ilala nur zur Hälfte schuld. Teufel Alkohol hält sie fest im Griff und lässt sie nur mit Mühe über die ohnehin schwankende Schiffsbrücke torkeln. Das organisierte Chaos.
Michael und ich reisen mit kleinem Gepäck. Nur ein kleiner Tagesrucksack bremst unseren flotten Schritt. So genießen wir das Gedränge und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, wenn wir von einem 32 Zoll Fernseher zur Seite geschoben werden.
Trotz ihrer mehr als 150 Jahre auf dem Buckel ist die Ilala erstaunlich gut in Schuss. Sogar das Schiffsrestaurant macht keinen schlechten Eindruck auf uns. Wir gönnen uns malawische Würste mit Spiegelei und Brot zum Frühstück. Hungrig wie die Teufel bereiten wir uns vor für einen langen Tag - wir sind bereits seit 04.30 Uhr auf den Beinen.
Gegen 09.30 Uhr erreicht die Ilala Chizumulu. Nur wenige Kilometer vor Mosambik gelegen, geht es auf der kleinen Insel zu wie vor hundert Jahren. Beim Aussteigen wartet ein Spektakel auf die Passagiere, welches das Gedränge in Nkhata Bay vergessen macht. Aus drei Metern Höhe klettern Groß und Klein auf Boote, die zur Anlandung bis ins hüfthohe Wasser knattern. Von dort geht es die letzten Meter zu Fuß durch das kristallklare Nass.
Das gesamte Dorf ist auf den Beinen. Dutzende von Kindern springen zwischen abgelegter Ladung und orientierungslosen Passagieren umher. Die Ilala ist die einzige Abwechslung für die Menschen, deren Leben in stiller Gleichförmigkeit dahinzieht.
Auf der Insel bestimmen unzählige Baobab Bäume das Landschaftsbild. Es wird viel gebaut. Es gibt Strom und eiskaltes Coca-Cola. Aber kein Handy-Netz und kein Internet. Jedenfalls nicht, solange wir dort sind. Die Strände sind wie aus dem Bilderbuch, die Fische leuchtend blau, strahlend gelb oder türkis-orange gestreift.
Michael und ich toben im Wasser wie die kleinen Kinder, wandern über die gesamte Insel. Wir finden Menschen, die trotz ihrer Armut und Perspektivlosigkeit freundlich und offen sind und erstaunlich viel mit uns und miteinander lachen und flachsen. Wir werden von jedem gegrüßt und müssen sagen, woher wir kommen und wie wir heißen. Zu keiner Zeit fühlen wir uns unwohl oder bedrängt.
Die Rückreise beginnt verspätet. Nur zu gerne wären wir noch länger bei den herzlichen Menschen von Chizumulu geblieben. Die Zeit ist es, die den Rhythmus bestimmt - hier auf Chizumulu, aber leider auch von uns.
Aufbruch: | 22.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.09.2014 |
Malawi
Mosambik
Südafrika