Kirgistan - Kasachstan
Kamel und geräucherte Forelle - Cholpon Ata
Kamel und geräucherte Forelle - Cholon Ata
Unsre beiden Gastgeber haben die Nacht im Auto verbracht, mit dem sie noch ein zweites Mal unterwegs waren. Jetzt am Morgen kochen sie Tee und jedem ein hartes Ei. Mit meiner Frage, ob sie denn vom Vorabend keinen schweren Kopf zurückbehalten hätten, können sie nichts anfangen; Wodka ist fester Bestandteil ihres Ernährungsprofils. Sie bringen uns zurück zur großen Verkehrsstraße und wollen, obwohl wir sie bereits reichlich entschädigt hatten, dafür nochmals 2.000 Tenge. Es wird ein ausgesprochen nüchterner Abschied. Wir finden bald ein Taxi, das uns zur kirgisischen Grenze bringt. Ein Frühstück dort reicht aus, um unser restliches kasachisches Geld loszuwerden. Vor dem Zoll stauen sich die Autos, drängeln die Fußgänger. Der Übertritt ist dennoch problemlos. Ein weiteres Taxi bringt uns zu einem Busbahnhof in das grenznahe Bischkek, das wir ansonsten aber links liegen lassen, um gleich weiter nach Cholpon-Ata zu fahren. Ist unsere Reise bislang in zwei organischen Schleifen verlaufen mit dem Kreuzungspunkt Balakchy am westlichen Zipfel des Yssyk Köl, verlassen wir nun diesen Organismus, denn wir kehren zurück zum See, dieses Mal liegt das Ziel freilich an seinem nördlichen Ufer. Der Grund ist eine internationale Textilmesse - "international" heißt in diesem Fall, dass mehrere zentralasiatische Länder daran teilnehmen -, von der wir bereits zu Hause gehört hatten und auf der wir eine Frau treffen möchten, eine in Berlin lebende Kirgisin, die im Handel mit traditionellen Stoffen und Kleidern unterwegs ist. Ansonsten bin ich etwas skeptisch diesem Ort gegenüber, der als Touristenmagnet gilt, laut und überlaufen. Wir bekommen immerhin das Kunststück fertig übers Ziel hinauszuschießen, weil uns der Fahrer nicht Bescheid sagt, müssen also wieder ein Stück zurückfahren und steigen dann irgendwo im Zentrum aus. Wir brauchen eine Unterkunft. Karin spricht zwei Frauen an, die am Straßenrand stehen und sich miteinander unterhalten. Die eine nimmt uns gleich mit zu sich nach Hause und das liegt nur um die Ecke und ist gar nicht schlecht. Es sind noch mehr Gäste hier, im Garten steht eigens eine Jurte zur Verfügung und man hat sogar die Wahl zwischen Plumpsklo und WC. Unser kleines Zimmer hat vier Betten. Obwohl wir am Morgen zeitig losgefahren sind, den Grenzübertritt freilich nicht zu vergessen, ist es nun schon sieben geworden. Wir spazieren noch zu der Wiese, wo »Oimo«, die Verkaufsmesse, für diesen Tag gerade zu Ende geht. Auf einer Bühne ist noch eine Modenschau im Gange. Ansonsten ist nicht viel über diese Stadt zu vermelden. Der Tourismus hält sich in, wenn auch lautstarken, Grenzen. Die Hauptstraße in Cholpon-Ata ist lang, an ihrem hinteren Ende liegt der Basar. Dort biegt man ab und ein mit Bäumen bestandener Weg führt hinunter zum See. Der Strand ist jetzt in den Morgenstunden schon reichlich bevölkert. Gleitschirme werden von Motorbooten gezogen, ebenso Luftkissen (aufgeblasenen Sofas ähnlich), auf denen Leute herumgewirbelt werden. Auf einem stoisch alles ertragenden Touri-Kamel kann man sich ablichten lassen. Ansonsten ist's ein fröhlicher Baderummel. Viele (wohl meist in Kirgistan beheimatete) Russen, so gut wie keine Touristen aus dem Westen. Das Wasser ist klar und kühl und wir begnügen uns mit der Rolle amüsierter Strandvoyeure. Gegen halb eins sind wir mit Asel, der Kirgistan-Deutschen an den Ständen der »Oimo« verabredet. Nachdem sie aufgetaucht ist - Erkennungszeichen kurz geschnittene Haare, wir hatten in Berlin nur Telefonkontakt - wird es ein recht informativer Nachmittag. Asel lebt außer in Berlin noch in Mailand, betreibt Zwischenhandel und kennt, aber das ist schon fast untertrieben, mehr als die Hälfte der zahlreichen Anbieter auf dieser Messe. Sie stellt uns etliche von ihnen vor und Karin nutzt die Gelegenheit und kauft Schals, eine Hose und noch dies und das. Tatsächlich findet man hier schöne Arbeiten aus Seide, Filz oder Leder, findet Tücher, Teppiche, Kleider, Mäntel und das meiste rangiert ein gutes Stück jenseits von beliebigem Souvenirramsch. Weil einige der Hersteller an einer ähnlichen Messe in Berlin teilnehmen werden, gibt es vielleicht ein Wiedersehen. Um hinterher noch, wie geplant, das örtliche Museum zu besuchen, sind wir schlicht zu träge. Stattdessen kaufen wir ein Abendessen zusammen, in dessen Mittelpunkt eine geräucherte Forelle steht, die einmal im Yssyk Köl geschwommen ist. Einen französischen Rotwein trinken wir dazu, im Regal eines kleinen Supermarkts steht er direkt neben einer deutschen Flasche Glühwein. Die Restaurants dröhnen aus allen Lautsprechern. Bei den Hüpfburgen für Kinder lutschen wir vor dem Schlafengehen noch ein Eis. Morgen sind wir wieder weg hier.
Aufbruch: | 12.07.2014 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 08.08.2014 |
Kasachstan