OMAN - "12 und 1 Nacht"
09.02.2015 - NAKHL
4 Uhr - mein Schlafbedürfnis ist anscheinend gedeckt - ich bin wach. Da ich es hasse, untätig wach im Bett zu liegen, nehme ich mir den Laptop und schreibe am Reisebericht - bis mich ein unwilliges: "Du hast doch ne Macke, musst Du jetzt in die Tasten hämmern?" vom Nachbarbett aus dazu veranlasst, mich mit Laptop in eine riesige Sitzecke des Guesthouses zu verziehen. Hier sitze ich nun und schreibe und sortiere die ersten Fotos - bis 05:30 Uhr - dann ertönt von allen umliegenden Moscheen der gemeinschaftliche Gesangs-Aufruf zum Gebet - gut laut - wesentlich lauter als meine Finger auf der Tastatur.
Kurz vor 8 Uhr beginnen wir dann BEIDE den Tag "offiziell". Wir starten mit einem leckeren Frühstück. Hier ist alles da, was man braucht: Filterkaffee, Tee, Milch, Saft, Brötchen, sogar dunkles Brot, Butter, Marmelade, Honig und Nutella, Müsli und Joghurt und eine Schüssel selbst gemachter Obstsalat. Außerdem bekommen wir Eier frisch zubereitet. So beginnen wir den Tag in der Sonne im Garten der Villa. Oliver setzt sich auf ein Gespräch zu uns und so bekommen wir auch die Info, dass die Omani tatsächlich viel Wert auf Sauberkeit, sowohl hinsichtlich Kleidung als auch den Autos legen. Die meisten reicheren Omani wohnen in kleinen Villen, haben Bedienstete und die polieren jeden Tag die Autos. Viele Omani tragen diese weißen langen Kleider (Dischdaschas). Auch diese sehen immer fleckenlos, strahlend weiß und gebügelt aus. Wir erfahren, dass die in laundrys (Wäschereien) zum Reinigen abgegeben werden, jedoch mit welchen Mitteln dieses reinweiß beibehalten wird, bleibt noch ein Rätsel. Allerdings besitzt jeder Omani mindestens 10 solche Dischdaschas, da die täglich gewechselt werden.
Nun brechen wir auf zur ersten Tagestour - es soll nach Nakhl gehen, ein Stück weit ins Landesinnere also. Man hat hier innerorts Geschweindigkeitsbegrenzung auf 80 km/Std., auf dem Highway 120 km/Std. und dies wird gut genutzt.... Der Highway ist vier- bis sechsspurig. Der Verkehr ist schnell, also mal überlegen oder gar kurz anhalten ist nicht!
Zum Glück haben wir noch vorher getankt - über 40 l für ca. 5 OR, na da ist es ja finanziell fast ein MUSS, mit dem Auto zu fahren.
Nach einigen Kilometern auf dem Highway fragen wir uns, wie man von dem Ding runter kommt, um eben beispielsweise von der Küste ins Landesinnere "abzubiegen". Es gibt Schilder, die zeigen nach links.... aber da ist kein "LINKS" - keine Möglichkeit zum Abbiegen. Es gibt Schilder, die zeigen nach rechts - das probieren wir aus und denken, wenn man erst einmal runter ist, kann man wie in Deutschland über oder unter der Autobahn queren. Geht auch nicht. Die "rechts-Schilder" führen nur immer in Orte und dann wieder hinaus.
Irgendwann stellen wir fest, dass es wirklich KEINE UNTERführungen gibt, sondern nur ÜBERführungen und die als Wendeschleifen, so dass man an diesen Stellen die Richtung auf dem Highway wechseln kann. Und dann kann man ins Landesinnere abbiegen.
Ich habe eine Karte 1:1.400.000 - diese erweist sich als reiner "Übersichtsschaltplan" heraus (O-Ton Frank, Beruf Elektriker). Was an Orten auf der Karte vermerkt ist, finden wir auf keinem Schild und umgekehrt.
Einige Male fragen wir, d. h. ich frage, da Frank kaum Englisch spricht. Da Frauen jedoch eigentlich immer noch nicht so richtig "vorhanden" sein sollten, werde ich jedes Mal etwas misstrauisch gemustert und in einigen Fällen wird die Antwort dann an Frank gegeben.
Relativ schnell verändert sich die Landschaft - es wird bergig - die Berge sind nicht weit von der Küste entfernt. Alles ist sehr kahl und fast vegetationslos. Was uns auffällt ist, dass offensichtlich das ganze Land im Bau befindlich ist. An der Küste die Hotels, ins Landesinnere hinein entstehen überall neue dieser hübschen orientalischen Villen, um die eine Mauer - oft mit sehr dekorativen Toren - gebaut ist, aber eben mitten im "Nichts". Wir können uns so ein Leben gar nicht vorstellen. Auch die Straßen, die eigentlich schon besser ausgebaut sind, als teilweise unsere deutschen Bundesstraßen, weisen eine Baustelle nach der anderen auf. Zunächst erschrecken wir, als so ein Bauarbeiter ganz nah am Straßenrand winkt... dann sehen wir, dass die Omani überall "Dummys" aufstellen zu Beginn der Baustellen.
Irgendwann erreichen wir trotz komplett anderer Route als geplant dann Nakhl. Hier steigen wir aus und laufen durch das Fort - kostet 1/2 OR pro Person. Das lohnt sich alleine schon, wenn man gerne fotografiert.... ich gerate in Fotorausch und von tollen Blickwinkeln des Forts über die Aussicht bis hin zu Spaßfotos im Inneren, sind wir ziemlich lange beschäftigt. Sehr angenehm: es sind nur ganz wenige Besucher hier und somit ist es kein Problem, Fotos ohne Menschen zu machen.
Zurück fahren wir eine andere Strecke - ehrlich gestanden nicht die, die wir uns per Karte ausgesucht hatten, denn letztere lässt uns wieder im Stich. Allerdings ist die Landschaft nun so interessant, dass uns die Route inzwischen egal ist. Sehr schroff bergig, immer wieder unterbrochen von Wadis, die im Moment meist ausgetrocknet sind. Lediglich ein Flussbett hinterlässt mal Wasser auf der Straße, wir durchqueren das mutig - eine Unterbodenwäsche sollte dem Wagen evtl. nicht schaden. Die nächsten Kilometer vernehme ich ein Geräusch, welches vorher nicht da war. Frank meint, der starke Wind sei dafür verantwortlich. Ich frage mich, ob wir nicht irgendeinen Müll unter dem Auto mitschleppen. Beim nächsten Stopp werfen wir einen Blick unter das Auto und tatsächlich: irgendein Plastikteil hängt so weit runter, dass es ab und zu auf der Straße schleift. Frank drückt es nach oben - und meint "so, fertig, repariert!". Hm, halt ein Mann! Ich hatte schon überlegt, ob wir den ADAC anrufen müssen Die weiteren Kilometer des Tages ist das Geräusch weg - Reparatur hoffentlich gelungen... toi toi toi
Auf einmal sehen wir ein auffällig bunt bespraytes Teil mitten in der grauen Landschaft. Es stellt sich als "Wasserspendestation" heraus. Genial und genau im richtigen Moment, denn unsere Wasservorräte sind zu Ende. Wir füllen die leeren Flaschen auf und fahren durch diese abenteuerliche Gegend bei Nachmittagssonne wieder Richtung Küste. Die Sonne zaubert wunderbare Farben auf das Gestein. Unsere Fahrt wird gelegentlich unterbrochen von Ziegen, die die Straße queren.
Wir sind weiter gefahren als gedacht - letztlich waren es ca. 500 km insgesamt heute.
Etwas anstrengend und aufregend ist der letzte Teil. Inzwischen ist es dunkel, bis auf die Beleuchtung durch Straßenlaternen, JA sogar der Highway ist beleuchtet! Aber hier sind es jetzt nicht Ziegen, die die Straße überqueren, nein, es sind Menschen! Mit Einkäufen, sogar mit Fahrrad.... wohl gemerkt - eine vierspurige Straße, die mit Mittelleitplanken unterbrochen ist und auf der die Fahrzeuge 120 km/Std. fahren.
Noch einmal nutzen wir den Luxus der Küchennutzung hier im Gästehaus, kaufen im nahen Supermarkt ein und essen gemütlich in der Küche.
Danach lassen wir den Tag am großen Tisch im Aufenthaltsbereich vor unserem Zimmer ausklingen beim Sichten der heutigen Fotos und Schreiben vom Reisebericht.
An dieser Stelle schon einmal ein KOMPLIMENT an Oliver Wensauer für sein Guesthouse: http://www.behlys.com/
Gerade, wenn man als Deutscher das erste Mal im Oman landet, ist es sehr hilfreich, einen freundlichen Deutschen anzutreffen, der einem Tipps geben und über die ersten Hürden helfen kann. Oliver ist zuverlässig, hilfsbereit und seine Mitarbeiterinnen, die das Frühstück machen sind auch sehr nett und aufmerksam.
JA, der Mann kam wirklich von links und hat auch noch die rechten Fahrbahnen überquert - und er war nicht der Einzige!!!
Aufbruch: | 07.02.2015 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 20.02.2015 |