OMAN - "12 und 1 Nacht"
12.02.2015 - AB IN DIE WÜSTE, NOMADIC DESERT CAMP
Früh um 8 h starten wir: vielmehr wir wollen starten - geht allerdings nicht gleich, weil vorne rechts der Reifen platt ist. Spätestens jetzt bin ich heilfroh, einen Mann als Reisepartner dabei zu haben. Für mich allein wäre dies der zweite Fall für die ADAC-Mitgliedschaft gewesen, wobei ich mir unsicher bin, inwieweit die gelben Engel im Oman noch weiterhelfen
Innerhalb kurzer Zeit wechselt Frank den Reifen und diagnostiziert: Ventilschaden. Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle und beim Luft einfüllen stellen wir fest, dass das Ventil defekt ist und die Luft dort entweicht. Jetzt gilt es, Konversation zu pflegen - auf Englisch, aber die Omani an der Tankstelle verstehen kein Englisch. Wir werden an einen Fahrer, der gerade tankt verwiesen. Dieser erklärt uns (zumindest verstehe ich das so), dass Tankstellen nicht weiterhelfen, sondern es 8 km weiter eine Werkstatt geben soll.
Nach mehrfachem Abbiegen in Sur - ich gehe an dieser Stelle nicht mehr auf die verwirrenden, bzw. gar nicht vorhandenen Beschilderungen ein - sehe in einem Hinterhof eine blasse Aufschrift "car service", da fahren wir mal ganz mutig hinein. Es scheint jedoch, dass hier nur Autos gewaschen werden. Stimmt: nach einer weiteren mühsamen Verhandlung in arabischem Englisch, werden wir wieder an einen Kunden verwiesen, der uns dann aber tatsächlich mit seinem gerade frisch gewaschenen Auto zu einem Reifenhändler lotst.
Der Omani, der hier die Reifen repariert ist der erste, den wir mit einer schmutzigen Dischdascha sehen
5 Minuten und 1 OR später ist unser Reifenventil getauscht und wir fahren weiter. Heutiges Ziel ist das Nomadic Desert Camp. Treffpunkt Al Wasil.
Auf dem Weg dorthin wollten wir eigentlich Wadi Bani Kahlid besichtigen, einschließlich baden. Aber die Reifenpanne hat so viel Zeit gekostet, dass es nur für ein "wir-waren-auch-hier" reicht.
Ein nettes Erlebnis auf dem Weg zum Wadi: wir fragen einen älteren Omani, der an der Straße sitzt, nach dem Weg. Er gestikuliert und redet - in flüssigem Arabisch. Wir verstehen kein Wort, er uns aber anscheinend schon - oder aber alle Fremden, die ihn hier nach etwas fragen, fragen das gleiche... Kurz entschlossen öffnet der Omani die Autotür und schon sitzt er hinter mir - offensichtlich will er uns lotsen. Nach einer Schrecksekunde, fährt Frank los. Auf der Straße sind immer wieder solche langen asphaltierten Schwellen zum Verlangsamen des Verkehrs. Frank muss abbremsen als die nächste kommt und sagt erklärend: "Achtung Huckel".... von hinten kommt für unsere Ohren so etwas wie: " abd ach mel al muckel, muckel!"....Das Wort "muckel" hören wir noch öfter und später erst sehen wir ein Hinweis-Schild auf eine Höhle, die sich bei den Badebecken befindet: Mucal Cave. Aha, alles klar....
Irgendwo lässt der Herr sich absetzen. Unglaublich so eine Hilfsbereitschaft. Wir wissen nicht, ob der Mann hier vielleicht einen Verwandten besucht oder die Gelegenheit für einen längeren Spaziergang nutzt.
Unsere Zeit reicht hier nur für eine schnelle Besichtigung und ein paar Fotos des Geländes. Schlimm ist das nicht, da es hier zwar wunderschön, aber doch so touristisch ist, dass es dem Wohlfühl-Vergleich mit dem gestrigen Bad im Wadi al Shab nicht standhalten kann.
Unsere nächsten zwei Übernachtungen und die morgen anstehende Jeep-Tour habe ich direkt über das Internet gebucht - siehe Infos "Vorbereitungen". Die Konversation per Mail war o.k. und die Anfahrtsbeschreibung ist sehr gut. Den Treffpunkt in al Wasil finden wir auf Anhieb.
Wir sind die einzigen, die keinen Allrad haben. Das ist aber kein Problem, uns wird ein Parkplatz gezeigt, das Gepäck verladen, ca. 250 km sind wir heute gefahren.
Wir steigen zum Führer ins Auto, die anderen Touristen fahren mit ihren Jeeps hinterher, nachdem Luft aus den Reifen gelassen wurde. Ab jetzt endet der Asphalt. Nach ca. 14 km offroad liegt das Camp vor uns: genial: Basthütten (Barasti), kein Strom, Wasser outdoor - ich beschreibe hier nicht mehr, ich werde Bilder statt Worten sprechen lassen ...
Getränke gibt es hier so viel man möchte: Tee, Kaffee (zwar löslich, aber um Längen besser als im Turtle Beach Resort), Wasser und ein Wasser, in dem Minzeblätter, Apfelscheiben, Zitronenscheiben u.m. schwimmen - Abdallah nennt es "desert-wine", wunderbar erfrischend. Wir bekommen unsere Basrasti (Hütten) zugewiesen. Erstaunlich, wie wenig ein Mensch eigentlich braucht: ein Bett, ein kleines Schränkchen zum Ablegen des Gepäcks - wir haben nur einen Trolley mitgenommen, der andere ist im Auto geblieben - , und ein paar verbogene Bügel die irgendwie zwischen den Bastmatten klemmen.
Einfach, aber sauber auch die Toiletten und Duschen - siehe Fotos.
Unsere Truppe ist nicht sehr groß: 18 Leute: Schweizer, Franzosen, Deutsche und ein koreanisches Paar. Zum Sonnenuntergang fahren alle im Convoi mit den Jeeps auf erhöhte Sanddünen in der Nähe. Frank und ich hätten zwar mitfahren können, ziehen jedoch eine Erklimmung zu Fuß vor und wählen die andere Richtung - Sanddünen gibt es hier genug. Der Ausblick und die absolute Ruhe sind gigantisch. Die Sonne lässt den
Sand immer goldener erscheinen - je weiter sie sinkt. Und in Frank kommt das Kind im Manne durch - er testet, was für Muster entstehen, wenn man eine "Sandlawine" auslöst und wirft mit Begeisterung den Sand in die Luft. Es entstehen ganz tolle Gebilde, je nachdem wie der Wind den feinen Sand erwischt - das Spiel gefällt mir!!!! Denn da lassen sich ein paar sehr kuriose Fotos machen.
Die Sonne ist untergegangen, wir ziehen uns in eine der gemütlichen Sitzecken mit den vielen bunten Kissen zurück, trinken Kaffee und ich - schreibe.
Später gibt es ein leckeres Abendessen: Suppe, arabisches Brot, Reis, Hühnchen, Gemüse, Salat, Kichererbsenmuß, Datteln. Zwischenzeitlich wurden für uns Matratzen und Kissen um eine Lagerfeuer gelegt. Wir bekommen Tee: Ingwer und Minze - so lecker und intensiv, dass ich in diesem Ambiente nicht einmal mit Espresso oder gar einem Schnaps tauschen möchte.
Die Kissen sind so angeordnet, dass man sich problemlos auf den Rücken legen kann und als wir dies tun, sehen wir auch warum: der Sternenhimmel ist ein weiteres Naturschauspiel - ähnlich wie am Schildkrötenstrand ist der ganze Himmel übersät mit leuchtenden Punkten.
Ich unterhalte mich mit Abdallah. Seine Familie wohnt ein paar km weiter von hier - aber auch in der Wüste, auch ohne Strom. Ich frage ihn, ob er schon einmal Schnee gesehen hat. Er sagt, ganz selten gibt es hier im Gebirge mal Schnee. Wenn es halt mal regnet und um die Null Grad hat, aber es regnet fast nie. Er fragt mich, ob ich Regen mag, ich versuche ihm zu erklären, dass deutsche Touristen meist in den Urlaub irgendwohin fliegen möchten, wo viel Sonne scheint, weil es in Deutschland sehr oft trüb ist und regnet. So ganz kann er das nicht verstehen, hier ist jeder Regentropfen wichtig, damit überhaupt ein paar Pflanzen leben können
Sehr beeindruckt von der enormen visuellen Wirkung der für uns ungewohnten Natur, suchen wir dann unsere Hütte auf.
NEIN, das ist nicht unser Bett für die Nacht - der Fahrer wirft die Matratze, die mitten in der Fahrbahn liegt kurzerhand auf die Seite.
noch ein Bett auf der anderen Seite - mehr ist in der Hütte nicht drin, der Boden ist Sand mit Bastmatten darüber.
Aufbruch: | 07.02.2015 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 20.02.2015 |