Weser-Elbe-Dreieck - ungefährlicher als das Bermudadreieck
Bederkesa
Ein hübscher Ort zwischen Cuxhaven und unserer Wohnung ist Bederkesa. Da wir uns eigentlich nur die Burg anschauen wollten, hatten wir dies für die Rückfahrt von Cuxhaven vorgesehen. Daher haben wir leider nur wenig Zeit.
Die Burg ist der historische und optische Mittelpunkt des Fleckens Bad Bederkesa. Ihre Geschichte reicht bis in das 1.Jahrhundert zurück. Nach umfangreichen Sanierungsarbelten in den 1970er Jahren, entspricht ihr heutiges Aussehen dem ihrer Blütezeit im frühen 16. Jahrhundert.
Auf dem Burghof steht die berühmte Roland-Statue als krönende Figur eines gekuppelten Brunnens.
Der Roland ist als hoheitliches Symbol zu deuten: 1602, im Jahre seiner Aufstellung, wurde die stadtbremische Gerichtsbarkelt im Amt Bederkesa eingeführt.
Die Burg ist Sitz der archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven und das Museum gilt als dessen kulturelles Aushängeschild. In Europa zum Teil einmalige Ausgrabungsergebnisse von mehr als 10.000 Fundplätzen zeigen die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung im Gebiet des heutigen Cuxlandes und liefert viele Aufschlüsse über die Lebensweise der Altsachsen. Im Mittelpunkt der Ausstellung im Museum Burg Bederkesa stehen drei große Forschungsprojekte des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung (Wilhelmshaven) und der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven.
Mit dem Anstieg des Meeresspiegels im Nacheiszeitalter begann die Ablagerung von Tonen und Sanden an den Küsten: Allmählich entstand die Marsch. Hier errichteten im 1. Jh. v. Chr. während einer Rückzugs-Phase des Meeres Siedler ihre Wohnplätze zu ebener Erde.
Bereits im 1. Jh. n. Chr. stieg das Meer erneut an, und die Bewohner der Marsch waren gezwungen, ihre Wohnplätze zu erhöhen. Der Wurtenbau begann. Bis zum 5. Jh. erreichten diese Siedlungen Höhen von mehr als 4 m.
Die Feddersen Wierde, eine dieser Wurten im Land Wursten an der Unterweser, wurde vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (Wilhelmshaven) zwischen 1955 und 1963 vollständig ausgegraben. In Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Botanikern und anderen Naturwissenschaftlern gelang es zum ersten Mal im Nordseeküstengebiet, die Entstehung und Entwicklung einer derartigen Siedlung im Wechselspiel mit dem Naturraum vollständig zu studieren.
Zwischen 1993 und 1998 konnte die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven an der Dorfwurt Fallward, rund 2 km südlich der Feddersen Wierde, Gräberfelder ausgraben, die für den gesamten Nordseeküstenraum von herausragender Bedeutung sind. Vor allem ein Thron mit Fußschemel und zwei kleine Tische aus dem 4. bis 5. Jh. n. Chr. sind in Europa einmalig.
Die Ergebnisse der Ausgrabungen der Feddersen Wierde und der Grabfunde an der Fallward gewähren einzigartige Einblicke in die Kultur- und Lebensverhältnisse der Küstenbewohner in der ersten Hälfte des 1. Jtsd. n. Chr.
Insgesamt wurden mehr als 155 Langhäuser aufgedeckt. Ihre Grundrisse sind in der Regel dreischiffig, wobei zwei parallele Pfostenreihen die Häuser in ein breites Mittelschiff und zwei schmale Seitenschiffe gliedern. Die Wände sind meist durch dichtstehende Pfostenreihen gebildet
Bei dem am häufigsten vorkommenden Typ der Langhäuser befindet sich im Ostteil des Hauses der Stallteil, der durch dichtgestellte Innenpfosten erkennbar ist. Zwischen diesen lagen Viehboxen, in denen jeweils zwei Stück Vieh aufgestallt werden konnten. Nach Westen folgen Eingangs-und Wirtschaftsraum sowie der Wohnteil.
Die Hauslängen nahmen vom 1. bis zum 5. Jh. zu, weil man die Häuser um ganze Raumeinheiten verlängerte.
Interessant für mich waren die Untersuchungen hinsichtlich des Phosphatgehalts in den Langhäusern. Der archäologische Befund ließ für die Räume mit weiter Pfostenstellung keine Nutzung erkennen. Dies wurde erst die Analyse von Bodenproben auf ihren Phosphat-Gehalt möglich.
Die Phosphate gelangten durch organische Abfalle in den Boden. Freilich kann nicht unterschieden werden, auf welche Aktivitäten im einzelnen die Phosphatanreicherungen zurückzuführen sind. Nach den Analysen wurden alle Räume eines Hauses durch eine Familie genutzt: Die Werte waren sehr hoch im Stall, relativ hoch in einem wohl stark wirtschaftlich genutzten mittleren Wohnteil mit Herdstelle und niedrig in einem weiteren Wohnteil. In vergleichbaren Häusern in Norwegen war dieser Teil Tätigkeiten wie Spinnen und Weben vorbehalten.
Em wichtiger Handwerkszweig in der Siedlung war die Herstellung von Tuchen. Im frühmittelalterlichen Dalem wurden 6 Grubenhäuser mit den Resten abgebrannter Webstühle in Form von Webgewichtsreihen untersucht. In einem Grubenhaus des 11/12. Jh. lagen in 2 x 2 Reihen 104 Webgewichte entlang einer Standspur von 4 m Länge. Ein Gewichtswebstuhl dieses Ausmaßes war bisher nicht bekannt. In dieser Zeit war bereits der Trittwebstuhl allgemein verbreitet, weil auf ihm viel schneller gewebt werden konnte.
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Wir müssen quasi aus dem Museum 'zwangsentfernt' werden, denn es war so interessant, dass wir nicht bemerkt haben, dass die Damen am Eingang Feierabend machen wollten. Einen Rundgang um die Burg können wir allerdings noch machen und auch noch eine Stippvisite an der Windmühle.
Bremische Urkunden erwähnen bereits im 16. Jahrhundert eine "Bockmühle" in Bederkesa. Als die letzte Bockmühle 1881 durch Blitzschlag abbrannte, errichtete der damalige Besitzer H. Reysen einen größeren Galerieholländer. Er wurde bis 1990 von der Müllerfamilie Vick/Cent bewirtschaftet, danach vom Verschönerungsverein des Ortes betreut. Eigentümer ist seit 1968 die Gemeinde Bederkesa. Dem Bautyp nach ist die Mühle heute eine Kombination aus Erd- und Galerieholländer mit Windrose. Für die Besegelung sind die Flügel mit Sprossengittern versehen; früher waren sie mit Jalousien bestückt.
Auf der Rückfahrt finden wir dann noch eine Wassermühle in Hainmühlen-Ringstedt
Von den ehemals vielen Wassermühlen im Landkreis Cuxhaven sind noch fünf unter Denkmalschutz stehende Mühlen erhalten. Eine Wassermühle Hainmühlen ist im Jahre 1400 erstmals urkundlich erwähnt. 1419 kaufte sie der Rat der Stadt Bremen von dem Vorbesitzer Heinrich Hogreve. Sie wurde als landesherrliche Kornmühle von Pächtern betrieben und profitierte bis 1850 vom Mahlzwang, der sich über sieben Dörfer erstreckte. Die Bauern durften ihr Korn nur in dieser und keiner anderen Mühle mahlen lassen. Die Mühle wurde 1829 am jetzigen Standort in ihrer heutigen Form errichtet. Es handelt sich um eine mittelschlächtige Mühle; das Wasser trifft in Höhe der Achse auf das Rad. Dieses ist mit einer Welle verbunden, die die Umdrehung auf die Kammräder überträgt, wodurch die Kraft an die Mahlgänge abgegeben wird. Die Mühle, die ursprünglich ihr Wasser aus der Wittgeeste erhielt, war Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch mit Elektromotor zum Schroten in Betrieb. Das Fundament der Mühle besteht aus mächtigen Werksteinen, die aus dem 16. Jahrhundert stammen dürften. 1980 erwarb die Samtgemeinde Bad Bederkesa die Mühle, restaurierte sie und richtete sie als Museumsmühle ein. Die Mühlentechnik ist vorhanden und voll funktionsfähig. Bei Münzeinwurf dreht sich das Wasserrad.
alle Beschreibungen aus den aushängenden Tafeln
Aufbruch: | 23.09.2014 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 30.09.2014 |