Weser-Elbe-Dreieck - ungefährlicher als das Bermudadreieck
Tister Bauernmoor
Der Weg durch das Tister Bauernmoor ist zwar nicht allzulang, aber daher können wir ihn auch noch laufen nach einer Runde Golf und der Stippvisite in Sittensen.
in der Saison können 'Fußkranke' - so nennen wir Golfer diejenigen, die ein Golfcart nutzen - mit der alten Torfbahn eine Runde durch das Tister Moor machen
Vom Torfabbaugebiet zum Wasservogelparadies
Lange Zeit wurde im Tister Bauernmoor von Hand und später weiträumig maschinell abgetorft. Nach und nach kaufte der Landkreis die ausgebeuteten Flächen auf und schloss die Entwässerungsgräben. Die Wiedervernässung nahm ihren Lauf. 1999 wurde der Torfabbau ganz aufgegeben. Schon zwei Jahre später wurde das Gebiet mit einer Größe von 570 ha unter Schutz gestellt.
Im Naturschutzgebiet Tister Bauemmoor werden im Wesentlichen zwei Schutzziele verfolgt: In den nördlichen Bereichen, in denen früher von Hand abgetorft wurde, soll sich das Hochmoor regenerieren. Dort, wo industriell abgetorft wurde, ist der Weg zum intakten Hochmoor weit. Diese Gebiete werden daher renaturiert, also im ersten Schritt in naturnahe Flächen umgewandelt. Die dort entstandenen großen Flachgewässer haben einige Wasser-und Zugvögel als Brutgebiet oder sichere Schlafplätze entdeckt. Für Kraniche stellt das Tister Bauernmoor mit den umliegenden Flächen mittlerweile einen international bedeutsamen Rastplatz dar.
Über weiche Pfade (mit Holzschnitzel bedeckt) oder auch über (gesicherten) Schwingrasen kann man die Flora des Moores kennenlernen.
Das schmalblättriges Wollgras ist ein trügerischer Rasenbildner.
Weiß und weich wiegen sich im Frühsommer die Früchte mit ihren Hüllfaden im Wind und verlocken zum Anfassen. Aber Vorsicht! Ein falscher Schritt, und es gibt nasse Füße: Zusammen mit den Torfmoosen weben die langen Ausläufer des Schmalblättrigen Wollgrases an wiedervernässten Torfstichen einen Schwingrasen, der dann wie ein Teppich auf dem Wasser liegt. Fester Boden ist hier nicht.
Im Gegensatz zur Schwesternart, dem Scheidigen Wollgras, trägt diese Pflanze mehrere Wollköpfe an einem Halm und wächst bevorzugt an den nasseren Stellen im Moor.
Nicht nur durch die seidigen Wollbüschel fällt dieses Gras auf: Im Herbst färben sich die Halmspitzen rostrot und bringen einen schönen Farbschimmer ins Moor.
Wollgras haben wir zwar schon häufig gesehen, neu für uns ist, dass es mehrere Arten gibt. Auch die Besenheide (calluna vulgaris) ist uns als Spezialist für Heide und trockenes Moor durchaus bekannt.
Aber ein Unbekannter ist die Rosmarinheide.Ihre Blätter ähneln dem Rosmarin. Doch Vorsicht! Im Gegensatz zum Küchenkraut ist dieser Zwergstrauch giftig. Trotzdem erfreulich, dass er hier wächst. Denn die Rosmarinheide ist selten und gehört in Niedersachsen zu den gefährdeten Pflanzenarten.
Wie ihre Mitbewohner kommt dieses mehrjährige Heidekraut mit den kargen Bedingungen des Moores gut zurecht. Ähnlich der Glocken- und Besenheide trägt es nur kleine ausdauernde Blätter. Ein Wurzelpilz hilft den Pflanzen, Nährstoffe aus dem Boden zu bekommen. Dafür versorgen sie ihn mit Kohlenhydraten. Eine weitere Evolutionsstrategie: Die kugeligen Blüten der Rosmarinheide können sich auch alleine bestäuben und trotzen so der Insektenarmut im Moor. '
Übrigens: Schon den Botaniker Carl von Linné bezauberte sie mit ihrer Anmut, als er sie 1732 auf seiner lappländischen Reise entdeckte.
Den gerade einmal fingerkuppengroßen rundblättrigen Sonnentau haben wir noch nie gesehen oder beachtet, bis er hier einmal deutlich gekennzeichnet und beschrieben wird:
Vorsicht, Falle!
Blanker, feuchter Torf oder Torfmoospolster. Wie schafft es der Sonnentau, auf solchen extrem nährstoffarmen Böden zu wachsen und zu überleben? Per Insektenfang:
Das Prinzip: eine Täuschung! Die roten Tentakel auf den Blättern sondern an ihren Spitzen eine klebrige Flüssigkeit ab, die wie Tropfen in der Sonne- glitzert. Auf der Suche nach Tau oder Nektar können Insekten kaum widerstehen. Der Saft nimmt das Opfer unwiderruflich gefangen. Nach rund zwei Stunden hat sich das Blatt um seine Beute gekrümmt, nach mehreren Tagen hat der Sonnentau das Insekt verdaut und damit den benötigten Stickstoff für das eigene Wachstum gewonnen.
Das Blatt öffnet sich wieder, zurück bleibt die leere Hülle der Beute - auf zum erneuten Insektenfang!
Am Ende des Pfades steht ein Beobachtungsturm, dessen Öffnungen allesamt mit Planen verschlossen sind.
Leider führt der gleiche Weg wieder zurück - man kann aber ab und zu einen kleinen Abstecher machen, um noch das eine oder andere Motiv zu finden. Da wir noch am Nachmittag unterwegs sind, und es auch noch recht früh im Jahr ist, ist von Fauna nicht viel zu beobachten.
Noch einen Strauch finden wir, dessen Beschreibung ich interessant finde:
Gagel (myrica gale)
Schmeckt bitter, riecht aber gut! Dieser auch als Porst bekannte Strauch enthält ätherische Öle und verströmte früher in vielen Gebieten Nordwestdeutschlands am Rande der Moore seinen Duft. Durch Trockenlegung, Beschattung und Nährstoffanreicherung der Standorte ist er heute gefährdet,
Die Blätter sind leicht giftig und wirken berauschend. Im Mittelalter diente er als. als Hopfenersatz, um Bier zu würzen und zu konservieren. Der Gagel galt auch als Haushaltshelfer; Die Rinde wurde zum Gerben, die Blütenknospen wurden zum Gelbfärben verwendet.
Apropos Knospen; Die dezenten Blüten stehen in kleinen Ähren zusammen und werden vom Wind bestäubt. Finden sich am Strauch im Sommer die igeligen Fruchtstände, heißt das: Diese Pflanze ist weiblichl
Aufbruch: | 23.09.2014 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 30.09.2014 |