Der Wilde Westen - Roadtrip an der Westküste der USA
Nachdem wir vor einigen Monaten im Süden der USA am Land der unbegrenzten Möglichkeiten Blut geleckt hatten, sollte es nun an die Westküste gehen. Leider bekamen wir nicht alle Wunschziele in den 2.5 Wochen unter und beschränkten uns somit erstmal auf den südlichen Teil der Küste. Auf den nördlichen Teil freuen wir uns allerdings schon jetzt :-).
San Diego
Der Urlaub begann direkt mit einem Schock – früh Morgens standen wir an Karfreitag auf, packten die letzten Sachen in den Koffer und wollten uns gerade auf den Weg an den Frankfurter Flughafen machen, als Jan noch einmal die aktuellen Flugzeiten checkte - unser Flug von Frankfurt nach Philadelphia hatte bereits 3 Stunden Verspätung, somit war es uns unmöglich, unseren Anschlussflug nach San Diego heute noch zu erwischen. Was tun? Da sich von zu Hause aus nichts ausrichten lies, fuhren wir trotzdem an den Flughafen. Und an dieser Stelle direkt ein dickes Lob an US Airways und das perfekte Krisenmanagement! Am Infoschalter war man bestens vorbereitet, entschuldigte sich in aller Form & hatte bereits eine Notlösung für uns parat - eine Zwischenübernachtung in Philadelphia. Alles in allem hat uns die Flugverspätung keinen Cent gekostet, uns gerade mal eine Nacht in San Diego geklaut (anstatt Freitagabend um 23:00 Uhr kamen wir Samstagmorgens um 10:00 Uhr dort an – machte also keinen wirklichen Unterschied) und uns sogar eine Menge Stress erspart - die Zwischenübernachtung hat den doch recht anstrengenden Flug angenehm entzerrt. Doch der Reihe nach: nach dem Einchecken nutzen wir die verlängerte Aufenthaltszeit am Flughafen um uns das neue Bürogebäude „The Squaire“ anzuschauen. Mit einer Gesamtmietfläche von 140.000 m² für Hotels, Büros und Geschäfte gilt „The Squaire“ als größtes Bürogebäude Deutschlands und hat als eines von nur vier Gebäuden in Deutschland sogar eine eigene Postleitzahl. Nach einem ordentlichen Frühstück ging es dann auch schon los. Der Flug war trotz Mittelgangplätzen in Ordnung und mit zwei Kinofilmen, einer Folge „Sex and the City“ und einer Zeitschrift verging die Zeit auch recht schnell. Nach 8 Stunden Flug landeten wir früher als geplant um 18:00 Uhr Ortszeit in Philadelphia. Kurz nach dem Ausstieg empfing uns ein Infoschalter der Fluggesellschaft, wir brauchten dem Mitarbeiter nur unseren Namen zu nennen und schon hielten wir 2 Hotelvoucher für das Airport Marriott Hotel, einen 20$ Essensgutschein und Tickets nach San Diego für den nächsten Morgen in den Händen - wirklich perfekte Orga! Die Immigration dauerte keine 30 Minuten, die Dame am Schalter war sehr nett und stellte kaum Fragen. Das Marriott war direkt am Terminal angeschlossen und somit bequem zu Fuß erreichbar. Da uns der Anreisetag doch schon ziemlich geschlaucht hatte waren wir froh, nicht noch weitere 6 Stunden fliegen zu müssen und freuten uns über das schöne gemütliche Hotelzimmer. Wir spazierten noch etwas umher, legten uns gegen 20:00 Uhr dann aber ins Bett, schauten noch etwas Fern und schliefen erschöpft ein.
Um 04:30 Uhr, kurz vor dem Wecker, schlugen wir topfit die Augen auf - endlich hatte der Jetlag auch mal etwas Positives . Mit unserem 20$ Gutschein gönnten wir uns ein leckeres Frühstück bei „Au Bon Pain“ mit Cream Cheese Bagels (juhu, da sind sie wieder), Schokocroissants, Cookies, Obstsalat, Kaffee und O-Saft bevor wir problemlos in unseren nächsten Flug eincheckten. Trotz fehlendem Unterhaltungsprogramm verging auch dieser Flug recht schnell, die meiste Zeit lasen wir oder genossen die ersten Ausblicke auf die faszinierende Wüstenlandschaft unter uns – unfassbar wie groß und weitläufig hier alles ist. Nach dem Aussteigen in San Diego erwartete uns die nächste Überraschung – der Flughafen war gesperrt, die Polizei lies uns ohne nähere Erklärung nicht an die Kofferbänder. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, wir schnappten uns unsere Koffer und schnupperten das erste Mal kalifornische Luft – hallo Sonne, lang nicht mehr gesehen . Mit dem Shuttlebus ging es zur Dollar Mietwagenstation, wo Jan sich von den Angestellten ein Upgrade auf ein weißes Ford Mustang Cabrio aufschwätzen lies (kleine Sünden bestraft der liebe Gott bekanntlich sofort – noch am gleichen Abend hatte Jan ein feuerrot verbranntes Genick ). Nach wenigen Minuten Fahrt erreichten wir unser Motel Kings Inn auf dem Hotel Circle etwas außerhalb des Zentrums. Dort teilte man uns mit, dass unser Zimmer erst ab 16:00 Uhr frei wäre, die einzige Möglichkeit wäre ein Früh-Checkinn für 10$ Extragebühren. Wir ärgerten uns sehr, schließlich wären wir eigentlich bereits gestern angekommen und haben die verpasste Nacht ja auch bezahlt – unser Zimmer muss somit definitiv frei gewesen sein. Aufgrund der erneuten Zeitverschiebung zwischen Philadelphia und San Diego war es gerade mal 11:00 Uhr morgens und somit zu früh um auf das Zimmer zu warten. Also zogen wir in unseren vom Flug verschwitzten Klamotten in dicken Jeans und Pulli los. San Diego war jedoch so traumhaft schön, dass aller Ärger schnell vergessen war! Zuerst fuhren wir in das Old Town, dem alten Stadtzentrum von San Diego und erkundeten dieses Viertel zu Fuß. Sandboden, Kakteen, alte Holzhäuser, kleine Saloons, 20 Grad Celsius, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein – wir waren von der ersten Sekunde an begeistert! Seems it never rains in southern California ! Überall spielten mexikanische Musiker, Straßenstände verkauften selbstgemachte Tortillas für 1$. Westernfeeling mit mexikanischem Flair – genauso hatten wir es uns vorgestellt. Wir genossen jede Minute, setzten uns mit einer Tortilla in die Sonne auf eine Parkbank. Weiter ging unsere Erkundungstour über den 59mile Scenic Drive (dies ist eine Rundfahrt durch die ganze Stadt, die alle Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet) zum Balboa Park. Dieser rießige Stadtpark ist wirklich hübsch angelegt mit vielen bunten Blumen und verschnörkelten Gebäuden. Uns war hier jedoch entschieden zuviel Trubel, weshalb wir recht zügig weiter an den Hafen fuhren. Hier erwischten wir eine noch laufende Parkuhr und konnten uns somit kostenfrei das Maritime Museum anschauen – mehrere alte Segelschiffe & U-Boote lagen am Hafen und konnten besichtigt werden. Besonders spannend war der USS Midway Flugzeugträger, den wir aufgrund der hohen Eintrittspreise jedoch auch nur von Außen bestaunten. Im Seaportvillage bekamen wir leider keinen freien Parkplatz mehr, kehrten deshalb um und fuhren den Scenic Drive am Meer entlang, vorbei am enorm lauten Flughafen (im Cabrio hatte man das Gefühl die Boings bei der Landung berühren zu können) bis zur Harbour Island. Diese kleine vorgelagerte Insel war durch eine schmalen Straße mit dem Festland verbunden und bestand nur aus einer einzigen Straße, die rechts einen Bootsanlegeplatz, einige Hotels & Fischrestaurants und links Grünanlagen mit schönen Picknickplätzen bot. Wir setzten uns ins Gras und genossen den Blick auf das Meer und den gegenüberliegenden Sea Cruise Hafen. Weiter folgten wir dem Scenic Drive, vorbei an Shelter Island (einer weiteren vorgelagerten kleinen Insel) und dem Point Loma in den Cabrillo Nationalpark. Dieser war zwar im Vergleich zu den noch Folgenden recht klein, aber dafür umso schöner. Zerklüftete Felsen, grüne Wiesen, der alte Leuchtturm – so stellten wir uns Irland vor! Am Eingang erstanden wir problemlos wie geplant den „America the beautiful anual Pass“, mit welchem wir für einmalig 80$ ein Jahr lang alle Nationalparks der USA besichtigen können. Unsere Fahrt führte uns immer höher, vorbei am Fort Rosecrans National Cemetery, ein US Nationalfriedhof mit 102.000 Soldatengräbern. Die unzähligen weißen Grabsteine auf den rießigen grünen Wiesen, die links und rechts in Richtung des dunkelblauen Meers abfielen, boten einen wirklich außergewöhnlichen Anblick, ebenso wie die atemberaubende Aussicht auf den Hafen und das Festland. Auf dem Gipfel angekommen besichtigten wir zuerst das Cabrillo-Monument, das zu ehren Juan Rodríguez Cabrillo errichtet wurde, der als erster Europäer die Westküste der USA erreichte. Zeitgleich freuten wir uns, den südwestlichsten Punkt der USA erreicht zu haben (in Erinnerung an den südlichsten Punkt der USA vor knapp 4 Monaten). Auf dem Rückweg machten wir einen kleinen Schlenker vorbei an den Sunsetcliffs, wo gerade eine Hochzeit im Freien stattfand – das Brautpaar blickte während der Trauung direkt auf´s Meer und den langsam einsetzenden Sonnenuntergang – wunderschön! Wir machten uns auf den Weg zurück an unser Hotel und checkten nun endlich ein. Das Kings Inn ist ein klassisches amerikanisches Motel, Pool in der Mitte, Parken vor der Tür, Einrichtung spartanisch und etwas älter. Endlich konnten wir uns duschen und unsere ersten Sonnenbrände begutachten (Cabrio + knallende Sonne + kühler Wind am Meer = heftiger Sonnenbrand im Nacken und auf dem Scheitel). Danach ging unsere Besichtigungstour direkt weiter, wir fuhren in das Gaslampquater, ein berühmtes Ausgehviertel mit vielen Restaurants & Bars. Auf der Terrasse eines gemütlichen Mexikaners aßen wir sehr leckere Taccos, Enchilladas, Hühnchen, Reis, schwarze Bohnen (in memorium an Cuba) und Nachos in den Farben der mexikanischen Flagge. Danach fuhren wir mit einem Eis aus dem CVS über die große Brücke rüber auf die Insel Coronado Island und bewunderten den tollen Blick auf das nächtlich glitzernde San Diego. Diese Stadt hat es uns wirklich angetan, Tatj begann direkt von Auswanderungsplänen zu träumen. Gegen 22:00 Uhr fielen wir dann geschlaucht von diesem langen und eindrucksvollen Tag in unser Bett. Die Klimaanlage und die Wasserleitungen des Nachbarzimmers waren jedoch so laut, dass wir mehrfach aufwachten und nicht wirklich gut schliefen...
Gegen 06:00 Uhr standen wir auf (die Zwischenübernachtung in Philadelphia hat uns beim Jetlag wirklich enorm geholfen, trotz der 9 Stunden Zeitverschiebung konnten wir direkt bis 06:00 Uhr schlafen – länger wollten wir auch gar nicht, da wir tagsüber immer so viel Sightseeing geplant hatten & den ein oder anderen Sonnenaufgang sehen wollten) und packten unseren Kram zusammen. Im schrulligen aber gemütlichen „Wafflespot“ des Motels frühstückten wir sehr lecker (Apfel-Zimt-Waffeln und Naturwaffeln mit salziger Butter für Jan und ein rießiges Schinken-Eier-Käse-Omelette mit Farmkartoffeln für Tatj) und bekamen als Hotelgäste sogar 10% Rabatt. Gleich nach dem Essen setzten wir unsere Sightseeingtour fort und fuhren noch einmal in das Seaport Village, wo wir wieder einen kostenfreien Parkplatz erwischten. Früh am Morgen war es noch schön leer und wir konnten uns in Ruhe zwischen den bunten maritimen Holzhäuschen umschauen, einige ausgefallene Pflanzen und Vögel bestaunen und das Meer beobachten. Der 59miles Scenic Drive führte uns weiter in den Norden vorbei am Sealife in das Reichenviertel La Jolla. Traumhaft schöne Häuser und toll angelegte Gärten zeugten vom Reichtum der ansässigen Anwohner. Nächster Stop war der Sealrock im La Jolla Cove. Hier bummelten wir am Meer entlang und konnten unzählige Seelöwen in freier Wildbahn beobachten. Die Tiere waren so putzig, robbten übereinander her, machten einen Höllenlärm und stanken gewaltig . Schweren Herzens verließen wir nach einigen Stunden San Diego und fuhren den Highway No. 1 (nicht zu verwechseln mit dem US Highway 1 in Florida) direkt am Wasser entlang durch Carlsbad bis nach Oceanside.
Aufbruch: | 29.03.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 14.04.2013 |