Der Wilde Westen - Roadtrip an der Westküste der USA
Route 66
Nach diesen frühsportlichen Aktivitäten fuhren wir weiter in die Wüste hinein. Die Landschaft wurde zuerst immer trockener und sandiger, dann fuhren wir über hohe Bergpässe und durch enge Schluchten hindurch. So langsam machten wir uns in diesem Niemandsland doch etwas Gedanken um unseren Tank, hatten wir die Warnungen grundsätzlich bei jeder Gelegenheit vollzutanken doch nicht ganz so ernst genommen… Teilweise kam uns 30 Minuten lang kein einziges Auto entgegen, einmal trabten gemächlich einige Wildpferde auf der Straße entlang und waren nicht gewillt uns Störenfrieden Platz zu machen. Glücklicherweise hatten wir immerhin genügend Wasservorräte dabei, denn auch die Temperaturen stiegen in dieser Wüstenlandschaft immer höher. Am Wegesrand sahen wir immer wieder einzelne Briefkästen und konnten uns kaum vorstellen, dass in den Tiefen der Wüste tatsächlich irgendwo dazugehörige Häuser waren. Wer konnte/ wollte hier leben?! In bizarr anmutenden Trailerparks lebten die verbliebenen Indianer, kleine Wohnwagensiedlungen mit Pferden vor der Tür. Wir passierten große Salzabbauflächen und standen dann plötzlich auf einer geteerten Querstraße mit der Aufschrift „Route 66“. War das aufregend – die bekannteste Straße der Welt lag vor uns. Und glücklicherweise begann sie mit einer (wenn auch etwas veralteten) Tankstelle. Zum absoluten Wüsten-Wucher-Preis tankte uns ein alter Mann mit Cowboyhut eigenhändig voll, zahlen konnte man hier völlig US-untypisch nur in bar. Dann ging es weiter – get your kicks on Route 66 . Das Feeling auf der „mother road“ zu fahren war toll und auch die verfallenen Diner und Tankstellen am Wegesrand, die abgeknickten Leuchtreklamen und verlassenen Autowracks passten zu dieser Kulisse. Leider war auch die Straße selbst sehr marode und bestand stellenweise fast nur noch aus Bitumen – nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die vielen Harleyfahrer… Wir passierten unsere erste Staatengrenze, verließen Kalifornien und kamen nach Arizona. Nach insgesamt etwa drei Stunden Fahrt kamen wir in Oatman an, eines der Dörfer, die sich ihr ursprüngliches Route 66- Feeling noch erhalten hatten. Wir spazierten ein wenig durch das Dorf, das ziemlich touristisch aufgemacht, aber dennoch sehr hübsch war. Herumlaufende Esel wurden mit Karotten gefüttert, vor den Saloons saßen Harleyfahrer bei einer Cola, neben dem alten Postoffice konnte man im General Store Souvenirs erstehen. Nach einer eiskalten Coke fuhren wir weiter nach Kingman. Diese Stadt an der Route 66 ist deutlich größer und nicht nur für Touristen gemacht, hier leben sehr viele Menschen. Wir bezogen das überraschend schöne und saubere Quality Inn Motel mit großen Zimmern, Parkplatz vor der Tür, einer tollen Einrichtung mit unzähligen Route 66 Souvenirs, Frühstück – und das alles zu einem Spotpreis von 38 Euro pro Zimmer! Wir schauten uns den Ort an und waren begeistert vom „neuen“ Route 66 Lebensgefühl, den schönen restaurierten Oldtimern und den unfassbar langen vorbeirauschenden Güterzügen. In einem neonpink eingerichteten Diner mit schwarz-weißem Schachbrettoden und Bildern von Marilyn und Elvis an den Wänden aßen wir leckere Spareribs, holten uns im Supermarkt noch ein Eis und Getränke und ließen den Tag entspannt ausklingen.
Halbzeit – und was hatten wir bislang schon alles gesehen und erlebt – Wahnsinn! Nach einer recht ruhigen Nacht frühstückten wir auf der Terrasse des Motels ein typisch amerikanisches Frühstück und fuhren danach die Route 66 entlang bis nach Williams. Unterwegs stoppten wir am Hackberry General Store – eine echt coole Institution an der Route 66! Alte Coca Cola Truhen, Kuhschädel, Kakteen, Oldtimer, retro Zapfsäulen, alte Straßenschilder – der Besitzer hat ein wahres Sammelsurium an Route 66 Erinnerungsstücken zusammengetragen. In seinem Laden verkaufte er Cowboyhüte, kühle Getränke und eine rießige Auswahl an Souvenirs. Die Wände waren mit Stickern & Buttons jeglicher Harleyclubs die hier jemals vorbeikamen beklebt, an den Decken hingen Kfz-Kennzeichen von Besuchern aus der ganzen Welt. Auf einer großen Weltkarte konnten sich Besucher mit einer Stecknadel an ihrem Wohnort markieren oder signierte Dollarnoten festpinnen. Man konnte sich stundenlang auf diesem Gelände aufhalten und entdeckte immer wieder etwas Neues. Wir trugen uns ins Gästebuch ein und erstanden einen Magnet für unseren Kühlschrank und eine Kappe für Jan´s Papa. Unseren nächsten Halt machten wir in Seligman, welches sich selbst als „Geburtsstätte der historischen Route 66“ bezeichnet. Weltweite Bekanntheit erlangte der Ort durch die Brüder Delgadillo, die hier einen Friseursalon und ein Schnellrestaurant betreiben und durch diverse amerikanische TV-Shows einen echten Kultstatus erreicht hatten. Das spürten wir leider auch an den Besucherzahlen – 4 deutsche & französische Reisebusse kamen zeitgleich mit uns an und schossen Fotos von den bunten Läden und Kneipen – das war definitiv zuviel für uns! Kurzerhand kauften wir noch ein Route 66 Biker-Shirt für Tatj´s Papa und machten uns schnell wieder auf den Weg. Williams war dagegen ein recht ruhiger Ort mit vielen tollen Bars und Steakhäusern.
Aufbruch: | 29.03.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 14.04.2013 |