Der Wilde Westen - Roadtrip an der Westküste der USA
Grand Canyon Nationalpark
Unser Weg führte uns nun immer höher durch einen dichten Nadelwald auf knapp 2.000 m, weshalb es auch immer frischer wurde. In Tusayan (einem reinen Touristenort bestehend aus Restaurants und Hotels direkt am Eingang des Grand Canyon Nationalparks) checkten wir im Holiday Inn Express & Suites ein. Obwohl der Name bekannt und der Preis hoch war, schnitt es im Vergleich zu unseren bisherigen Motels eher schlecht ab, die Matratzen waren extrem weich, die Zimmer hellhörig, das Wifi funktionierte nicht richtig. Hier zahlt man eben in erster Linie die Lage… Wir verloren keine Minute Zeit und fuhren direkt in den Nationalpark hinein und liefen zum Mather Point – dem ersten Aussichtspunkt des Parks (der auch dementsprechend überfüllt mit Touristen war). Still ließen wir den ersten Blick auf den berühmten Grand Canyon, der 450 Km langen, bis zu 30 Km breiten und 1.800 m tiefen Schlucht im Norden Arizonas, die in Jahrmillionen vom Colorado River ins Gestein des Colorado Plateaus gegraben wurde, auf uns wirken. Unser Segwayguide in LA hatte uns versprochen, der erste Blick „blow you away“ – das tat er jedoch leider nicht. Die Sicht war etwas diesig, die Sonne schaffte es nicht die Felsen in das berühmte rote Licht zu tauchen. Und irgendwie sah alles so unwirklich aus, wie eine endlose Fototapete. Natürlich war es groß und beeindruckend, aber wir können nicht behaupten, dass es ein besonders umwerfender Moment in unserem Leben war. Gemütlich spazierten wir ca. 4 Kilometer den Rim entlang in Richtung Osten. Hier, abseits der Bushaltestellen, gab es kaum noch Touristen und wir konnten die wechselnden Aussichten in Ruhe genießen. Am Ende gelangten wir zum Beginn des South Kaibab Trails, einer der drei Abstiegsmöglichkeiten zum Coloradoriver. Unzählige Hinweisschilder warnten davor, Auf- und Abstieg an einem Tag zu versuchen, Geschichten von verdursteten Profisportlern sollten die Gefahr verdeutlichen. Wir hatten selbstverständlich keinesfalls vor bis zum Fluss abzusteigen, wollten nur bis zum ersten Aussichtspunkt, dem Ooh-Aah Point. 1 Meile hinunter, 1 Meile wieder hinauf, insgesamt 3.3 Km – hörte sich absolut machbar für uns an. Also begannen wir schwatzend den angenehmen Abstieg. Nach ca. 15 Minuten drehten wir uns um – und waren absolut geschockt als wir die hohe Wand hinter uns aufragen sagen. So tief waren wir in dieser kurzen Zeit im Zick-Zack-Kurs nach unten gewandert?! Und so steil gingen die Wege wieder hinauf?! Wir beschlossen direkt den Rückweg anzutreten, ohne Ooh-Aah-Point, was definitiv eine sehr gute Idee war. Der Weg war unglaublich steil, schnell zitterten die Oberschenkelmuskel, unsere Wasservorräte waren blitzschnell geleert, wir mussten fast an jeder Biegung eine Verschnaufpause einlegen. Oben angekommen zweifelten wir nicht mehr an der Gefahr der Selbstüberschätzung, die dieser Trail mit sich brachte! Mit dem kostenlosen Shuttlebus fuhren wir zurück zum Visitorcenter an unser Auto und fuhren zum Canyonpark-Supermarkt, wo wir uns ein leckeres Picknick kauften. Weiter ging es danach in den westlichen Teil des Nationalparks, zum Hopi-Point. Dies soll der beste Aussichtspunkt für einen grandiosen Sonnenuntergang sein. Nur wenige Meter vom Touri-Sammelplatz entfernt fanden wir eine einsame Parkbank und genossen in Ruhe unser Essen und den Sonnenuntergang. Wie immer hatten wir auch diesmal kein Glück – es war diesig und bewölkt, vom Sonnenuntergang war nicht viel zu sehen und zu allem Überfluss wurde es richtig kalt. Zurück im Hotel planten wir den nächsten Tag und ließen die Eindrücke des Grand Canyons Revue passieren. Es war für uns etwas wirklich Besonderes hier zu sein, an einem so bekannten Naturwunder, von dem so viele Menschen träumen. Der Canyon ist wirklich beeindruckend und rießig groß, doch die erhoffte Farbexplosion blieb bislang aus, die Bilder sind einfach zu unwirklich für uns, als das der Grand Canyon in unsere größten Reise-Highlights eingehen wird.
Auch wenn es so voll war, dass viele Gäste keinen Sitzplatz mehr bekamen und um uns herum plötzlich jeder Zweite Deutsch sprach – das Frühstück im Holiday Inn war wirklich ausgesprochen lecker und das Beste, das wir während unserer Rundreise bekommen sollten. Neben geröstetem Bacon, Ei-Käse-Omelettes, Rühreiern, Pancakes mit Ahornsirup, Bagels mit Creamcheese, Brötchen mit Marmelade, Honig oder Erdnussbutter gab es Cornflakes, frisches Obst und warme Zimtschnecken – sehr lecker! Vollgefuttert checkten wir aus und fuhren wieder in den Nationalpark hinein, diesmal die komplette Route bis zum Ostausgang entlang. Unterwegs stoppten wir immer wieder an verschiedenen Aussichtspunkten. Heute hatten wir deutlich mehr Glück mit dem Wetter, die Sonne schien und die Felsen leuchteten in den unterschiedlichsten Rottönen. So gefiel uns der Canyon schon viel besser, ob das nun am Lichteinfall oder der besseren Sicht vom Eastrim aus lag, wissen wir nicht.
Aufbruch: | 29.03.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 14.04.2013 |