Mit unseren Kindern um die Welt
Vietnam: SaPa
"TOURISTEN-FANG" UND "VIETNAM, WIE IM BILDERBUCH"
Sapa soll wunderschön sein, so heißt es überall. Hohe Berge, zahllose Reisfelder, vietnamesische Dörfer, kühlere Luft. Das gefiel uns. Wir sammelten Informationen über die Region und erfuhren, dass es unzählige organisierte 3-Tages-Touren gab und viel Werbung für die Bergregion im Norden Vietnams gemacht wird. Darauf hatten wir nun wieder gar keine Lust - feste Frühstückszeiten, zeitlich straff geplante Wanderungen mit 15 anderen, - nein danke, erst recht nicht mit den Kindern. Wir planten also selbst. Organisierten Zugtickets für die Nachtfahrt nach Sapa im Schlafwagen (Fahrzeit 8h) und buchten ein kleines Hotel im Ort. Wir wollten einfach nur wandern gehen, die Reisterrassen sehen und das eine oder andere Dorf anschauen. Und vor allem, dem Trubel und der Hitze der Stadt entfliehen.
Die Nachtfahrt war klasse, wie in allen anderen Zügen, die wir bisher erlebt hatten. Die Züge in Vietnam sind etwas sauberer als die russischen und etwas gemütlicher. Der Zug hielt in der Stadt Lao Cai ca. 35 km entfernt von Sapa. Vor dem Bahnhof standen schon unzählige Minibusse bereit, um den Strom an "Zug"-Touristen nach Sapa zu fahren. Wir stiegen in den nächst besten ein und fuhren in Serpentinen ca. 1000 Höhenmeter die Berge hinauf. Die Fahrt dauerte 1 Stunde und Willi wurde reisekrank. Er ningelte und übergab sich die ganze Fahrt über. Zum Glück saßen wir in der ersten Reihe und der Fahrer hatte Tüten und Papiertücher in seiner Sitztasche. Doch der erste Schwung ging natürlich über Arme, Beine und Kleidung von Mirko und Willi.
Schon nach wenigen Recherchen vor Ort stellten wir völlig ernüchtert fest, dass es nicht möglich war, einfach so zu wandern. Kaum vorstellbar. Entweder zahlten wir Eintritt für Wanderwege in Parks, um auf Gipfel und durch Dörfer wandern zu dürfen, oder mögliche Wanderwege waren so weit entfernt, dass wir ein Taxi für den ganzen Tag buchen mussten. In dieser Konsequenz und Klarheit haben wir das trotz Vorbereitungen nicht gewusst. Wir waren frustriert - zahlten Eintritt, um auf einen kleinen Gipfel zu steigen und buchten gleich im Hotel eine geführte Tagestour, um wenigstens einige der Postkarten-Dörfer zu sehen. Bei unserer Tour hatten wir jedoch Glück, da der Hotelier eine Route wählte, die von den Touristenwegen etwas abwich und so waren wir mit unserer kleinen Gruppe und dem Guide fast allein unterwegs, ohne vielen anderen Touristen zu begegnen. Mal abgesehen von den 6 in Trachten gehüllte Frauen der ethnischen Gruppen vor Ort (Hmong, Red Dao, Tay), die uns (und auch alle anderen Besucher) ungebeten ganztags begleiteten und versuchten, ihre Waren zu verkaufen, war die Landschaft einfach herrlich. Unser Wanderweg führte uns durch die Reisterrassen vorbei an den bulligen Wasserbüffeln, über Berge und Flüsse, durch Bambuswälder und kleine Dörfer. Wir erlebten die Kinderschar zum Pausenklingeln in der Dorfschule, Frauen an Webstühlen, asiatische „Vorrats-Tierhaltung“ und abenteuerliche Bambusbrücken.
Zurück in Sapa waren wir wieder gefangen im Touristen-Nest. Hmong-Frauen wichen uns und allen anderen nicht von der Seite. Bis zum Hotel wurden wir begleitet mit Bitten und Betteln, bezahlte Touren mit ihnen durch die Dörfer zu machen oder ihre Stick-Waren zu kaufen. Selbst die Kleinsten wurden schon trainiert, um Geld zu machen mit Fremden. 3 bis 6- Jährige mussten ihre kleinen Geschwister (oft Säuglinge) den halben Tag im Tuch auf dem Rücken tragen, die Babys wurden dabei recht „gewöhnungsbedürftig“ im Tuch herumgeschüttelt. Sie versuchten, Armbänder zu verkaufen und verlangten Geld für Fotos mit sich und den kleinen Babys auf dem Rücken. Unsere Fotos entstanden heimlich. Die einzige Pause bei diesem Zirkus erzwang manchmal das Wetter mit seinen Sturzregenfällen.
Ach, fast hätten wir es vergessen. Die Dörfer durch die man läuft, bestehen oft zum Großteil aus Verkaufsständen. Wir dachten erst, wir könnten hier etwas über das Leben der Menschen erfahren, aber es ging leider oft nur ums Geld und um den Souvenirverkauf. Kein Reisbauer sprach mit uns, doch wurden wir in zahlreiche „Traditional Handcraft Shops“ geführt.
Niemand war ernsthaft daran interessiert, seine Kultur anderen näher zu bringen - oder doch - gegen US Dollar. Grundsätzlich wahrscheinlich nachvollziehbar, doch dominierte hier ein knallharter Kapitalismus mit sehr professionellen Strukturen.
Wir würden Sapa nicht unbedingt empfehlen, außer vielleicht etwas unabhängiger mit dem Motorrad. Es gibt sicherlich andere schöne Regionen, in denen man die Menschen einfach kennen lernen kann ohne dafür zu bezahlen.
Nach 5 Tagen in den Bergen fuhren wir zurück nach Hanoi. Wir übernachten dort noch einmal bei der netten Familie (der Abschied war sehr herzlich, mit Abschiedsgeschenken für Fine und Willi) und fuhren am nächsten morgen mit dem Zug nach Hué, dem ehemaligen Regierungssitz Vietnams.
Aufbruch: | 29.06.2015 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juni 2016 |
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