Mit unseren Kindern um die Welt
Kambodscha: von Nord nach Ost
Das wahre Leben...
Unsere Nasen werden gefordert. Es riecht nach Fisch und rohem Fleisch, nach überreifem Obst und Gummi. An jeder Ecke wird gekocht. Qualm strömt unter den Holz- und Blechdächern hervor und vernebelt die Sicht. Alle paar Meter vermischt sich der Duft von Räucherstäbchen mit den der Gemüse- Obst- und Fischhändler. Dichtes Gedränge zwischen Mopeds, Radfahrern und Fußgängern. Ein Durchkommen scheint unmöglich. Blicke starren uns an. Mal wird gelächelt, mal gewunken, mal gefragt. Sie sprechen uns auf Khmer an und hoffen auf eine Antwort. Die haben wir nur parat, wenn sie auf Willi zeigen. Die Antwort lautet: „Two“ mit dem beiden Fingern dazu. Die Reaktion: Ein breites Lächeln. Sein Alter wollen alle wissen, sie können es wohl nur schwer schätzen.
Touristen sehen wir hier keine. Die kleine Stadt scheint auch nicht auf Ausländer eingestellt zu sein. Der Markt von Stung Treng beginnt in den frühen Morgenstunden und endet bei Einbruch der Dunkelheit. Wo in Touristenorten gerade das Leben beginnt und alle aus ihren „Häusern“ strömen, endet der Tag hier noch vor dem Abendessen. Restaurants sucht man vergebens. Um 19 Uhr herum erreichten wir die Streetfood-Ecken der Locals und bekamen gerade noch die letzten Reste aus den vielen verschiedenen Töpfen und Pfannen aufgetischt.
Stung Treng war einer der Orte, den wir auf unserer Reise durch den Norden und Osten des Landes passierten. Ohne Plan zog es uns wieder mal in die Berge und in den Dschungel, weit weg von den Städten. Schnell merkten wir, dass wir uns nicht mehr auf der typischen Touri-Route befanden. Es gab hier nicht viele Straßen, kaum Busse, keine Bahn.
Notgedrungen besorgten wir uns einen teuren privaten Fahrer, der uns von Siem Reap nach Norden bringen sollte. Wir reservierten per Telefon die einzige Unterkunft im Ort Koh Ker, einer ehemals bedeutenden Stadt des Khmer-Reiches. Hier wollten wir uns die im Dschungel versteckten Tempel anschauen. Wir freuten uns riesig. Endlich wandern gehen, allein. Hier sollte alles nah beieinander sein. Aber es kam wieder anders ...
Der Ort war ein Haus, oder richtiger gesagt: der Ort war nicht beim Haus. Unser Guesthouse stand einsam da, es war recht einfach und schmuddelig, die Familie recht zurückhaltend bis genervt und bis zu den Tempeln waren es 7km (+ 20km Tempel-Rundweg). Kein (bezahlbahres) Auto, kein Bus, kein Tuk Tuk, kein Fahrrad. Zum Wandern zu weit. Wir wollten schnellstens wieder weg hier - dann eben ohne Tempel. Die Organisation der Abreise ließ uns ganz schön ins Schwitzen kommen. Kein Internet, kaum Handyempfang, keine öffentlichen Verkehrsmittel. Während Fine und Willi hier viel Platz zum Spielen fanden und tobten, liefen unsere Köpfe auf Hochtouren und suchten den schnellsten und günstigsten Weg Richtung Osten. Die Rettung fanden wir in einem gebrauchten "Lonley Planet" für Südostasien (Backpacker Reiseführer), den wir mal gegen ein anderes Buch getauscht hatten: In Stung Treng (eine kleine Stadt im Nordosten am Mekong, 2h entfernt) soll es ein Hostel mit Minibus Fahrservice von und nach Siem Reap geben. Unser Haus lag quasi auf halber Strecke. Wir riefen dort an und baten um einen kleinen Umweg und Mitnahme von 4 gestrandeten Deutschen im dünn besiedelten Norden. Am nächsten Tag saßen wir dann im Minibus nach Stung Treng. Bezahlen mussten wir natürlich die komplette Strecke von Siem Reap an, schließlich wurden für uns 3 Plätze freigehalten.
Höhepunkte für die Kinder in Koh Ker waren: 2 tote Riesenkäfer, ein Mega-Gewitter, die bespielbare Dachterrasse mit Aussicht, viel Platz zum Rennen, die Bagger und Bulldozer hinterm Haus.
Nach 2 Nächten in Stung Treng ergatterten wir 3 Plätze in einem (HelloKitty)-Mini-Bus nach Banlung (eine kleine Stadt im Osten). Ein unaufregender Ort mit Möglichkeit zum Mehrtages-Dschungel-Trekking im Nationalpark der Ratanakiri-Provinz (für Familien mit Kind leider nicht möglich) und tollen Wasserfällen (mit Tuk Tuk super). Die Highlights für uns waren der grandiose Infinity-Pool in einem abgelegenen Bungalow-Resort mit überteuertem „Dosen- und Tütenessen“ auf der Karte und extra 2$ für ein von Willi zerbrochenes Glas beim Abendessen.
Nachdem wir wirklich, mit viel Mühe, versuchten die Schönheit Banlungs zu entdecken (bei langen Spaziergängen), scheiterten wir jedoch kläglich. Der Dschungel und die Berge ringsherum sahen toll aus, aber die aggressiven Hunde in diesem Ort, zwangen uns zu einer schnellen Weiterreise. Wir hatten oft alle Mühe, die Tiere von uns fern zu halten. Jede Familie auf dem Land hat mindestens einen Hund. Zäune und Leinen sind unbekannt. So kommen auf 100m Wegstrecke auch mal 5 bis 7 Hunde, die auch gern in den Restaurants unter und neben den Tischen saßen.
Von einer morgendlichen Jogging-Runde (oder Hunde-hinterher-hetz-Lauf) brachte Mirko für den noch schlafenden Rest der Familie, zur Ansicht die ersten Schlangen unserer Reise mit (nächtlich überfahren).
Saen Monourom (Modulkiri-Provinz) im Osten an der vietnamesischen Grenze, beeindruckte uns wieder. Die Reise mit dem Local-Mini-Bus ging schnell (2h) und wir fuhren durch grüne Waldlandschaften, über Berge mit herrlichem Weitblick und scheinbar unberührter Natur. Von dem Ort selbst können wir wenig erzählen (außer Hundegeschichten), denn unsere Unterkunft (Nature Lodge), eine große Gartenlandschaft mit kleinen Holzhäuschen, lag auf einem Berg umringt von Dschungel aber leider auch von Rodungsflächen.
Wir genossen die Tage hier zwischen Pferden, Kühen und dem herrlichen Blick über die Wälder.
Viele Elefanten trugen in dieser Region über Jahre hinweg täglich Touristen auf ihrem Rücken. Dabei saßen gleichzeitig (in einem Korbtragegestell) mehrere Personen auf den Dickhäutern. Ständiges Triezen zum Weiterlaufen und die wenige Zeit zum Fressen quälten die Elefanten. Heute gibt es zum Glück kaum noch Reittouren (wir haben nur eine Agentur gesehen). Fast alle Mahouts (Elefantenbesitzer) nehmen an einem Schutzprogramm für ihre Elefanten teil. Das unterstützen wir gern und erlebten einen aufregenden "Wellness-Tag" für Elefanten. Nach einem ausgiebigen Spaziergang (mit viel Zeit zum Fressen) gab es ein erfrischendes Bad und viel leckeres Futter von den umliegenden Feldern. Die Bauern lassen die Dickhäuter mit ihren Mahouts gewähren. Nur wenn sie kein Ende finden, ist ein "Futter-Zoll" üblich.
Aufbruch: | 29.06.2015 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juni 2016 |
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