Mit unseren Kindern um die Welt
Australien: Im Goldrausch
Wir würden es als Zauberei bezeichnen, als wenn jemand mit den Fingern schnippst und uns in die Vergangenheit beamt. Eben noch fuhren wir auf dem Great Northern Highway Richtung Süden und plötzlich von einer Sekunde zur nächsten passierte es.
Der letzte Ort war einfach nur ein Ort, aber jetzt… Befinden wir uns in einer Filmkulisse? Wir fuhren die leere Straße entlang und erwarteten jeden Moment den Regisseur schreien: „Raus aus dem Filmset, wir drehen!“ (auf Englisch natürlich). Aber nichts dergleichen geschah. Neugierig schauten wir uns um und überlegten, ob wir in die Läden hineingehen können oder ob sich hinter der Tür einfach nichts außer Wüste verbirgt. Die Häuser stehen hier seit über hundert Jahren unverändert. Diese Stadt lebt aber. Die Läden sind echt, das Polizeirevier, die Post, die Bar mit den halbnackten Tänzerinnen, die Goldschätzgeschäfte. Jetzt fehlten nur noch die Cowboys und Goldsucher. Alles andere war vorhanden – die Pferde, alte Eisenbahnen und Kutschen, Gebäude aus vergangen Zeiten, die typischen Straßenzüge aus den Wildwest-Filmen mit ihren Menschen, die tatsächlich hier lebten. Wir sind in Australiens „Golden Outback“. Mitten in der Wüste arbeiten hier bei enormer Hitze tausende Menschen in den verschiedensten Minen. Nach getaner Arbeit gehen sie in den Saloon (hier: Pub oder Bar) und lassen sich ihr Bier schmecken. Und wir sind mitten drin – im Goldrausch – in den Goldfields von Westaustralien – am Rande des Outbacks. Fährt man hier einige Meter Richtung Osten aus den Goldgräberstädten hinaus, landet man in der Wüste. Fährt man 1000 km weiter, ist man immer noch in der Wüste.
Selbst echte Geisterstädte durchquerten wir. Die meisten befanden sich versteckt und abseits der üblichen Routen – vergessene und zerfallende Städte, die zu Zeiten noch aktiver Minen richtig boomten. Doch kaum wurde eine Mine geschlossen, gingen mit ihr auch die Einwohner dieser Siedlungen.
Viel Mühe, Arbeit und Liebe zum Detail steckt in Gwalia, welche quasi über Nacht zur Geisterstadt wurde. Hier bewahren sich die Einwohner einer nahe gelegenen Gemeinde ein ganz besonderes Erbe. Eine Mine schloss ihre Tore und die Einwohner verließen die Stadt angeblich in einer Nacht. Und genau so sieht es heute auch aus. Viele Einrichtungsgegenstände, Geräte und Autos blieben zurück. Die „leere“ Stadt ist öffentlich zugänglich und vermittelt ein ganz besonderes Gefühl von vergangenen Zeiten. Wir schnüffelten in fremden Schränken, fanden gedeckte Küchentische vor, spielten auf einem uralten Klavier, genehmigten uns einen imaginären Wein in der alten Bar voller verstaubter Flaschen und überlegten, wer wohl in diesen Häusern wohnte, mit den kleinen Zimmern, die meist aus Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer bestanden.
Und nun noch was für echte Männer und Jungs: etwas großes, denn hier ist alles etwas größer, als in Deutschland – vor allem die Autos. Die australischen Roadtrains transportieren alles, was sich irgendwie transportieren lässt…
Eine große Herausforderung für uns Eltern besteht gerade darin, unseren Kindern ein Gefühl von Zeit zu vermitteln. Australien bietet unglaublich viel echtes Anschauungsmaterial zur Entstehung unserer Erde. Wir haben an der Westküste lebende Stromatolithen gesehen, die ältesten bekannten Fossilien unserer Erde. Warum haben sie überlebt aber die Dinosaurier nicht? In Höhlen bestaunten wir alte Handmalereien von Aborigines und erlebten hautnah, wie die Menschen vor über hundert Jahren gelebt haben. Es ist nicht einfach den Unterschied zwischen 5 Milliarden Jahren, 100 Millionen Jahren und hundert Jahren greifbar zu machen. Selbst die Vorstellung 1 Jahr lang zu reisen ist schon schwer zu fassen. Genauso so schwierig ist es auf die unglaublich vielen Fragen von Fine zu antworten, die seit Beginn unserer Reise das Weltall, Planeten, Erdentstehung, Dinosaurier, uns unbekannte Tiere, Entfernungen und Zeitabschnitte umfassen. Gern hätten wir ab und an einen unserer lieben Kindergartenbetreuer dabei
Aufbruch: | 29.06.2015 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juni 2016 |
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