Mit unseren Kindern um die Welt
Australien: Die Abrechnung
„Seid ihr nicht die Weltreisefamilie, die ihre deutschen Führerscheine vergessen hat? Ich kenn euch aus dem Internet.“ Angie und Thomas erkannten uns auf einem Campingplatz in Esperance. Wir kannten sie nicht, dabei haben sie ihre Wurzeln ganz in der Nähe unserer Heimatstadt. Sie sind auch Weltreisende, lebten mal in Südafrika und wohnen nun seit einigen Jahren in Perth, bis das Geld für die nächste große Reise gespart ist. Wir schlossen sie sofort in unser Herz, lagen auf einer Wellenlänge und hatten sogar gemeinsame Bekannte in unserer Heimat. Die Lacher waren so garantiert.
Genau wie in allen anderen Ländern, lernten wir auch in Australien viele Menschen kennen, die unsere Weltreise sehr bereicherten. Gerade der Kontakt zu den schrägen oder auch unscheinbaren Typen und deren Geschichten macht das Reisen so besonders. So packen wir viele interessante Begegnungen zu unseren Reiseerinnerungen:
Terry warnte uns vor den aggressiven Ameisen und stand sofort mit Ameisenkiller bereit, als sie unser Zelt befielen. Sie kochte eine der leckersten Nudelsoßen die wie je gegessen haben. Sie lebte mit ihren zwei Kindern (die sofort einen Draht zu Willi und Fine fanden) auf dem Zeltplatz und wartete auf ihren Mann, der 3 Wochen am Stück arbeitete, um dann 5 Wochen gemeinsam weiter zu reisen.
Chris, voll tätowiert (die meisten selbst gestochen), breit und stämmig, Rammstein Fan und Liebhaber der deutschen Sprache (weil sie so schön klingt), ist 6-facher Familienvater und ein herzensguter Mensch. Wir trafen ihn auf einem Zeltplatz, er arbeitet 3 Wochen am Stück weitab seiner Familie, um dann wieder einige Wochen zuhause zu sein. Er legte Willi zwei Spielzeugautos und einen Ball vors Zelt, weil er ihn an seine Kinder erinnerte.
Oder der deutsche Motorradfahrer aus Thüringen, der schon 9 Monate allein mit seinem Motorrad um die Welt reist, genau wie wir quer durch Sibirien fuhr, heute in Australien ist und noch mindestens zwei Jahre Zeit hat.
Oder der Australier und der Engländer, die zusammen in 3 Monaten ganze 4000 km mit dem Fahrrad von Perth nach Sydney fahren und sich schon ziemlich verrückt fanden, aber uns (als Backpacker mit zwei Rucksäcken und zwei Kindern um die Welt) noch viel verrückter einstuften.
Oder die Schweizer Familie, die noch nie im Urlaub war und noch nie geflogen ist und gleich für zwei Monate nach Australien reist. Selbst ihre Kinder mussten sie deshalb aus der Schule nehmen.
Oder auch Familie Thomas aus München, die die Weihnachtstage mit uns in der Goldminenstadt Kalgoorlie verbrachten wobei Fine einen tollen Freund fand.
Oder Amy und Russle aus Brisbane. Sie reisen 1 Jahr mit dem Geländewagen durch Australien und unterrichten ihre vier!!! Kinder unterwegs. An einem Bachbett am Strand kamen wir beim „Damm bauen“ ins Gespräch. Wir trafen viele reisende Familien, die Zeit füreinander hatten, um gemeinsam die Welt zu entdecken.
Manchmal wurden wir auch ganz spontan eingeladen. Zum Beispiel von Lyn. Sie begegnete uns in einem Museum und lud uns auf ihre Merino-Schaffarm ein, die sie mit ihren über 60 Jahren ganz allein betreibt. Wir waren begeistert. Sie lebte in einem Farmhaus von 1880 und wir erfuhren direkt an ihrem Lieblingsschaf, worauf es bei der Edelwolle ankommt...
Was wir an Australien lieben...
Die Australier reisen, am liebsten im Geländewagen. Sie reisen als Familie und sie reisen lange. Ein Kind für 3, 6 oder 12 Monate aus der Schule nehmen? Kein Problem, denn Kinder lernen unterwegs fürs Leben. Australien steht für „home schooling“. Sie bekommen ihre Aufgaben für unterwegs mit und lernen gemeinsam mit ihren Eltern. Das größte Plus bekommt Australien für den coolen Lebensstil, den alle Einwohner ausstrahlen. Es ist völlig egal wie jemand aussieht, was er für Klamotten trägt und was er denkt – Freundlichkeit wir groß geschrieben. Hier steht die Familie im Vordergrund und die gemeinsame Zeit. Deutschland hängt in solchen Sachen sehr hinterher. Fine sagte vor kurzem einen sehr treffenden Satz in Bezug auf unsere Weltreise: „Deutschland ist das strengste Land.“ Sie ist immer noch begeistert, mit welcher Herzlichkeit Kinder empfangen wurden. Egal ob im Restaurant, im Hotel, mit Papa beim Zahnarzt, in Museen, oder oder … . In allen Ländern, die sie kennenlernen durfte, ist ihr aufgefallen, dass die Menschen viel freundlicher zueinander sind.
Kein Müll, kein Geschmiere verunstaltet die wunderschöne Landschaft in Australien. Jeder noch so kleine Ort hat eine kostenfreie Picknickecke mit Grill und eine kostenfreie Toilette (manchmal auch mit Dusche). Wir fanden stets saubere Plätze vor. Wir konnten uns auch auf die unzähligen Spielplätze verlassen, die es hier wie Sand am Meer gibt (ohne Graffiti, Hundekot und Müll, dafür mit freundlichen Eltern und Kindern, die immer sofort nette Worte fanden). Wir lieben das Gefühl, hier irgendwie zu Hause zu sein – warum wissen wir nicht, es ist einfach da.
Einer der schönsten Orte Australiens...
Unser Zelt steht an einem schneeweißen einsamen Strand mit Blick auf das azurblaue, glasklare Wasser des Südpolarmeers. Umrahmt wird diese traumhafte Kulisse von den saftig grünen Bergen des West Cape Howe Nationalparks. Nur zwei weitere Zelte teilen sich dieses kleine, friedliche Stück Erde ohne Luxus-annehmlichkeiten mit uns. Wir lieben die Plätze in der Wildnis – nichts scheint wichtig, nur ab und an ein einfaches, gesundes Essen über dem Feuer zu köcheln. Ein kleiner, eiskalter Bach fließt aus den Bergen durch den warmen Sand ins Meer und bietet den perfekten Spielplatz für Fine und Willi. Die salzige Luft wird uns hier das letzte Mal um die Nasen wehen, denn während wir spielen, die hohen Wellen im Hintergrund rauschen und der Wind die Gleitschirmflieger über uns antreibt, sind unsere letzten Tage in Australien gezählt.
Die Abrechnung in Zahlen...
Von unseren 90 Tagen in Australien schliefen wir 79 Nächte im Zelt. Mal wachten wir bei strahlend blauen Himmel und angenehmen 25 Grad auf, mal bei sengenden 38 Grad im Outback oder frierend bei 15 Grad und dunklen Wolken an der südlichen Küste.
Gesamtstrecke: 13.500 Kilometer
Benzin: 1.158 Euro
Zeltplätze: 1.132 Euro
Supermärkte: 2.287 Euro (für Lebensmittel, Kosmetik und den ein oder anderen Kaffee)
Mietwagenkosten: 3.000 Euro (Mitsubishi Outlander)
Campingausrüstung: 522 Euro (neues + gebrauchtes)
Eintrittsgelder: 480 Euro (Touren, Museen, etc.)
Wir schwitzten, froren, zitterten auch mal bei heftigen Gewitterstürmen oder schwammen bei heftigsten Regengüssen fast auf unseren Matratzen durch das nasse Zelt. Das ein oder andere Mal mussten wir unser Lager wegen nahenden Buschbränden verlassen oder vor Ameisenarmeen flüchten. Wir erlebten süße, lustige und giftige Tiere, trafen nette, interessante und schräge Menschen und erlebten eines der größten Abenteuer aber auch die nervenzehrendsten Herausforderungen unserer bisherigen Weltreise.
Aufbruch: | 29.06.2015 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juni 2016 |
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