Mit unseren Kindern um die Welt
Neuseeland: Mount Ruapehu
Auf dem Weg zu dunklen Mächten - ein Bergerlebnis von Mirko
Links und rechts von mir war der Abgrund nur zu ahnen. Ich ging langsam und vorsichtig bergan, über 1000 Höhenmeter liegen noch vor mir. Die Luft ist kalt, doch der Schweiß läuft bereits die Stirn herunter. Ringsherum ist es dunkel. Schwarz das schroffe Vulkangestein unter meinen Schuhen, Schwarz der Sternenhimmel im Westen und nur ein erstes schwaches Hellblau hinter den steilen tiefschwarzen Lavazacken im Osten. Meine Stirnlampe wirft einen schmalen Lichtkegel. Ich bin allein hier oben, nirgends sehe ich eine weitere Lampe. Wohin weiter gehen? Waren da nicht eben noch Fußspuren? Oh nein!!! Stopp! Direkt vor mir erkenne ich den Abgrund. Ich muss zurück, einen neuen Weg suchen…
Heute ist „Papa-alleine-Tag“, als Ausflugsziel habe ich mir den Kratersee des höchsten Berges der Nordinsel ausgesucht, des Vulkans Mount Ruapehu. Er liegt auf ca. 2600m und es führt kein markierter Weg hinauf. Man soll sich einen Guide nehmen oder muss sich seinen Weg allein suchen. Natürlich will ich es ohne Guide versuchen. Zum Sonnenaufgang (ca. 07.30 Uhr) will ich bereits so weit oben wie möglich sein. Ich würde so den Touristengruppen mit Guide entkommen und zeitig genug zurück sein, sodass die restliche Familie nur den Vormittag allein verbringen muss. Zum Glück ist klarer Sternenhimmel, denn bei dichten Wolken oder Nebel hat man keine Chance, einen geeigneten Pfad zu finden. Weder hinauf, noch herunter. Um 05:15 klingelt der Wecker, 06:00 werde ich von Anja mit unserem Bus am letzten Parkplatz neben dem Skilift abgesetzt. Die Kinder schauen nur unter der Bettdecke hervor. Kein anderes Auto ist zu sehen und es weht ein eisiger Wind. Wir verabreden die Abholung für 14:00 Uhr. Los geht’s. Nachdem ich die ersten Höhenmeter hinter mir habe, erkenne ich deutlich, warum hier der Drehort für Mordor war. Die Silhouetten der schroffen Vorgipfel des Vulkans könnten nicht besser dazu passen. Der steile und anstrengende Aufstieg dauert knapp 2,5h. Immer wieder muss ich etwas zurückklettern und meine Route korrigieren. Dann stehe ich plötzlich auf dem schmalen Kraterrand. Was für ein Gefühl, einfach irre. Keine Menschenseele ist zu sehen. Ich bin allein auf dem Vulkan. Die wärmende Sonne kam soeben erst über die Gipfel im Osten. Vor Freude schreie ich kurz in den riesigen Krater vor mir und es hallt zurück. Etwa 1,5h lang nehme ich mir Zeit und wandere in den beiden Kratern, neben dem schwefelhaltigen Kratersee und auf dem Gletschereis herum. Und ich frühstücke endlich, bisher gabs nur Nussriegel. Dann kommen die ersten Wolken aus dem Tal herauf und ich steige zügig wieder ab. Jetzt sind die Fußspuren des „normalen“ Weges gut sichtbar. Immer noch bin ich allein. Fast am Parkplatz angekommen, nehme ich den Abstecher zur eindrucksvollen „Meads Wall“. Hier wurden viele Szenen mit den Orks gedreht und ich will kurz sehen, ob es auch für die Kinder hier schön ist. Am Nachmittag sind wir alle 4 wieder hier. Nachdem Anja mit den Kindern vier Stunden vormittags durch die Wälder, Ebenen und zu Wasserfällen wanderte, waren alle etwas müde. Doch diese Wand begeisterte uns und es dauerte nur Minuten, bis alle irgendwo herumklettern wollten oder staunend in den Abgrund schauten. Hier war Mordor - die „Böse Welt“ – zur „guten Welt“ sollte es als nächstes gehen…
Aufbruch: | 29.06.2015 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juni 2016 |
Mongolei
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Australien
Neuseeland
Indonesien
Nepal