La Palma im Oktober
Herrenhäuser in Santa Cruz
In der Calle O'Daly - früher hieß sie Königsstraße - residierten Adel und Geldbürgertum. Nachdem französische Korsaren Santa Cruz 1553 gebrandschatzt hatten, bauten die Besitzer ihre Häuser in großem Stil wieder auf. Das Kapitel Entdeckungstouren bei Dumont 'laufen wir ab', z.T. sind Erläuterungstafel an den Gebäuden angebracht, die interessanten über den Reiseführertext hinausgegehende Informationen liefern.
Casa Monteverde
Im 19. und zu Beginn des 20. Jh. wurde in Santa Cruz kaum noch gebaut, mit Ausnahme der Casa Monteverde. 1923 restaurierte der einheimische Architekt Pelayo Lopez Martín-Romero den ursprünglich gotischen Palast und wurde mit diesem Werk weit über La Palma hinaus bekannt. Er griff - nachdem sich der Jugendstil auf den Kanarischen Inseln nicht hatte durchsetzen können - auf traditionelle Bauelemente zurück und führte damit auf dem Archipel den Regionalismus ein. Diese Stilrichtung fußte auf Vorbildern aus der als ruhmreich empfundenen Vergangenheit. Die ursprünglich nur zweigeschossige Casa Monteverde erhielt durch Pelayo López ihr heutiges oberes Stockwerk mit flachem Rundbogen, mit der er dem Gebäude seinen persönlichen Stil verlieh. aus: Dumont
Casa Sotomayor
Eine aus dem Rahmen fallende Natursteinfassade, wie sie sich nur sehr wohlhabende Familien leisten konnten, besitzt die Casa Sotomayor. Bei den meisten anderen Palästen wurden nur Portal und Fenster mit Bruchsteinrahmen umgeben, das übrige Mauerwerk hingegen weiß getüncht. Die Casa Sotomayor gilt als ältestes Haus der Straße (Anfang 16. Jh.) und hätte damit den Korsarenüberfall relativ schadlos überstanden. Gründer war Juan de Sotomayor y Topete, Abkömmling einer am Aufbau des spanischen Weltreichs führend beteiligten kastilischen Adelsfamilie. Auf La Palma heiratete er in die Familie Grünenberg. aus Dumont
Casa Principal de Salazar
Ein weiteres Haus mit Natursteinfassade ist die Casa Principal de Salazar aus dem 17. Jh. mit Elementen der Renaissance und des Barock. Türen und Fenster verteilte der Baumeister unregelmäßig über die Fassade, die barocke Vorliebe für die Symmetrie hatte noch nicht Einzug gehalten. Über dem mächtigen Eingangsportal steht auf dem Familienwappen zu lesen: »Soli Deositgloria« (Nur Gott allein sei Ehre). Dies war der Leitspruch von Don Ventura Salazar de Friaas (1601-69), Erbauer des Hauses und Mitglied des Ritterordens von Calatrava. Die Inselregierung ließ den Palast restaurieren und machte ihn Besuchern zugänglich. Steinsäulen tragen die untere Ebene der dreistöckigen hölzernen Galerie im Innenhof, für die beiden höheren Ebenen genügen stützende Holzpfeiler. Ein solcher Patio charakterisiert alle älteren Stadtpaläste. Er diente der Familie und den Bediensteten als bevorzugter Aufenthaltsort. Im Parterre lagen Weinkeller, Lagerräume und bei sehr reichen Leuten auch Pferdeställe sowie die Kutschengarage. Die Herrschaft wohnte im Obergeschoss. Besonders prächtig präsentiert sich der ehemalige Prunksaal zur Calle O'Daly hin mit seiner reich verzierten, hoizgeschnitzten Tür und der Artesonado-Decke. Spürbar intimer ist das rückwärtige Speisezimmer. Vermutlich war es seinerzeit dem engeren Familienkreis vorbehalten. eb.
DAS HAUS VANDEWALLE
So wie wir das Haus heute sehen, wurde das Haus Vandewalle zur Zeit des Kapitäns Gregono Roberto de Montserrat, Sohn von Jerónimo Vandeval und Maria Dalmao Roberto de Montserrat, im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts auf den Grundmauern des Wohnhauses Vandewalle aus dem 16. Jahrhundert errichtet. Das Wohnhaus ist im portugiesischen Stil unterteilt: Hausflur und Diele am Haupteingang, eine Zugangstreppe in den 2. Stock links vom Eingang, Keramik-Dekor aus Delft, das Atrium auf der rechten Seite und einen hinter dem Haus gelegenen (Gemüse) Garten mit kanarischem Palmenhain (Phoenix canariensis) und Drachenbaumbestand (Dracaena draco). Im 20. Jahrhundert fanden in diesen Räumlichkeiten die von seinem Eigentümer Jorge Lozano Vandewalle angeregten kulturellen Veranstaltungen wie Fotoausstellungen und Filmabende sowie Mitgliederversammlungen der von Lozano, seiner Frau und Journalistin Loló Fernández Felipe, seiner Künstlerfreundschaften Facundo Fierro und Óscar Benítez 1984 gegründeten Gruppierung El Taller statt» deren Ziel es war, die Gravierkunst auf La Palma zu fördern und zu verbreiten. Durch die kulturelle Umtriebigkeit in diesem Haus kamen auch andere kanarische Künstler, die hier prägten und stanzten: José Duarte, José Dámaso, José Luis Fajardo, Pedro González, Rafael Monagas, Elizabeth Friend, Domingo Vega, Rudolf Ortner oder Günter Fischer-Piscat. Im Jahr 1993 wurde die Aktivität der Gruppierung eingestellt und Lozano gründete stattdessen die Unternehmung Luz 15, die Filme produziert und deren Name für den Standort des Hauses steht. (von der Erläuterungstafel vorort)
Casa Fierro - der neue königliche Yachtclub
In die Casa Fierro kann man einen Blick werfen. Der Palast wurde im Stil des akademischen Klassi¬zismus entworfen. José Maria Fierro Santa Cruz ließ ihn 1817 neu erbauen. Anstelle des zuvor üblichen zentralen Patios erhielt die Casa Fierro eine be-sonders aufwendige, symmetrisch gestattete Holztreppe. (eb.)
In seiner heutigen Struktur basiert der Neue Königliche Jachtklub auf die Gründung im Jahr 1817 durch Jose Maria Fierro Santa Cruz y Brito in seinem Familiensitz. Die Fassade des Hauses trägt die typischen Eigenschaften des akademischen Neoklassizismus: in zwei Stockwerke aufgeteiltes Wohnhaus, Symmetrie der Fassadenöffnungen und zentrale Eingangstür mit Halbrundbogen und dreieckiges Frontispiz. 1904 als Sport- und Jagdverein gegründet, wurde das Gebäude zunächst gemietet, bis es der spätere Präsident des Vereins, Francisco Garcia Mamely, 1920 erwarb. Das historische Gebäude wurde 1906 vom damaligen spanischen König Alfons III. besucht, der als erster König Spaniens kanarischen Boden betrat.
In seinen Räumlichkeiten besticht zunächst der beeindruckende Treppenaufgang und danach die Bibliothek mit Ausgaben aus dem 18. bis 20. Jahrhundert sowie die Pinakothek
Casa Massieu Sotomayor
1809 wurde die Casa Massieu Sotomayor fertiggestellt, deren Fassade mit vier marmornen Büsten ebenfalls klassizistische Anklänge verrät. Die Büsten flankieren das Wappen der Erbauer, Nicolás Massieu Saigado und Clara Margarita de Sotomayor. An den Dachkanten fallen zwei als menschliche Figuren in Stein gehauene Wasserspeier ins Auge. Seit 1931 ist das noble Stadthaus Sitz der Forschungsgesellschaft La Investigadora und heißt im Volksmund El Casino. In der clubähnlichen Einrichtung treffen sich wohlhabende Bürger der Stadt. eb.
Die Vereinigung 'Die Forscher', gegründet 1885 in Santa Cruz de La Palma, hat ihren Sitz im ehemaligen Haus von Nicolas Massieu Saigado und seiner Frau Clara Margarita de Sotomayor. Der Wohnsitz hat drei Fassaden und teilt die Wohnfläche auf drei Stockwerke inklusive Mittelgeschoss auf. Auffällig sind die Staub und Regenfänger über der oberen Fensterreihe, die von Marmorbüsten und dem Wappen der Massieu-Sotomayor-Familie gekrönt werden. Die Vereinigung erwarb das Haus 1931 und baute es ihren Bedürfnissen entsprechend um. Das auch als Casino von Santa Cruz de La Palma bekannte Haus war auch stets Veranstaltungsort spielerischer Auseinandersetzungen und Betätigungen. Es gilt auch heute noch als ein offenes Haus, insbesondere für philanthropische, symbolische und philosophische Strömungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. (aus Erläuterungstafel)
Besichtigen macht hungrig, das vom Dumont vorgeschlagene Restaurant 'La Placeta' erschien uns zu touristisch - und die Karte des Yachtclubs - auch el Casino genannt - las sich besser, d.h. kanarischer!
Casas de los Balcones
Das Zimmermannshandwerk erreichte auf La Palma ein hohes Niveau. Ihren Höhepunkt erreichte diese Kunst mit den viel fotografierten Casas de los Bal-cones in Santa Cruz. Sie reihen sich entlang der Avenida Maritima, zwischen dem Durchgang von der Placeta de Borrero und der Calle Tedote. Ursprünglich waren die teilweise über zwei Stock-werke reichenden, nach arabischem Vorbild gefertigten Balkone durch ein feines, hölzernes Gitterwerk verschlos¬sen. Dieses sollte nicht etwa vor Blicken schützen oder zur Zierde dienen. Viel¬mehr verbargen sich dahinter die Wirt -schaftsräume, in denen Getreide luftig aufbewahrt wurde und der Wasservorrat vor Verdunstung sicher lagerte. Die heute als Schokoladenseite empfundene Meeresfront der Balkonhäuser wies früher zum kiesigen Strand, da es die Avenida Maritima zur Erbauungszeit im 16./17. Jh. noch nicht gab. Der Vordereingang befand sich, von Wind und Atlantikgischt abgewandt, an der Calle Perez de Brito.
(eb.)
Aufbruch: | 16.10.2015 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 23.10.2015 |