Tras la huellas de los conquistadores

Reisezeit: November / Dezember 2015  |  von Reinhold Sellner

QUITO , Estoy de vuelta, mi regreso: Rucu Pichincha , der Leidensweg

rechts im Bild der noch jugendlich wirkende Nürnberger, Wolfgang Heiß, dreisprachig und erfahren
links im Bild: the experienced "Möchtegern" traveler , auf den Spuren Alexander von Humboldt´s

rechts im Bild der noch jugendlich wirkende Nürnberger, Wolfgang Heiß, dreisprachig und erfahren
links im Bild: the experienced "Möchtegern" traveler , auf den Spuren Alexander von Humboldt´s

Quito 5)

Seit Monaten ist er in meinem Kopf herumgegeistert, der Hausberg von Quito, werde ich es schaffen, oder doch nicht !
Ich hatte vorher zahlreiche Reiseberichte darüber gelesen und mich entsprechend vorbereitet, wenn NICHT :

kurzum: 1 1/2 Tage vor dem Aufstieg hat es mich zum 2. Mal hier in Südamerika erwischt, in der Nacht dachte ich, es zerreisst mir die Eingeweide, morgens rennt alles verkehrt in mir.
Also nächsten Tag vorsichtig Coca Cola eingeflösst und etwas Salze in geeigneter Form.

Um es kurz du machen, tags darauf ging es trotzdem los, hinauf mit der Seilbahn auf ca 3940 Höhenmeter. Die Höhenangaben mit über 4000 m nach der Bergstation der Teleferico (französische Seilbahn aus 2005) stimmen bei weitem NICHT , der Garmin kann sich nicht täuschen, das gibt es nicht, wie später auch die Gipfelhöhe beweist

Fabiola und ihr Enkel Niko mit uns auf dem Weg zur Bergstation des Rucu Pichincha

Fabiola und ihr Enkel Niko mit uns auf dem Weg zur Bergstation des Rucu Pichincha

die Bergstation der Teleferico, im Hintergrund der Cayambe, 3. höchster Vulkan in Ecuador, ein guter 5 Tausender

die Bergstation der Teleferico, im Hintergrund der Cayambe, 3. höchster Vulkan in Ecuador, ein guter 5 Tausender

man hat sich gefunden

man hat sich gefunden

mit Fabiola und Niko

mit Fabiola und Niko

dünne Luft

Da haut es mich schon fast um und ich ringe minutenlang um Luft. Was der Vorteil ist, ich bin etwas leichter, habe in den vergangenen 4 Wochen bereits ca 6 kg abgenommen.
Ausgerüstet bin ich auch gut, mit entsprechender Bekleidung und auf Bedarf Innenfutter, Haube, Handschuhe, Wasser und Notfalleinrichtung, weil ich ja eingelesen bin. ( Wie recht ich doch hatte, ich sollte es noch notwendig brauchen !!!! )
Niko, der Enkel von Fabiola, will mitkommen. Ich habe von Anfang an meine Zweifel, er geht in bluejeans, T-shirt, Pullover hat er dann doch noch mit und er trägt bereits ziemlich ausgelutschte Turnschuhe mit Null Sohle, also sogenannte Gummiteller. Zum Trinken hat er 0,35 L süßes Zeugs mit. Er darf es in meinen Rucksack geben.

Also los, wir schreiten bergan, das GPS zeigt exakt 3940 hm an.

Rucu Pichincha

Weiter geht es dem Gipfel zu, 4100 Meter / 4200 Meter sind schon gefallen, der Puls ist fühlbar höher als bei normaler Wanderung. Wir sind ziemlich alleine unterwegs.

Die Landschaft, insbesondere die Pflanzen sind sonderartig schön, kakteenartige, sehr stabile oft bodennahe Pflanzen, mit speziellem Wuchs, moosartige Flechten und viele blühende Gräser. Die Sonneneinstrahlung ist - gut fühlbar - um einiges stärker als in unseren Breiten.

Wir wandern trotz hohem Puls und tiefem Atem weiter, der Pichincha (besteht aus zwei Gipfel dem der Stadt zugewandte Rucu Pichincha "der alte Pichincha" und der Guagua Pichincha "der junge Pichincha) kommt näher, ein auf grünen Hängen aufgesetzter Steinkoloss, aus gewissem Gesichtspunkt sieht der Gipfel aus wie ein Turm aus der Antike.

Alexander von Humboldt hat diesen Gipfel im Jahre 1802 bestiegen, der Gedanke läßt mich nicht los. Wie mag er das bloß geschafft haben, ohne Seilbahn, von Quito aus, ich pack es einfach nicht. Es müssen große Strapazen gewesen sein. Wie mag es dazumals hier ausgesehen haben, und ob, vielleicht sogar Schnee lag, wer weiß das schon ??

Nach dem Passieren der Südflanke, wandern wir weiter und gelangen in ein langes, bis zur Schulter des Gipfels reichendes Geröllfeld. Der Aufstieg wird mühsamer, da der Weg schwindet und das Gelände viel steiler wird. Die Geröllhalde passieren wir im zick-zack .
Als ich sehe, dass es Niko nicht mehr so gut geht, schicke ich ihn nach Abschätzung der Lage zurück. Das muß für ihn gefahrlos möglich sein, beschließe ich. Er ist tapfer bis ca 4400 hm mitgewandert. Jetzt wird es auch sehr kalt , starker Wind setzt ein, ungemütlich.

Ich sehe ihm lange nach, nachdenklich, ob mein Entschluß richtig war, während ich das Innenfutter einzippe und Haube und Handschuhe anziehe.

Nun kommen mir doch einige touris entgegen , wir reden kurz , drei haben kurz vor dem Gipfel umgedreht, Luftprobleme, zwei Deutsche sagen mir, sie waren ganz oben, es sei noch ca eine Stunde zu gehen bzw zu klettern.

Vamos, ich packe meine ganze Kraft zusammen und das geht so:
10 Schritte vorwärts, 10 Sekunden keuchend und pfeifend um Luft ringen,
das gleiche von vorne und immer wiederholen. Ein paar Mal denke ich ans Umdrehen, überwinde mich wieder. Ob das Anzeichen beginnender Höhenkrankheit sind, im Nachhinein denke ich: JA , es war sogar sicher so .

Der Magen knurrt, im Kopf ein einziger Schwindel und dumpf rotierender Schmerz. Beim Luftholen sticht es. Nun ist der Aufstieg endgültig zur Kletterei ausgeartet. Felshänge mit trittartigen Griffen, keine Seilsicherung, keine Pfeile, keine Orientierung, nur alle paar Hundert Meter ein Holzpfahl eingerammt mit einer für mich undefinierbaren Km-Angabe. Wenn die Sicht schlechter wird, hast Du keine Chance, Du weißt nicht mehr wo Du genau bist, DAS sollte jedem klar sein. Auch wenn Du dir da weh tust, ich wüßte nicht, wer Dich bergen sollte und wie auch immer ??

Dann bin ich ganz oben, es ist geschafft, die Qual hat ein Ende, es hat sich gelohnt. Ich denke an Alexander von Humboldt, dass er 1802 hier oben stand, ohne Teleferico und mit seinen Begleitern.

Alex.v. Humboldt, der deutsche Forscher versuchte sogar, den Chimborazo mit seinem Begleiter zu besteigen. Es gelang ihm, auf über 5000 m hinaufzusteigen. Es war fürchterlich, sie bluteten aus dem Mund, bekamen fast keine Luft, und mussten aufgeben. Niemand hatte es bisher gewagt in solche Höhen zu steigen. Die Indios hatten Angst, wohnten doch ihre Götter auf diesem Berg.

Das alles , und noch viel mehr, hämmert jetzt durch meinen geplagten Kopf.

Ich bin in einer fremden Welt, in einer Welt die ich aber nie vergessen werden. Auf meiner Suche die für viele sinnlos erscheint, habe ich den Sinn des Lebens gespürt.
Mehr denn je bin ich jetzt davon überzeugt, man solle seinen Träumen folgen. Die Erlebnisse in Ecuador befinden sich in meiner Seele, das Einzige, was ich wirklich in meinem Leben besitze.

Nicht die materielle Anhäufung führt zum Glück, sondern solche Reisen führen zum Glück.

Ich bin am Ende meines gelebten Traumes angelangt, habe mir verwirklicht, wovon ich schon als kleiner Bub geträumt habe, Südamerika, Land der Inkas, Konquistadoren aus Spanien und Portugal, Land der Forscher, ich liebe dieses Land und bin hier erst am Anfang meiner persönlichen Forschungen angelangt.
Der erste Kreis hat sich damit für mich geschlossen.

Im Nachhang kommen noch weitere Bilder, sowie der Ausflug nach Kolumbien, den ich auch nicht vorenthalten möchte.

links und rechts geht es "straight", so gut wie senkrecht hinunter

links und rechts geht es "straight", so gut wie senkrecht hinunter

Gipfel

Die Sonne brennt vom Himmel und es ist bitter kalt am Gipfel.Die Rundumsicht ist klar und spektakulär.

Nur die umliegenden Vulkane, Cayambe, Cotopaxi, Chimborazo sowieso fast immer, verstecken ihre Krater in Wolkengefilden

Hurra, geschafft, das Offizielle Gipfelfoto auf 4700 m Seehöhe, so hoch war ich noch nie, sagt aber wenig aus, weil wenn man erst einmal in Quito ist, gehts hopp...

Hurra, geschafft, das Offizielle Gipfelfoto auf 4700 m Seehöhe, so hoch war ich noch nie, sagt aber wenig aus, weil wenn man erst einmal in Quito ist, gehts hopp...

das ist alles, was auf dem Gipfel öffentlich aufgestellt worden ist

das ist alles, was auf dem Gipfel öffentlich aufgestellt worden ist

gewaltiger Gipfelausblick, Wind, Natur, ich hatte Glück

gewaltiger Gipfelausblick, Wind, Natur, ich hatte Glück

Unten im Tal (das Tal ist auf 2800 m !!) Quito mit großer Ausdehnung Nord zu Süd, das müssen mindestens 50 Km sein. Eine große, innere Zufriedenheit, macht sich breit

Unten im Tal (das Tal ist auf 2800 m !!) Quito mit großer Ausdehnung Nord zu Süd, das müssen mindestens 50 Km sein. Eine große, innere Zufriedenheit, macht sich breit

© Reinhold Sellner, 2017
Du bist hier : Startseite Amerika Ecuador Rucu Pichincha , der Leidensweg
Die Reise
 
Worum geht's?:
Diese Reise beginnt für mich mit einem Traum, den ich mir aus verschiedenen Gründen erst jetzt erfüllen kann. Ich werde zuerst versuchen, mich etwas weiter unten zu akklimatisieren, um dann den Hausberg Pichincha auf d Spuren Alexander von Humboldt´s zu besteigen. Historisch ist für mich auch bedeutend, dass ECUADOR erst im Jahre 1822 von Spanien unabhängig wurde. Danke an Alexandra, die mir diese Reise überhaupt erst ermöglicht hat und zuhause den Familien-Laden schmeißt
Details:
Aufbruch: 16.11.2015
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.12.2015
Reiseziele: Ecuador
Der Autor
 
Reinhold Sellner berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors