Irland im Herbst Teil II

Reisezeit: September / Oktober 2015  |  von Thomas B.

Den Liffey rauf und runter

alte Mehl-Mühle am Hafen

alte Mehl-Mühle am Hafen

das neue Theater: Glaspalast

das neue Theater: Glaspalast

Samuel Beckett Bridge

Samuel Beckett Bridge

Dublins Lebensader

Städte mit Flüssen haben immer einen ganz besonderen Charme, Prag mit der Moldau, Budapest mit der Donau oder Graz mit der Mur....
Der Liffey mit seinen vielen Brücken ist eine Art Lebensader für Dublin, überhaupt wirkt Dublin ein wenig wie eine verkleinerte Ausgabe von London, Liffey statt Themse. Aber das sollte man keinem Iren erzählen. Viele Englände nutzen die kurze Fährverbindung zu Abstechern nach Dublin. Von Liverpool oder Manchester aber auch von Wales ist es nicht weit und das Preisniveau in Irland ist deutlich unter dem des United Kingdom. Und so gröhlt man abends in Temple-Bar eben die irischen Rebellenlieder beim was weiß ich wievielten Stout mit, „there’s Whisky in the jar“. Und dazu läuft an drei Fernsehern gleichzeitig englische Premier-League oder Rugby-WM. Nur als England bei der WM (in England!) vorzeitig ausscheidet (dank Wales) stockt sicher die Kneipenfreude, die Iren aber bestellen ein Extra Pint, denn sie sind weiter gekommen, genau so wie die Schotten und die Waliser (die Kelten halt), was zur typischen Unterdog-Freude in den Pubs führt.

Der Liffey wird durch Dutzende von Brücken überbrückt, teilweise nur für Fußgänger wie die „halfpenny bridge“, meist aber für Autos und Fußgänger. Wenn man den Liffey entlang spaziert, muss man immer wieder Ampeln passieren und lernt sehr schnell von den Dublinern „geordnet“ im Stechschritt noch bei rot über die Straße zu sausen. Für die Kontinentalen steht wie in London „Look Right“ an den Kreuzungen, wie überhaupt im ganzen Land, vor allem im Bereich touristischer Brennpunkte diskret auf den Linksverkehr hingewiesen wird.

Recht neu und spektakulär, fast schon im Hafenbereich, die „Samuel-Beckett-Bridge“, gestaltet wie eine irische Harfe. Interessant überhaupt, wie man den Irland-Flüchtigen wie Joyce und Beckett huldigt. Beide waren ja in einer Art Hassliebe mit ihrem Heimatland und ihrer Heimatstadt verbunden und beider Bücher standen im katholischen Irland lange auf dem Index, man musste sich den Ulysses in England besorgen! Joyce hat aus dem von England aufgezwungenen Englisch fast eine eigene Sprache gemacht, bzw. das Englische so in seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gedreht und gewendet, wie wohl kein anderer englischsprachiger Schriftsteller es je geschafft hat. Beckett hat sich ganz der „Stief-Mutter“ – Sprache entzogen und hat auf Französisch geschrieben.

Heute muss Joyce für alles herhalten: Ein (teures) Hotel im Temple-Bar-Bezirk ist mit überlebensgroßen Wandgemälden von Molly und Leopold Bloom geschmückt, den Protagonisten seines „Ulysses“. Seine Statue steht grübelnd in der Abbey Street, er dient als Bieruntersetzer und ist allgegenwärtig. Aber Mozart wurde ja in Salzburg auch mal per Fußtritt „entlassen“ und heute lebt der Salzburger Fremdenverkehr vom „Wolfgangerl“. Und was war mit Heine und Düsseldorf?

Richtung Hafenviertel und bei den Docks und Kanälen geschieht ein Umbruch. Alte Handels- und Fabrikgebäude werden teils abgerissen, teils renoviert, manches Neugebaute der Milleniumwende ist nicht unbedingt der Architektur letzte Weisheit, neueres zum Teil sehr interessant. So der Glaspalast des Theaters, in dem sich die ganze Umgebung spiegelt, vor allem ein in schwarz-weißen Quadraten erbautes Nebengebäude und unregelmäßige schief stehende rote Stangen, die zum kleinen Hafenbecken am Kanal-Kai führen.

Manche verfallenden Gebäude erinnern daran, dass der Dockbereich, wie in London oder Hamburg, einmal das wirtschaftliche Herz dieser Hafenstadt war, jetzt eben mehr oder weniger behutsam restauriert oder überbaut wird. Ganz in der Nähe das große Stadion, in dem Deutschland in wenigen Tagen spielen wird (und wie wir jetzt wissen, verlieren wird).

L'Oreal - Weil Sie sich's wert sind (oder so ähnlich)

L'Oreal - Weil Sie sich's wert sind (oder so ähnlich)

Sonnenuntergang über dem Liffey

Sonnenuntergang über dem Liffey

© Thomas B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fortsetzung von Teil I Wir waren im County Donegal angekommen, also fast ganz im Norden der "grünen Insel". Ein Abstecher führt uns nach Nordirland zum "giants causeway". Zurück über Dublin nach Roslare und per Schiff nach Cherbourg. Wieder gemütlich über Rouen und Nancy zurück nach Baden
Details:
Aufbruch: 01.09.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.10.2015
Reiseziele: Irland
Frankreich
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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