Mittelamerika und Kolumbien 2015
Jaco, Heredia, San José
Nach zwei weiteren gemütlich mit Gesprächen verbrachten Abenden bin ich dann für 30 US mit einem Motorboot direkt nach Jaco gefahren. Auf diese Weise habe ich mir einen Tag im Bus sitzen erspart. Ein Kanadier, den ich auf der Fahrt kennengelernte, empfahl mir das Buddha's Guest House (o.s.ä.), das sich als sehr feines Boutique-Hostel entpuppte. Als zufällig dann auch noch der französische Freund aus Montezuma hier aufschlug, stand zwei hangover-mäßigen Partynächten hier nichts mehr im Wege.
Jaco ist im LP zwar erwähnt, aber - wir sind ja ach so individuell Reisende - wird eher als "Touristenort" geschmäht. Da die Frankokanadierinnen, die ich in Liberia kennengelernt hatte, hier aber eine Bombenzeit verbracht hatten, wollte ich es mir auf jeden Fall mal ansehen. Jaco liegt an einer hübschen Bucht, mit Felsen links und rechts des langgestreckten Strandes. Schön ist der Ort, der im Wesentlichen aus einer Hauptstraße besteht, an sich nicht, aber das feeling stimmte vom ersten Augenblick.
Nach zwei Nächten im Buddha's bin ich weiter gezogen in ein näher am Strand gelegenes Hostel, dessen Namen ich vergessen habe. Der Chef stellte die für ihn gegen Logis und ein Trinkgeld arbeitenden Mädels aus Spanien, Griechenland, Deutschland und Hawaii ganz offensichtlich nach Aussehen ein. Die Hawaiianerin erwartete von mir tatsächlich, dass ich mit "Oahu" etwas anfangen konnte. Weil ich zum Zeitvertreib Leute, die ich nicht kenne, auch gerne mal verstöre, habe ich auf diesem Trip Amerikaner des öfteren auflaufen lassen. Wenn sie mir dann also in der ihnen oft eigenen Ignoranz ihre Stadt oder ihren Staat als Heimat nannten, tat ich so, als hätte ich von "Boston", "Seattle" oder auch "California" noch nie gehört. Erst wenn sie auf meinen fragenden Blick noch "States" nachschoben, sagte ich, "oh yes, it's south of Canada, isn't it?"
Wirklich empfehlen kann ich in Jaco, zu dem südlich des Strandes gelegenen Aussichtspunkt (mirador) zu fahren. Von den Ruinen eines nicht fertig gebauten Hotels hat man eine super Aussicht auf den Ort und den Strand. Mit einem amerikanischen Pärchen (sie Kubanerin, er Puerto Ricaner) und einem Schweizer sind wir schön mit deren Mietwagen hochgefahren und haben bei ein paar Bier und verhältnismäßig tiefgreifenden Gesprächen (in denen es um nicht weniger als unsere Beziehung zum All sowie die jeweiligen Lebensphilosophien ging) die Aussicht genossen. Dass wir da oben regelrecht apokalyptisch einregneten, trug zur gemütlichen Ferienlager-Athmosphäre bei.
Der Schweizer hatte sein Skateboard dabei und ließ es sich nicht nehmen, auch dort oben ständig hin- und herzufahren. Dabei versicherte er sich und uns in einer Tour, was es für eine gute Idee gewesen sei, das Skateboard mitzunehmen. Überhaupt hatte er es mit Geschicklichkeitsübungen. Saßen wir abends beieinander, hielt er es - wenn er nicht gerade einen Joint baute - keine fünf Minuten aus, ohne nicht auf irgendwas zu balancieren, zu jonglieren oder minutenlang einen Ball mit dem Fuß hochzuhalten. Während er dies tat, war er immer ganz begeistert von sich, wie schnell es ihm gelänge, sich diesen oder jenen Trick anzueignen. Diese fast krankhafte Selbstbezogenheit war zwar etwas nervig, aber ein schlechter Kerl war er, der auch mein Zimmergenosse war, trotz allem nicht. Er war sehr kontaktfreudig und wenn er sich nicht darum gekümmert hätte, alle Leute zusammenzubringen, hätte es an dem einem Tag nicht die Spitzenpoolparty im benachbarten Hotel gegeben.
Um den letzten Tag in Jaco nicht ungenutzt zu lassen, fuhr ich zum Nationalpark "Manuel Antonio", der am Strand etwas südlich von Jaco lag. Er wurde mir von einem einheimischen Mädel als besonders sehenswert empfohlen. Keine Frage, der Strand war wunderschön. Da ich aber in meinem Leben schon Dutzende wunderschöne Strände gesehen habe, war dieser Ausflug für mich eher eine Enttäuschung. Zumal es in Costa Rica Unmengen von Stränden gibt, für die man nicht 16 US Eintritt zahlen muss.
Am letzten Abend hatte ich noch ein etwas irritierendes Erlebnis. Mit einer Gruppe von Leuten gingen wir in eine Bar - kleiner Tip: Frauen trinken in Jaco fast immer frei - und dort saß etwas abseits und allein die nette Dame, die ich als Rezeptionistin aus dem Buddha's kannte und wartete, so vermute ich, auf Freier. Da machte es mich doch etwas traurig, dass sich einheimische Damen, die im Tourismus nach Landesmaßstab eigentlich gut verdienen müssten, im "Zweitjob" noch prostituieren (müssen?).
Tags darauf bin ich nach Heredia gefahren, einem kleinen Vorort von San José, um mich um die deutsch-costaricanische Freundschaft verdient zu machen. Heredia ist ein eher häßliches Arbeiterstädtchen und keinesfalls der Rede wert. Andererseits war es schon mal ganz interessant, das "wahre" Costa Rica abseits der Touristenorte kennenzulernen.
Nach zwei Nächten habe ich mich dann auf den Weg nach San José gemacht, um meinen Kollegen vom Flughafen abzuholen, der mich bis Kolumbien begleiten würde. Das gewählte Hostel war fast leer, nur ein paar Hippiemädels bildeten hier die Stammbesatzung. Wir sind dann abends schön weggegangen - so etwas wie Müdigkeit nach einem langen Flug kennt mein Kollege nicht - und haben uns am nächsten Tag mal die Hauptstadt näher angeschaut. Wie ich am Vortag auf der Suche nach einer billigen kurzen Hose schon festgestellt habe, gibt San José nicht wirklich viel her. Klar gibt es auch mal eine Kirche und ein bisschen Streetart, aber kolonialarchitektonische Kostbarkeiten braucht man hier nicht erwarten.
Aufbruch: | 17.07.2015 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 14.11.2015 |
Belize
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Kolumbien