Mittelamerika und Kolumbien 2015

An der Grenze zu Costa Rica fragte mich natürlich niemand nach einem Rückreisenachweis. Und selbst wenn, hätte ich ein entsprechendes Bus-Ticket noch an der Grenze zu einem Bruchteil des Preises erwerben können, den die beiden staatlich beauftragten Betrüger im nicaraguanischen Chicken bus verlangt haben. Überhaupt - das geht an europäische Reisende - richtet sich diese Verpflichtung nach meinem Eindruck eher an die deutlich ärmeren Einwohner Nicaraguas, die nach Costa Rica wollen, als an Europäer, die kaum Veranlassung haben, einem Tico den Job wegzunehmen. An der Grenze ließ ich mich noch zu einer Diskussion mit dem Grenzbeamten hinreißen, was das denn solle, dass ich einen Einreisezettel auszufüllen hätte und davon nach zwanzig Minuten Warten erst am Schalter erführe. Als ich mit schlechter Laune und ausgefülltem Zettel erneut am Schalter auftauchte, ging dann alles ganz schnell, nicht mal meinen Rucksack wollte jemand kontrollieren. Zur Erklärung: ich habe ein deutlich gestörtes Verhältnis zu Autoritäten. Wenn dann noch gedankenlose Sinnlosigkeit dazu kommt, wie an fast allen Grenzen dieser Welt, werde ich schon mal deutlich. Und dieses von mir durchaus zu kontrollierende Verhalten hat mir bisher an vielen Grenzen geholfen. Über später gehörte Geschichten von Mädels, die sich an jeder Grenze in Central regelrechte Verhöre über Weiter- und Rückreise sowie Reisezweck gefallen lassen mussten, konnte ich deshalb nur schmunzeln. Als ich dann in den Bus nach Liberia stieg, fühlte ich mich sofort wohl, fast wie zuhause. Der Bus war sauber, die Leute waren zivilisiert und der zuverlässige Busfahrer war freundlich. Ich wusste instinktiv - und das meine ich im Wortsinn, ich "spürte", dass ich nach Nicaragua im richtigen Land angekommen war -, dass ich mein Visier öffnen und mich entspannen konnte.

Liberia ist ein kleines Nest in relativer Grenznähe. Ich hatte noch keine Idee, wohin ich wollte, deshalb war eine Zwischenstation dort keine schlechte Wahl. Nachdem ich ein sehr, sehr gepflegtes Hostel gefunden hatte, marschierte ich etwas durch die Stadt, die aber zu vernachlässigen ist. Nach etwas Lektüre im Reiseführer und einem Gespräch mit den drei wunderschönen jungen Franko-Kanadierinnen im College-Alter, die in meinem Dorm wohnten, entschied ich mich, zuerst nach Montezuma und hernach nach Jaco zu fahren.