Mittelamerika und Kolumbien 2015
Panama
Am nächsten Morgen wartete dann bereits der gute "Tschepe", verschnürte unsere Rucksäcke auf seinem Quad und brachte uns zum Hafen. Weiter ging es wie folgt: Speedboat, Taxi, Bus, shared Taxi, Kleinbus, Taxi und schon waren wir in David, Panama. Im Pool unseres Hostels habe ich mir erstmal den doch anstrengenden Reisetag vom Leib gewaschen.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Bocas del Toro im äußersten Nordwesten Panamas, einer Mischung aus karibischem Inselparadies und Partyinsel. Auf der Insel angekommen, haben wir mit Absicht das verkommenste und jugendlichste Partyhostel genommen, das es gab und erhofften uns Großes. Obwohl wir gewarnt wurden - "if you want 18 year olds drink and party all night then this is your place" - war es eigentlich recht ruhig, schäbig war es natürlich immer noch. Der Ort Bocas del Toro liegt auf der Insel Colon und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Panamas. Er war auf jeden Fall überschaubar, voller junger Leute und machte aufgrund der leicht verfallenen Holzhäuser und der gut durchmischten und immer fröhlichen Bevölkerung einen durch und durch karibischen Eindruck. Auf einem ersten Spaziergang durch den Ort haben wir uns zunächst um obligatorische Schnorcheltour gekümmert. Wir stießen am Hafen auf einen deutschen Kapitän, der für 50 US (Panama ist verhältnismäßig pricy) eine Tagestour auf seinem Katamaran anbot, für die wir uns nach weiterer Recherche auch entschieden haben. Hernach waren wir etwas essen - in der Pfanne als Ganzes gebratener Fisch ist in der Karibik immer zu empfehlen - und haben abends Party gemacht. Dazu sind wir gegen einen geringen Obolus mit einem Boot zu einem auf Stelzen gelegenen Party-Hostel (Name leider vergessen) gefahren. In der Mitte der Terasse war wie eine Art Pool ausgelassen, so dass man von einem Sprungturm oder einer Schaukel direkt ins Meer springen konnte. Das haben wir mit einer Gruppe dort kennengelernter Schwaben und reichlich angetrunken auch zur Genüge gemacht. Die Musik, der Alkohol, der Fakt, das alle klitschnass waren, verliehen dem Abend eine sehr ausgelassene Stimmung und fügte meiner Reise ein weiteres Higlight hinzu.
Am nächsten Tag liehen wir uns Räder aus - alle Fahrräder in Panama haben wohl Nummernschilder? - und fuhren nördlich zur Playa Bluff. Dieser wunderschöne Strand mit seinem ins Rote changierenden Sand war nahezu menschenleer. Nachdem ich mich ein paar rumbellenden Streunern freundlich und bestimmt als Hundefreund vorgestellt habe, sprangen wir in die Superwellen und versuchten durch viel Gepaddel und Gespringe auf die Wellen zu gelangen und uns zum Strand spülen zu lassen, was uns auch das ein oder andere Mal geglückt ist. Wenn man leider nicht surfen kann, machen die hohe Wellen eben auch so Spaß. Der Weg führte an einigen schönen Refugien vorbei sowie an der ein oder anderen Cocktailbar. Weil wir im Urlaub waren und es uns leisten konnten, haben wir unsere Räder einfach an eine Palme gestellt und ich habe in meinem jovialen Küchenspanisch einige schöne Cocktails bestellt, die mir mein vermögender Kollege gerne ausgegeben hat.
Abends stand dann Seafood auf dem Programm. In einem recht schicken Restaurant direkt am Wasser mit Glasplatten im Boden genossen wir eine Super-Seafood-Platte, leider weiß ich die einzelnen Zutaten nicht mehr. Es war jedenfalls nicht 08/15, sondern hat hervorragend geschmeckt. Zu späterer Stunde sind wir in einen Nachtclub, der - das hier übliche Klima macht es möglich - eigentlich nur eine größere Terasse war, auf der sich allerlei junges Volk zu erträglich lauter Dancemusik beschnatterte.
Klar hatte ich am nächsten Morgen Probleme aufzustehen, aber die Aussicht, eine Schnorcheltour zu verpassen, ließ mich dann irgendwann doch den inneren Kampf gewinnen. An Bord waren wir neben zwei, drei älteren Leuten gemeinsam mit zwei jungen Engländerinnen, die wir schon am ersten Abend im Party-Hostel kennengelernt hatten. Unser Captain hatte seine drei Kinder im Alter von 10-12 Jahren mitgebracht. Diese Kinder haben mich nachhaltig begeistert. Sie hatten alle internationale Namen (das Mädchen hieß zum Beispiel Demi) und waren in Panama aufgewachsen. Diese Kids sprachen ein niedliches Deutsch-Englisch und kletterten wie selbstverständlich auf dem Boot herum. Im Unterschied zu anderen Kindern stritten sie sich nicht, sondern entschieden sehr kameradschaftlich, wer beim nächsten Spot zum Beispiel die spear fishing gun benutzen dürfte. Ich bin sonst nicht der größte Kinderfreund, aber diese Kameraden waren mir sympathisch. Ein bisschen beneidete ich sie auch um ihre Kindheit, in einem Paradies aufzuwachsen, mit Vatis Katamaran dreimal die Woche auf See zu sein und nach Herzenslust zu schnorcheln. Die Spots selber waren ok, einige Fische, tote Korallen. Wirklich neu war aber die Erfahrung, unter Mangroven durchzuschnorcheln. Ab und an gab es im Wurzelwerk auch mal eine Höhle und ich entdeckte, dass diese Pflanzen unter Wasser in allen möglichen (auch Neon-)Farben leuchten. Das ist das schöne beim Schnorcheln (und sicher noch mehr beim Tauchen): man sieht IMMER etwas Neues.
Am nächsten Morgen sind wir dann nach Panama City gefahren, was ziemlich genau in der Mitte von Panama liegt. Wir kamen dort - weil es eben doch immer ein Arsch voll Strecke ist und die Straßen keine deutschen Autobahnen sind - des Abends an. Der Empfang im Hostel Mamallena (o.s.ä.) durch den Spätschicht schiebenden Dicken war fast schon unfreundlich. Später fragte ich denselben Typen, ob ich ausnahmsweise mal den Computer der Rezeption benutzen dürfte, um mir Geld vom Konto auf die Kreditkarte zu überweisen. Es wäre ein Notfall und die beiden für die Gäste vorgesehenen Rechner hätten kein oder nur schlechtes Internet. Obwohl ich wirklich freundlich war und ihm die Dringlichkeit meines Anliegens versicherte, guckte mir der Dicke angewidert ins Gesicht und sagte mir unverfroren und ohne weitere Begründung, nein, den dürfe ich nicht benutzen. Zwar hat die Überweisung dann doch noch geklappt, trotzdem hatte er sich natürlich einen Feind gemacht, der mit ihm noch nicht fertig war.
Nachdem ich dann am nächsten Abend mitbekommen hatte, wie er zwei junge Engländerin, die ganz offensichtlich gerade eine Odyssee hinter sich hatten und froh waren mit ihren Riesenrucksäcken endlich am Ziel zu sein, regelrecht feindselig behandelte, platzte mir innerlich der Kragen. Sachlich aber nachdrücklich habe ich den Dicken am nächsten Morgen bei seinem Kollegen von der Frühschicht ordentlich angeschissen. Ich war sicher schon in über hundert Hostels weltweit zu Gast und noch nie habe ich irgendwo eine derart schäbige Behandlung erlebt wie hier - "that is in no way acceptable", erklärte ich. Einige Tage später erhielten wir dann eine Mail vom Management des Hostels. Es stellte sich heraus, dass Großunsympath ob seines Benehmens schon "on two strikes already" war (d.h., heißt schon mehrfach abgemahnt worden war) und jetzt gefeuert würde. Tja, Dicker, I told ya!
Wir machten uns jedenfalls nach einer schönen Dusche noch auf den Weg in die Stadt. Nachdem wir den zentralen Platz, wo das Leben tobte, gefunden hatten, sind wir aus irgendeinem Grund noch weiter gelaufen und endeten schließlich in einem halbwegs verlassenen Hochhausviertel, wo um diese Zeit überhaupt nichts los war. In einem etwas ghetto-artigeren Viertel hatten wir noch unterhaltsame Begegnungen mit den trinkfesten Ortsansässigen.
Am nächsten Tag sind wir zunächst zum Panamakanal gefahren. Die sehr teure Tour mit Museum und bester Aussicht auf den Kanal haben wir uns aus Geiz geschenkt und haben uns von unserem Taxifahrer stattdessen dahin fahren lassen, wo man nichts bezahlen musste. Da standen wir dann wie die Ochsen vorm Berg, haben einen Tanker hinter Maschendrahtzaun an uns vorbei fahren lassen und das war dann der weltberühmte Panamakanal.
Auf ging es zum Fischmarkt. Auf dem Markt reiht sich ein Stand mit Leckereien an den nächsten. Es war - ich glaube, es war Wochenende - relativ voll, Bier wurde getrunken und die Spezialität war Ceviche. Während mir die Variante in Guatemala deutlich zu limonig war (d.h. zu sauer, siehe oben, Guatemala IV), war es hier perfekt. Säure, Schärfe, Salzigkeit - alles war genau ausbalanciert. Auch die Auswahl begeisterte uns. Man konnte sich die Art des Seafoods (also Muscheln, mehrere Arten Fisch, Schnecken, Tintenfisch) frei wählen und jeder Stand hatte etwas anderes im Angebot. Ich glaube, ich habe drei oder vier solche Becher gefressen, einfach, weil es so fantastisch war. Auch der Weg an der Uferpromenade nahe des Fischmarktes mit Blick auf die am Ufer entlang gebauten Hochhäuser war recht ansprechend. Panama City soll etwas Ähnlichkeit mit Miami haben, was ich aber leider noch nicht beurteilen kann.
Im Hostel hatten wir auch schon zwei deutsche Kollegen kennengelernt, die mit uns auf dem Katamaran nach Kolumbien fahren würden. Beide waren ausgesucht lustig und, das merkte man schnell, waren Kameraden nach unserem Verständnis. Mit ihnen und zwei deutschen Mädels, die bei uns mit im Zimmer schliefen, sind wir abends noch in eine Rooftopbar gegangen, mit schönem Blick auf die Skyline. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, in Unterhose auch noch in den dortigen Pool zu springen.
Nachdem wir abends noch unsere Einkäufe für den Segeltrip verstaut hatten (Bier, Zigaretten und Rum), ging es morgens in aller Herrgottsfrühe los.
Aufbruch: | 17.07.2015 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 14.11.2015 |
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