USA - Kanada 2015 - Teil 5

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 5-Streckenverlauf Idaho/Utah/Wyoming/Colorado: 27.06.2015 -HW 12-Nez Perce Trail - Kooskia, Idaho

26.06.2015 - Lolo Pass - HW 12 - Nez Perce Trail - Kooskia, Idaho

Teil 5 – 27. Juni bis 9. Juli 2015 – Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado / Deutschland

27.06.2015 Missoula – Lolo Peak – Lolo Pass – HW 12/Nez Perce Trail – DeVoto Memorial Cedar Grove – Col-gate Licks – Lochsa River – Selway-Bitterroot Wilderness - Lowell - Elk City - Kooskia, Idaho
6 Std. 150 Meilen (241 km)

Wie immer sind wir früh auf den Beinen. Im Hotel gibt es kein Frühstück, darum Abfahrt um 7.30 Uhr. Zunächst Einkauf im Fresh Market, dann weiter zum Walmart. Rolf braucht Öl für das Motorrad.

Missoula ist mit ca. 70.000 Einwohnern nach Billings die zweitgrößte Stadt in Montana. Der Ort liegt auf einer Höhe von 950 m, umgeben von Bergen und durchzogen von drei Flüssen – Clark Fork River, Bitterroot River und Blackfoot River – im ehemaligen Becken eines großen prähistorischen Sees – Missoula Gletschersee, namensgebend für die mächtigen Missoula Fluten zu Ende der letzten Eiszeit. Eine erste Besiedlung durch Einwanderer europäischer Abstammung fand um 1860 statt.

Um 9 Uhr sind wir unterwegs, HW 93 South bis Lolo. Dort frühstücken wir in KT’S Hayloff Casino + Restaurant. Schöne Dekorationen an den Wänden, Tiere und Geweihe. Ich mag so etwas sehr. Später noch schnell beim Walmart Blaubeeren und Wein einkaufen und dann geht es weiter. HW 12 West. Der Lolo Peak, 2.788 m, ist schneebedeckt, ein herrlicher Anblick.

Gegen 11 Uhr erreichen wir den Lolo Pass, 1.593 m hoch, National Historic Landmark. Der Pass liegt an der Grenze zwischen Idaho und Montana, ca. 64 km von Missoula. Lolo Pass ist der höchste Punkt des historischen Lolo Trails zwischen dem Bitterroot Valley und der Weippe Prairie. Dieser Weg wurde von den Nez Perce im 18. Jh. und von der Lewis & Clark Expedition im September 1805 benutzt. 1877, während des Nez Perce Krieges, war er ein Teilstück der fliehenden Nez Perce unter Führung von Chief Joseph. Kurz nach der Überquerung des Passes kam es zur Schlacht am Big Hole Battlefield.

In diesem Jahr sind Menschenmassen auf dem Pass unterwegs. Der Grund stellt sich bald heraus. Es findet ein Rennen in der Gegend statt und nach Beendigung kommen die Teilnehmer zurück zu ihren hier geparkten Autos. Gut, dass wir mit dem Motorrad unterwegs sind, so findet Rolf doch noch einen Parkplatz und ich kann mal wieder das Visitor Center besuchen. Das Lolo Pass Visitor Center gehört zu meinen Lieblings-Orten, es bietet viele Infos über die Nez Perce, die Lewis & Clark Expedition, über Landschaft und Tiere, die in dieser Wildnis leben.

Im Vistor Center finde ich u. a. die Geschichte von dem Jungen und dem Grizzly:

Ein Junge verirrte sich in den Wäldern, wo er auf Hah-Hahts traf, den großen Grizzly-Bären. Die Augen des Bären waren voller Hass, denn er wollte sein Land nicht den Menschen überlassen. Der Junge war ohne Furcht und sprach, ich habe keine Angst, ich kann nur sterben. Der Bär war überrascht und sagt: „Du hast den Mut eines Bären, die Schlauheit eines Coyoten und den Stolz eines Adlers. Ich will Dir die Geheimnisse des Landes, Eurer neuen Heimat, verraten.“ Der Bär zeigte dem Jungen die Flüsse voller Fische und den Wald mit Hirschen, Dachsen, Rehen und Elchen. Er kletterte mit dem Jungen auf den höchsten Berg und zeigte ihm auf der Rückseite den Weg zu den Plätzen, wo die Büffel lebten. Und er zeigte dem Jungen die verschiedenen Beeren des Waldes. Anschließend brachte der Bär den Jungen zurück zu seinem Volk. Er sprach: „Geh zu Deinem Volk und berichte ihnen, was Du über dieses wunderbare Land gelernt hast und zeige ihnen den Pfad über die Berge.“ Dann verschwand der Bär. - Von Ella Clark, a Nimii-puu.

„Nap-ta-nee-sha“ Selish Wort für den Lolo Trail ist das Zentrum für viele Geschichten, die sich besonders um Coyote ranken, der die Welt auf die Menschen vorbereitete.

Hier die Geschichte von Coyote und dem Lachs:

Coyote beschloss, den Lachs über die Bitterroot Mountains zu bringen, so dass die Menschen dort zu essen hätten. Doch auf dem Pass, der Lachs verschwand nach Westen über die Berge. Um seinen Fehler wieder gut zu machen, schuf Coyote Lolo Hot Springs für das Selish Volk und sorgte dafür, dass es genug andere Dinge zu essen gab. Aufgrund dieser Geschichte nennt man die Lolo Area „Tum-sum-lee“ – was „ohne Lachs“ bedeutet und der Lochsa-Clearwater River wird „Ep-sum-lee“ – „mit Lachs“ – genannt.

Warum die Büffel nicht westlich der Bitterroot Mountain leben:

Eines Tages gab Bull Büffel seinem Freund Coyote eine junge Büffel-Kuh. Er sagte ihm, er würde immer Fleisch haben, doch er dürfe sie nicht töten, nur ein bisschen Fett von ihrer Seite schneiden, was dann verheilen könne. Coyote hielt sich an diese Worte viele Tage, doch der Hunger und die Gier nach mehr Fleisch und den Knochen war groß und so tötete er eines Tages die junge Büffel-Kuh. Eine Frau näherte sich und versprach Coyote, das Fleisch und die Knochen für ihn zu kochen. Coyote stimmte zu und die Frau packte die Überreste der Büffel-Kuh in einen Korb, dann rannte sie davon. Coyote ging zu Bull Buffalo seinem Freund und sah mit Erstaunen, seine junge Büffel-Kuh bei den anderen Büffeln. Sie weigerte sich, mit ihm zurück zu gehen und Bill Buffalo gab Coyote auch keine andere Kuh mit. So musste Coyote allein in sein Land zurückkehren, daher leben dort bis heute keine Büffel am „Swah-netk-qhu“, westlich der Bitterroot Mountains.

Wie Ihr wisst, gefallen mir solche Geschichten sehr. Damit Rolf das Warten nicht langweilig wird, bringe ich ihm einen Kaffee, den es kostenlos im Visitor Center gibt. Es ist herrliches warmes Wetter und wir genießen den schönen Tag.

Ein Mann erleidet einen Hitze-Kollaps, er wird erstversorgt durch eine Rangerin. Seine Frau ist abgestürzt und schon ins Krankenhaus gebracht worden. Manchmal kann ich die Menschen nicht verstehen, wieso sie bei solchen Temperaturen durch die Gegend rennen.

Wir folgen dem Nez Perce Trail / Lewis & Clark Trail, HW 12, eine enge und kurvenreiche Straße am Lochsa River entlang.

Der Lochsa River – „raues Wasser“ in der Nez Perce Sprache – wird von unzähligen kleinen Bächen gespeist. Er ist ein herrlicher Wildwasser-Fluss. Das ist für uns eine der schönsten Strecken in USA - 100 Meilen – 161 km – wilde, traumhafte schöne Gegend. Lewis & Clark überquerten im September 1805 und Juni 1806 die wilden Bitterroot Mountains. Hier sind kaum Schäden durch Borkenkäfer zu sehen, da es keine längeren Trockenperioden gibt.

Die Bitterroot Mountains sind eine robuste, von Gletschern geformte Grenze zwischen Idaho und Montana. Auf beiden Seiten der Grenze liegt die Selway Bitterroot Wilderness, eines der größten Wildnis-Gebiete in USA. Nur der 600 m breite Nez Perce Trail, eine Gravel-Road, trennt die Selway Bitterroot von der Frank Church River of no Return Wilderness. Das Gebiet wird beherrscht von hohen Bergen und rauen gebrochenen Granitfelsen, tiefen Schluchten mit dichtem Nadelwald, offene Gras bewachsene Hänge entlang der Flüsse, eine Traumlandschaft. Nur wenige Menschen verirren sich in diese Wildnis (kein Handyempfang), darum leben hier noch viele Tiere in Frieden, wie Hirsche, Schwarzbären, Puma und Wölfe. Es gibt ca. 1.800 Meilen (2.900 km) Wanderwege, doch diese sind nicht gepflegt, sondern sehr rustikal und nur für erfahrene Wanderer.

Zunächst halten wir am DeVoto Memorial Cedar Grove. Dieser Hain mit den wunderschönen alten Western Red Cedar Bäumen ist Bernhard De Voto gewidmet, Naturforscher und Historiker, der an dieser Stelle oft campte, während er seine Stu-dien über Lewis & Clark betrieb. Auf seinem Wunsch hin wurde nach seinem Tod seine Asche an seinem Lieblingsort verstreut. Die massiven Red Cedar Bäume werden bis zu 3.000 Jahre alt. Ein rollstuhlgerechter kleiner Lehrpfad führt vorbei am Crooked Fork Creek. Der Riesen-Lebensbaum / Riesen-Thuja ist eine Pflanzenart in der Gattung der Lebensbäume aus der Familie der Zypressengewächse.

In Nordamerika erreicht er Wuchshöhen von bis zu 70 m, mit einem Stammdurchmesser von bis zu 6 m und Stammvolumen von bis zu 500 Kubikmetern. Das wertvolle Holz ist nicht sehr stabil, dafür aber sehr haltbar. Es wird als Klangholz für Decken für den Bau von Gitarren verwendet. Wegen der langen Lebensdauer und dem geringen Gewicht wird es auch beim Bau von Gewächshäusern und Schuppen eingesetzt.

Die Indianer der Nordwestküste bauten Kanus, Häuser und Totempfähle aus dem Red Cedar Baum, die Rinde wurde zu Seilen und Netzen verarbeitet. Auch wir kennen viele Alltagsgegenstände wie Schuhspanner, Mottenschutzhölzer und Zigarrenkästen.

Nächster Halt an Colgate Licks. Dies ist eine Stelle, an der Mineralien zutage treten. Diese Mineralien werden gern vom Wild aufgeleckt.

Man nennt die Stelle Colgate Licks, in Erinnerung George Colgate, der im Herbst 1893 als Koch eine Jagdgesellschaft begleitete. Als er, weil er keinen Katheter auf die Reise mitgenommen hatte, aufgrund einer Vergiftung ins Delirium bzw. Koma fiel, ließen die jungen Männer der Jagdgesellschaft, alle um 30 Jahre, ihn zurück, um ihr eigenes Leben zu retten. Er starb. Später wurden seine Überreste ausgegraben und an Colgate Licks beigesetzt. Eine Erinnerungstafel erinnert an die traurige Geschichte.

Eine Anglerin steht an den Ufern des Lochsa Rivers und versucht ihr Glück, allerdings wie es scheint, vergebens. Das Wasser des Flusses ist glasklar.

Wir kommen nach Lowell, Elk City, 23 Einwohner. Die kleine Gemeinde liegt auf 453 m Höhe mitten im Clearwater National Forest. Sie ist nach Henry Lowell benannt, dem ersten Postmaster des Ortes.

Ein Schild erklärt uns auf:
Lowell, Idaho – a bit of heaven, a touch of paradise – where the lochsa river and the selway river meet.

Im September 1805 folgte die Lewis- und Clark Expedition einem Indianer-Pfad entlang des Flusses und traf auf die Nez Perce Indianer in der Nähe der heutigen Stadt Weippe. Clearwater ist die englische Übersetzung eines Begriffes aus der Sprache der Nez Percé: Koos-Koos-Kai-Kai bedeutet klares Wasser. Am Clearwater kam es 1877, im Rahmen des Nezc Perce Krieges auch zur „Schlacht am Clearwater“.

Der Clearwater River ist ein 120 km langer Fluss in Idaho. Er fließt von den Rocky Mountains westlich durch das nördliche Idaho. Bei Lewiston mündet der Clearwater in den Snake River.
Der Middle Fork Clearwater River und seine beiden Quellflüsse Lochsa River und Selway River sind als National Wild und Scenic River geschützt.
Der South Fork Clearwater River vereinigt sich bei Kooskia mit dem Middle Fork Clearwater River zum Clearwater River.
Der North Fork Clearwater River wird bei Orofino in der Dworshak-Talsperre aufgestaut. Er mündet von rechts kommend in den Clearwater River.

Im Riders Rest frühstücken wir. Es ist 12.30 Uhr, eigentlich schon 13.30 - wir müssen die Uhr wieder eine Stunde zurückstellen. Die Kühle des Restaurants ist sehr angenehm, denn heute ist es wieder sehr heiß, über 40 Grad. Selbst Rolf, dem normalerweise die Hitze nichts ausmacht, ist es heute zu warm. Und das will etwas heißen.

Ab Lowell bis Kooskia sieht man rechts der Straße große schöne Häuser mit gepflegten Blumengärten und viel Platz für wunderschöne Pferde. Wir befinden uns in der Nez Perce Indianer Reservation. Alles sieht hier sehr gepflegt und ordentlich aus, nicht so herunter gekommen wie manchmal bei den Navajos.

Gut, dass wir heute Morgen eingekauft haben. Wir sind beide fix und alle von der Hitze und sind froh, dass wir um 13.30 Uhr in Kooskia eintreffen, nach 150 Meilen = 241 km. Wir sind jetzt 8.100 Meilen = 13.041 km auf Tour.

Das Motel – Western Motor Inn – ist einfach, aber sauber. Wir haben ein schönes rustikales Bett und einen guten Kühlschrank, wichtig bei den Temperaturen. Unsere Einkäufe müssen wirklich erst einmal gekühlt werden. Rolf lädt ab und zieht sich um, dann fährt er los, sein Motorrad waschen.
Nach seiner Rückkehr machen wir große Wäsche, wie fast jeden Abend – Shirts, Socken, Unterwäsche, zusätzlich die Putzlumpen. Alles wird nach draußen in die Sonne gehängt und ist ratz-fatz trocken.

Unser Abendessen: Tomaten, knuspriges Baguette, Salami, Ölsardinen, Blaubeeren, Bananen, Bier und Wein. Gegen 18 Uhr sitzen wir auf Stühlen vor unserem Zimmer und relaxen. Rolf genehmigt sich die erste Zigarre auf der Reise und ich schreibe an meinen Aufzeichnungen.

Wir sind heute nicht viele Kilometer gefahren, aber die plötzliche Hitze von über 40 Grad macht mir zu schaffen. Trotzdem war es ein wunderschöner Tag. Die Fahrt durch die riesigen Wälder, der Duft der Kräuter und Blumen, herrlich. Wir lieben den HW 12 West von Lolo nach Kooskia wirklich sehr.

Kooskia, ca. 650 Einwohner, wo Nachbarn Nachbarn sind, Familien geehrt werden und es keine Fremden gibt - Nez Perce Indianer Reservation. Kooskia ist das Tor zum Clearwater und Nez Perce National Forest und der Selway Bitterroot Wilderness. Hier findet man keine McDonalds, nur urige kleine Familienrestaurants.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 09.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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