USA - Kanada 2015 - Teil 5

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 5-Streckenverlauf Idaho/Utah/Wyoming/Colorado: Die Geschichte der Nez Perce

Geschichte der Nez Perce Indianer

Nez Perce Geschichte
Lange bevor Lewis + Clark nach Westen aufbrachen, die Engländer eine Kolonie in Jamestown gründeten, bevor Columbus die Neue Welt durch Zufall entdeckte, lebten hier die Nez Perce, die sich selbst Nimiipuu nennen, auf den Prärien und in den Flusstälern des nördlichen Idaho, von Montana, Oregon und dem Bundesstaat Washington. Sie fischten in den Flüssen, jagten in den Wäldern und sammelten die in Fülle vorhandenen Wurzeln und Beeren auf den Hochebenen. Die Nez Perce machten weite Fahrten auf den Flüssen, um mit den indianischen Nachbarn Handel zu treiben. Im 18. Jh. wurde der Bewegungsspiel-raum durch das Pferd erweitert.

Heute erinnern 38 Orte in den USA an die Mythologien und Geschichte der Nez Perce und ihr Zusammenleben mit anderen. Dieses schließt andere indianische Stämme ein, aber auch Entdecker, Pelzhändler, Missionare, Soldaten, Siedler, Goldgräber, Holzfäller und Farmer, die durch das Land der Nez Perce zogen.
Bei Buffalo Eddy entlang am Snake River und nahe Asotin haben die Vorfahren der Nez Perce ihre Anwesenheit durch Fels-zeichnungen (Petroglyphen) dokumentiert.
Chief Josephs Stamm lebte im Wallowa-Tal im Nordosten Oregons. Seine Grabstäte befindet sich außerhalb der Stadt Joseph am Ufer des Wallowa-Sees.
Die Gründungen von Siedlungen der Weißen im Land der Nez Perce geschahen zeitgleich mit den Verträgen von 1855 und 1863. 1855 unterzeichneten die Nez Perce einen Vertrag, welches das meiste Gebiet ihres Heimatlandes umfasste und nur ihr ausschließliches Land sein sollte.1863 jedoch erzwangen Siedler und Goldgräber einen neuen Vertrag, der die Reservation auf nur noch 1/10 der ursprüngliche Größe einengte.

Das 19. und 20. Jh. waren schwierige Zeiten für die Nez Perce, als Werte und Kultur der Weißen ihnen aufgezwungen wurden. Der Dawes Severalty Act of 1887 übergab 650 km² Land an Nez Perce Angehörige. Der Rest des Landes – mehr als 90 % - wurde an die Weißen verkauft. Ein großes Unrecht.

Die Erinnerung an den Krieg von 1877 überdauert die Generationen. Die Überlebenden beweinen noch heute die Toten.

Ein Nez Perce Historiker sagt:
„Wir trauern noch immer um unsere Toten. Mit dem Vergehen der Zeit akzeptieren wir langsam unseren großen Verlust, stär-ken unsere Herzen und führen das Leben fort. Dies sind die Lehren unserer Lebensart. Wir werden niemals vergessen, was hier geschah, aber vergeben … das ist etwas anderes.“

„Ich habe niemals gesagt, das Land gehöre mir, um damit das zu machen, was ich will. Der, der das Recht hat, es wegzugeben, ist der, der es erschaffen hat.“
Hinmato, Wyalahtit – Chief Joseph

„Das Land verbindet uns mit unseren Ahnen über die Zeit hinweg und hält unsere Kultur lebendig. Wir leben an einem Ort, den unsere Vorfahren Heimat nannten, schon bevor die Ägtypter die großen Pyramiden bauten.“
Nez Perce Tribal Executive Commitee

„Wenn Ihr durch dieses herrliche Land mit offenen Augen reist, erinnert Euch wie wir Nec Perce einst waren und begrüßt es, wie wir heute sind. An eigenen Plätzen sind wir nur Besucher wie Ihr. Denkt daran, wenn Ihr die Salmon-River und Snake River Gebiete und das Wallowa-Gebiet betretet, dass dies unsere Heimat war … früher.“
Albert Andrews Redstar – Chief Joseph Band, Colville Confederated Tribes

Nez Perce Kriege
Die Nez Perce waren da Zuhause, wo Oregon, Washington und Idaho sich treffen. Sie waren ein freundliches und friedfertiges Volk. Mitte der 1800er Jahre kamen Siedler und Goldsucher in ihr Land. Da die Nez Perce den Frieden suchten, stimmten sie 1855 einem Vertrag zu, dass sie in einer Reservation leben sollten, welche einen Großteil ihres Heimatlandes umfasste. Der Vertrag sicherte ihnen das Recht zu, jeden Nicht-Indianer aus der Reservation weisen zu können. Aber 1860 wurde auch in der neuen Reservation der Nez Perce Gold gefunden und die Siedler und Goldsucher beanspruchten mehr Land der Nez Perce. Und so nahm man ihnen in einem neuen Vertrag 1863 ihr Land weg, bis auf ca. 10 %. Dieser Vertrag wurde jedoch nicht von allen Nez Perce Stämmen unterzeichnet. Sie blieben in ihrem Homeland für einige Jahre. Doch 1877 wurden alle Nez Perce aufgefordert, in ihr kleines Reservat umzuziehen. General Oliver O. Howard wurde beauftragt, dies durchzusetzen und er stell-te den Nez Perce ein Ultimatum von 30 Tagen.

Chief Joseph verlangte mehr Zeit, da ein so schneller Umzug unmöglich erschien. Doch man weigerte sich, ihnen mehr Zeit zu zu billigen. Und so machten sich die Nez Perce auf, mit ihrem Vieh, ihren Pferden und allem, was sie besaßen. Sie mussten den Hochwasser führenden Snake River und den Salmon River überqueren. Nahe an der neuen Reservation machten sie ihr Lager. Einige der jungen Krieger töteten weiße Siedler, die vorher Mitglieder der Indianer-Familien getötet hatten. Die Nez Perce unter Führung von Chief Joseph befürchteten Rachefeldzüge und suchten Schutz im White Bird Canyon, wo sie sich verteidigen konnten gegen einen plötzlichen Angriff der Weißen. Hier kam es am 17. Juni 1877 zu einem Gefecht zwischen den Nez Perce und Soldaten um General Howard. Von den 100 Soldaten fielen 34, der Rest floh Hals über Kopf. Die Nez Perce flüchteten weiter, verfolgt von General Howard und seinen Soldaten. Am 11. Juli 1877 kam es zu einem weiteren Ge-fecht in der Nähe des Clearwater Rivers, kein Sieg für beide Seiten. Doch die Nez Perce ließen bei ihrer Flucht viele ihrer Zelte und andere Besitztümer zurück. Den Nez Perce war klar, dass sie Idaho nun verlassen mussten, da die Armee sie dort ständig verfolgte. Sie beschlossen, dem Ratschlag ihres Führers Looking Glass zu folgen und nach Osten nach Montana zu ziehen, wo sie mit den Crow im Büffelland leben wollten. Die Nez Perce wünschten sich nur einen Platz, wo sie ihr gewohntes Leben in Ruhe und Frieden führen konnten, ohne die Beeinträchtigung der Siedler und Goldsucher.

Im August 1877 erreichten die Nez Perce das Bitterroot Valley in Montana. Sie fühlten sich dort unter den Siedlern sicher und glaubten, außerhalb der Reichweite von General Howard zu sein. Doch Col. John Gibbson, der die 7. US-Infantry im westli-chen Montana kommandierte, bekam den Befehl, die Nez Perce zu vertreiben. Chief Looking Glass unterschätzte diesen Be-fehl und so kam es zu der blutigen Schlacht am Big Hole. Und wieder flohen die Nez Perce. Es kam zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen bei Camas Meadow, Idaho und Canyon Creek. Als die Nez Perce zu den Crow kamen, erkannten sie, dass diese ihnen nicht helfen konnten und so beschlossen sie, sich Sitting Bull in Kanada anzuschließen. Doch kurz vor Grenze (ca. 64 km) wurden sie von Truppen unter dem Kommando von Col. Nelson Miles überraschend umstellt und in einen weite-ren Kampf verwickelt. In diesen 5 Tagen des Kampfes starben 4 Häuptlinge, unter ihnen Looking Glass. Chief Joseph ergab sich mit den überlebenden 431 Nez Perce, ca. 200 flohen über die Grenze in das rettende Kanada.

Der „Nez Perce War“ entstand durch einen kulturellen Konflikt. Die USA expandierte gen Westen und die Siedler sahen es als ihr Recht an, sich das Land zu nehmen, obwohl es ihnen nicht gehörte. Die Nez Perce wollten nur ihr gewohntes Leben weiter-führen und überleben. Der Feldzug der Nez Perce führte sie über mehr als 2.400 Kilometer durch vier amerikanische Bundes-staaten. Sie kämpften gegen mehr als 2.000 Soldaten. Mehr als 65 Krieger, 55 Frauen und Kinder verloren dabei ihr Leben. Die Verluste der Amerikaner lagen bei 180 Toten und 150 schwer Verwundeten. Der Krieg ist ein dramatisches Beispiel dafür, welcher Preis an Menschenleben bezahlt wurde, um die Expansion der USA nach Westen durchzusetzen.

Erstaunlich ist, dass der Kampf und das Verhalten der Nez Perce im Nachhinein von vielen Amerikanern positiv beschrieben wurden. So sagte William T. Sherman, die Nez Perce „zeigten Mut und Geschick. Sie verzichteten, Skalpe zu nehmen, ließen gefangene Frauen frei, begingen keine wahllosen Morde an friedlichen Familien und kämpften mit wissenschaftlichem Ge-schick, wobei sie Gebrauch von Vor- und Nachhuten und Feldbefestigungen machten.“ Howards Adjutant, Charles Wood, schrieb 1884: Chief Joseph kämpfte für das, was der weiße Mann, falls es mit Erfolg gekrönt ist, „Patriotismus“ nennt.

„ You white people measure the Earth, and divide it.
The Earth is part of my body; and I never give up the Earth. I belong to the land out of which I came.
The Earth is my mother!“
Chief Tulhuulhulsuit, Fort Lapwai, 1877

„We do not wish to interfere with your religion, but you must talk about practical things. Twenty times over you have repeated the Earth is your mother; and that chieftenship is from the Earth. Let us hear it no more, but come to business at once.
General Oliver O. Howard, Fort Lapwai, 1877

Wie Ihr wisst, fasziniert mich die Geschichte der Nez Perce schon seit vielen Jahren.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 09.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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