USA - Kanada 2015 - Teil 5
Teil 5-Streckenverlauf Idaho/Utah/Wyoming/Colorado: 29.06.2015 - Seven Devils Mountain - Idaho City
29.06.2015-Payette River Scenic Byway - Ponderosa Scenic Byway - Idaho City
29.06.2015 Riggins – Seven Devils Moutains – New Meadows – McCall – Payette river scenic byway - Donnelly – Lake Cascade – Banks – Payette River – Lowman – Ponderosa scenic byway - Idaho City, Idaho
Treffen mit Leo und Biffer
6 Std. 187 Meilen (300 km)
Gegen 6.30 Uhr stehen wir auf. Heue ist es nur wenig kühler als gestern.
Rolf ist noch nicht richtig wach. Er startet das Motorrad, während sein Sicherheitsschloss noch am Vorderrad befestigt ist. Dann bricht der Schlüssel ab. Was nun?
Die Dame des Hotels ist sehr hilfsbereit, sie ruft Rocky an, einen Mechaniker für alle Fälle. Schnell ist der ältere Mann vor Ort. Doch er und Rolf bringen das abgebrochene Schlüsselteil nicht aus dem Sicherheitsschloß. So fährt Rocky zurück in seine Werkstatt, bastelt ein Werkzeug und kommt damit zurück. Schnell ist dann das abgebrochene Teil entfernt und Rolf kann mit seinem Zweitschlüssel endlich das Schloss entfernen. Es ist 8.30 Uhr und Rolf fängt an zu lachen, denn er hat damit gerechnet, dass wir das Motorrad abschleppen lassen müssen. Das hätte gedauert und wäre mit enormen Kosten verbunden gewesen. So lacht er, weil wir solch ein Glück mit Rocky hatten. Dieser verlangt nur 20 Dollar für seine Hilfe. Wir sind platt. Bei uns in Deutschland hätte das alles ein Vielfaches gekostet.
Kurz nach 9 Uhr starten wir, HW 95, am Little Salmon River entlang. Schöne grüne Hügel begleiten uns längs der Straße. Wir kommen an den Seven Devils vorbei.
Die Geschichte der Seven Devils basiert auf einer Legende der Nez Perce Indianer:
Es lebten einmal 7 Riesen in den Blue Mountains von Oregon, die Kinder gefressen haben. Jedes Jahr reisten die Riesen gen Osten, wobei sie alle Kinder verspeisten, die sie unterwegs trafen. Die Häuptlinge baten den Coyoten um Hilfe, er solle sie von der Tyrannei der Riesen-Monster befreien. Der Coyote fragte seinen Freund, den Fuchs, um Rat. Der Fuchs sagte: „Zuerst werden wir 7 Löcher graben. Wir graben sie sehr tief, an einem Platz, wo die Riesen immer vorbei kommen. Dann werden wir die Löcher mit einer heißen Flüssigkeit füllen.“
Der Coyote rief alle Tiere mit Klauen zusammen, die Biber, die Murmeltiere, die Bären, die Pumas und sogar Ratten, Mäuse und Wühlmäuse. Sie alle gruben die 7 tiefen Löcher. Dann füllte der Coyote die Löcher mit einer rötlich-gelben heißen Flüssigkeit. Und nun warfen der Coyote und der Fuchs heiße Felsen in die kochende Flüssigkeit, um sie heiß zu halten. Das nächste Mal, als die 7 Riesen gen Osten reisten, fielen sie in die 7 tiefen Löcher mit der kochenden Flüssigkeit.
Sie schrien und tobten, doch sie konnten nicht aus den Löchern heraus kommen. Als sie um ihr Leben kämpften, verspritzen sie die rötlich-gelbe Flüssigkeit so weit wie ein Mann an einem Tag reisen kann.
Der Coyote kam aus seinem Versteck und sprach: „Ihr werdet bestraft für Eure Grausamkeit. Ich werde Euch noch mehr bestrafen und Euch in 7 Berge verwandeln. Ich werde diese sehr hoch machen, damit jeder Euch sehen kann. Ihr werdet hier für immer stehen, um die Menschen daran zu erinnern, dass die Bestrafung erfolgte, weil Ihr Unrecht getan habt. Und ich werde einen tiefen Graben in der Erde errichten, so dass niemand Eurer Familien hinüber kann, um meinem Volk zu schaden.“
Der Coyote verwandelte die 7 Riesen in die 7 Devils Mountains, dann schlug er mit einem harten Schlag auf die Erde und es öffnete sich eine tiefe Schlucht, Hells Canyon, am Fuße der 7 Devils Mountains. Die rötlich-gelbe Flüssigkeit, die die 7 Riesen bei ihrem Kampf verspritzt hatten, bildeten das Kupfervorkommen, was man heute noch in der Gegend findet.
Nach den Seven Devils ändert sich die Landschaft. Berge mit dunkel grünem Wald bewachsen sind zu sehen. Es duftet mal wieder herrlich nach Pinien. Heute Morgen ist es warm, aber der Himmel ist bedeckt. Kurz vor New Meadows ist die Hälfte zwischen Nordpol und Äquator.
Im Granite Cafe in New Meadows halten wir, um zu frühstücken. 2012 waren wir schon einmal in dem schönen Restaurant und zwar mit Rita und Chris, die uns damals begleitet haben. Das Essen ist gut, die Bedienung freundlich und die Preise ok. Die Toilette ist piccobello sauber, das ist einfach toll in den USA.
Weiter HW 55 Richtung McCall, durch das Long Valley. Der Highway heißt hier auch Payette River Scenic Byway.
In McCall vorbei an dem schönen See Lake Cascade, auch bekannt als Lake Payette, weiter zu einem Supermarkt – Fresh Market, wo wir erst einmal einkaufen: Avocados, Bananen, Gallo Salami, Brot, alkoholfreies Bier und Wein. Ich staune immer wieder, wie Rolf das alles in unserem Motorrad unterbringt.
Der Ort McCall ist ein Erholungsort im Valley County, südlich des Payette Lake im Payette National Forest. Vor der ersten Besiedlung durch Europäer lebten in dieser Gegend die Tukuaduka-Shoshone und die Nez Perce. Anfang des 18. Jh. gelangte der Pelzhändler Francoise Payette in die Gegend. 60 Jahre später kamen die ersten Bergleute auf der Suche nach Gold in die Gegend. Sie nannten ihre Siedlung Lake City, die Suche nach Gold verlief jedoch erfolglos, so dass sie weiterzogen. McCall entstand von 1889 bis 1891 durch Thomas McCall und seine Familie. Er kaufte ein Stück Land am Payette Lake und baute darauf ein Haus, eine Schule, ein Hotel und eine Poststelle. Weiterhin kaufte er eine Sägemühle von der Warren Dredging Company, die er später an die Hoff & Brown Lumber Company verkaufte. Anfang des 20. Jh. erlangte der Tourismus an Bedeutung.
1943 wurde vom US-Forest Service in McCall das landesweit einzige Feuerspringer-Trainingslager gegründet.
Feuerspringer sind Schnelleinsatz- und Vorauseinheiten der Feuerwehr, die bei Wald- und Flächenbränden wie Fallschirmjäger über dem Brandgebiet abspringen und mit primitivsten Mitteln die Brandbekämpfung versuchen. Zum Eigenschutz führen sie ein „Iglu“ mit sich, das im Falle einer Überrollung durch das Feuer aufgebaut wird und als Schutzgebäude verwendet werden kann. Es widersteht Temperaturen bis zu 900 °C.
Feuerspringer operieren besonders in den ausgedehnten Wäldern der USA und Kanadas oder der Taiga Sibiriens. In diesen Regionen ist die Zugangsmöglichkeit bodengebundener Einsatzkräfte nur eingeschränkt oder zunächst überhaupt nicht möglich, so dass diese Einheiten aus speziellen Flugzeugen möglichst nahe an der Brandstelle abspringen, um von dort zu Fuß weiterzukommen.
Die Brandbekämpfung wird dann mit Wildland Tools aufgenommen, wobei es sich primär um kleine Handpumpen, Spaten und Sägen handelt.
In McCall hat sich viel verändert seit unserem letzten Besuch. Das Skigebiet Tamarack wurde im Dezember 2004 eröffnet und hat einen Höhenunterschied von über 823 m, vom höchsten, 2.335 m hohen Punkt gemessen. Es befindet sich westlich des Cascade Reservoir und hieß bis in die 1990er Jahre WestRock. Es wurde enorm viel gebaut, alles auf Touristen auslegt, auf gut betuchte Touristen.
Das ist nicht so unser Geschmack und so fahren wir weiter, am schönen Lake Cascade (früher Cascade Reservoir oder Lake Payette) vorbei. Dies ist ein Stausee am North Fork River des Payette Rivers. Er umfasst eine Fläche von 122 km² und ist der viertgrößte Stausee in den USA.
Wir kommen über Donnelly nach Banks.. Halt an einem Cafe, 2 Limonaden 4,20 Dollar, nachfüllbar, nicht süß, gut und erfrischend. Viele Rafter sind dort auf dem Payette River unterwegs. Herrlich – und wir schwitzen wie verrückt auf dem heißen Motorrad.
Weiter HW 24 bis Lowman, HW 21 Ponderosa Scenic Byway bis Idaho City. Die Straße ist in diesem Jahr etwas holprig, aber wir kommen gut um 15 Uhr nach 187 Meilen = 300 km in Idaho City an.
Idaho City, heute 486 Einwohner, gegründet 1862, damals die größte Stadt im Pacific North West, größer als Portland. Mehr Gold als in Kalifornien oder am Klondike in Alaska wurde hier gefunden. Idaho City ist ein historischer Platz, den man gesehen haben muss.
Zunächst halten wir an dem Lokal, wo unser Freund Leo öfter anzutreffen ist, doch es ist geschlossen. Wie wir später in Erfahrung bringen, haben die Besitzer gewechselt (früher war dort eine sehr nette Familie als Pächter) und das Restaurant wird nun renoviert. Also müssen wir später mal an Leos Haus vorbei fahren und schauen, ob wir ihn treffen.
Wir machen Rast in Trudy’s Restaurant, welches seit 1997 besteht. Rolf isst Chili mit Mais-Muffins und Butter, sehr lecker und dazu alkoholfreies Bier für uns beide. Das Lokal ist mal wieder sehr witzig eingerichtet. An den Lampen hängen verschiedene Haushaltsgeräte und der ganze Raum ist mit alten schönen Dingen geschmückt.
Nachdem wir uns gestärkt haben, fahren wir zum Idaho City Motel, wo wir vor der Renovierung vor vielen Jahren schon einmal gewohnt haben. Doch da erwartet uns eine böse Überraschung: Man will uns nicht, wie gebucht, im Hotel unterbringen, sondern im früheren Stall, Toilette und Dusche draußen über den Hof.
Grauenvoll sieht das Zimmer aus und von den Sanitäreinrichtungen wollen wir mal gar nicht reden. Ich sage der Dame des Hauses meine Meinung. Rolf kommt hinzu und ist ebenso entsetzt wie ich. Wir sagen ihr, dass sie den Betrag von 65 Dollar auf der Kreditkarte zurück buchen soll, da wir hier nicht bleiben werden.
Sie kann das nicht und ruft die Besitzerin an und oh Wunder, plötzlich ist doch noch ein Zimmer im Hotel frei. Aber was für eins: Es ist ein Mini-Zimmer, ohne Kühlschrank und Aircondition, ohne Tisch und Schrank. Doch das kleine Bad ist sauber, also bleiben wir. Man bringt uns einen Ventilator, sonst könnten wir es in dem Zimmer nicht aushalten bei der Hitze.
Rolf macht sich auf, in Trudy’s Laden Eis für unsere Lebensmittel zu holen, denn die Eismaschine im Hotel ist auch defekt. Er bringt einen riesigen Sack Eis mit. Die nette Dame in dem Laden gibt ihm eine große Tüte mit und so füllen wir das Eis in den Abfalleimer, nachdem wir ihn mit der sauberen Tüte ausgekleidet haben, packen Bier, Wein und die Lebensmittel hinein, damit alles etwas gekühlt wird.
Während ich mich ausruhe, fährt Rolf schnell noch an Leos Haus vorbei. Leos Frau erkennt Rolf gleich wieder und so wird ein Treffen für heute Abend, 19 Uhr, im Harley’s Pub vereinbart. Wir freuen uns, dass Leo wohlauf ist.
Unser Abendessen: Fisch, Salamit, Tomaten, Avocados, Bier, Wein, Brot.
Pünktlich um 19 Uhr sind wir im Harley’s Pub und treffen zunächst einmal auf Biff, einen ehemaligen Trucker, der endlich seinen Traum verwirklicht hat, ein eigenes Haus in Idaho City zu bauen. Wir kennen Biff seit Jahren. Seine Tochter lebt mit 4 Kindern ebenfalls in dem kleinen Ort und wird von Biff unterstützt.
Später kommt Leo vorbei und wir freuen uns, ihn gesund und munter wieder zu sehen. Leo sieht allerdings viel älter aus als er ist – er wird am 5. Juli 76 Jahre. Biff verspricht uns, via Email mit uns in Kontakt zu bleiben.
Gegen 21 Uhr sind wir zurück im Hotel. Rolf ist leicht angesäuselt, im Zimmer ist es heiß, der Ventilator bringt kaum Kühlung. Die Nacht wird für uns beide nicht angenehm – es ist einfach zu warm im Zimmer.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada
Aufbruch: | 13.05.2015 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 09.07.2015 |