Honeymoon: Backpacking in Kambodscha und Vietnam

Reisezeit: April / Mai 2016  |  von Paula & Andreas Soundso

Sapa : Wanderung durch die Bergregion rund um Sapa

Wanderung, Mittagessen im Dorf der Black Hmong, Motorradfahrt zurück

Heute hatten wir für 9:30 Uhr die Hiking Tour mit den Black Hmong geplant und als wir um 8:00 Uhr aus unserem Zimmerfenster auf den Marktplatz guckten, sahen wir alle drei Frauen der Black Hmong, die uns gestern zum Hotel begleitet hatten, schon auf uns warten. Wir gingen trotzdem erst mal zum Frühstück und gingen danach fertig bepackt für den Tag raus zu ihnen. Sie baten uns, eine von ihnen für die Tour zu wählen, da natürlich nur eine mitkommt. Wir entschieden uns für Song, die uns mit ihrem 10 Monate alten Baby auf dem Rücken durch die Berge führen sollte.

In der Bergregion um Sapa gibt es mehrere Völker ethnischer Minderheiten, wie bspw. die Hmong, die Dao, die Tay und die Giay. Diese unterteilen sich wiederum zum Teil in "Untergruppen", so gibt es bei den Hmong die Schwarzen Hmong, die Blumen Hmong und noch andere, die mir gerade nicht einfallen. In der Nähe von Sapa sind grösstenteils die Schwarzen Hmong und die Roten Dao angesiedelt und auch im Stadtbild unschwer zu verkennen, da sie sehr viel Handarbeiten verkaufen und Hiking Touren mit Besuch in ihren Dörfern anbieten. Song als Schwarze Hmong wollte uns auf unserer heutigen Tour ebenfalls ihr Dorf zeigen. Die Vietnamesen (von denen sich die Hmong anscheinend klar abgrenzen, wie wir von Song erfahren haben) kassieren von Touristen Eintrittsgelder, wenn diese Zutritt zu Minderheitendörfern haben möchten. Song sieht das gar nicht ein und schlug plötzlich einen Weg quer feldein vor, um die Kassierer zu umgehen, die wie sie sagt, "lazy chicks" seien und nur mit ihren Motorrädern an der Strasse patroullieren, um zu kassieren. Ihr Weg durch die Reisfelder war zwischendurch sehr steil, sehr nass und ein absolutes Abenteuer. Aber so ging es eigentlich die gesamte Tour hindurch weiter - es hat riesig Spass gemacht mit ihr durchs Unterholz zu klettern. Ihre Antwort auf meine Frage, ob es hier Schlangen und Spinnen gibt war mit "not so much" zwar nicht so recht beruhigend (wir haben auch eine tote Schlange im ausgetrockneten Flussbett gefunden) aber der Spass an der Sache hat definitiv überwogen.

Es war auch ein unglaublich interessanter Trip, da Song uns viel über ihr Leben, den Reisanbau, ihr Dorf und die Behandlung der Hmong durch die Vietnamesen erzählt hat. Sie selber ist 27 Jahre alt und hat 3 Kinder (10 Jahre, 8 Jahre und 10 Monate). Sie selber hat 8 Geschwister, was in ihrer Kultur üblich ist. Bei den heutigen Generationen kontrolliert die Regierung jedoch die Geburtenraten der Bergdörfer und schreibt ein Maximum von 4 Kindern vor, wie sie erzählte. Sie hat mit 16 geheiratet und ist in das Dorf ihres Mannes gezogen. Den durfte sie sich übrigens selber aussuchen, was bei den Black Hmong selbstverständlich, bei anderen Minderheitenvölkern jedoch nicht überall üblich ist. Sie verdient den Lebensunterhalt durch Touristenführungen und denVerkauf von Handarbeiten. Parallel arbeitet sie noch mit ihrem Mann auf ihrem eigenen kleinen Reisfeld. Die Reisernte reicht jedoch meist nicht aus, um ihre Familie zu ernähren, sodass sie zukaufen müssen. Ihr Mann spricht kein Englisch (ihr Englisch ist top - sie sagt, sie hat es von denTouristen gelernt) und hat somit nichts mit Touristen am Hut. Er hat entweder einen freien Tag, wie sie berichtet, oder er arbeitet im Reisfeld.
Die Vietnamesen kaufen den Hmong immer mehr von ihrem Land ab und die Hmong seien laut Song nicht clever, ihr Land zu verkaufen. Sie kalkulieren laut ihr sehr kurzsichtig und freuen sich, dass sie sich von dem Geld ein Motorrad leisten können. Song macht sich Sorgen, wo das auf längere Sicht hin führt. Es sei schöner gewesen, als noch nicht so viele Touristenhotels gebaut worden seien. Auch wir stellten fest, dass sie die Landschaft stark verändern und das Leben in den Dörfern noch ganz, ganz anders verläuft.

Song hat uns zu sich nach Hause zum Essen eingeladen und es war unglaublich interessant für uns. Ihr Kinder waren da und wir hatten dran gedacht, gestern noch Süssigkeiten zu kaufen, um ihnen etwas mitbringen zu können. Das Haus ist ganz bescheiden eingerichtet. Seit 3 Jahren haben sie erst Strom aber nun steht in einer Ecke ein kleiner Fernseher. Das Dach ist aus Wellblech und die Wände aus Holzplatten (absolut nicht dicht). Die Haustür verschliesst sie, wenn sie geht, mit einem Vorhängeschloss und vor der Tür liefen ein kleines Schwein, ein Hunde-Welpe (später als Wachhund) und eine Katze (um die Mäuse zu fangen, die sonst den Reis wegfressen) umher. Es war so ländlich und so rührend. Sie hat sich sehr viel Mühe gegeben, uns ein Essen zu kochen. Wir Weicheier haben uns zur Sicherheit mal wieder als Vegetarier ausgegeben. So gab es sehr leckere Nudeln mit Gemüse und Ei. Während sie kochte malte ihre Tochter in einem Malbuch (mit nur 2 Kugelschreibern verschiedener Farben) und bat mich dann, etwas zu malen. Als sie, ihre Freundin sowie der Bruder mit seinem Freund sich alle um mich rum stellten um genau zu gucken, was ich male, wuchs der Leisrungsdruck ungemein, die beste Eule meines Lebens zu zeichnen (war das einzige, was mir einfiel). Dann musste ich noch einen Fisch malen und dann gab es zum Glück Essen. Song hat uns ihre ganzen Familienfotos gezeigt und dazu Geschichten erzählt. Die beiden Mädels haben dann von einem steinalten Handy Musik abgespielt, versucht den Text rauszuhören , aufzuschreiben und diesen dann nachzusingen. Es war wirklich eine schöne Zeit mitten in diesem doch so anderen Familienleben. Die Kinder sprechen kein Englisch, sondern von zu Hause aus sprechen sie Hmong und in der Schule lernen sie Vietnamesisch.

Als es dann weiter ging begleiteten uns die Kinder noch ein Stück bis wir zu dem derzeit sehr trockenen Fluss kamen, wo sie mit ihren Freunden Fische fangen wollten. Die Tour durch die Reisfelder und die Berge ging weiter und nachdem es morgens wolkenverhangen war und mittags geregnet hat (da waren wir gerade bei Song daheim), kam die strahlende Sonne raus und es wurde richtig, richtig warm. Die Tour war traumhaft. Zuerst mussten wir eine Hängebrücke überqueren, die schon zu Fuss abenteuerlich war, durch die darüber fahrenden Motorräder noch spannender wurde. Durch die Felder liefen Büffel, Schweine, Hunde, Hühner, Gänse, Enten, Ziegen.... es war toll. Die Büffel werden für die schwere Feldarbeit genutzt aber da so ein Büffel umgerechnet schon mal ca. 1000$ kosten kann, kann sich das nicht jede Familie leisten. Alle umher laufenden Tiere gehören irgendwem. Sie dürfen sich frei bewegen und kommen abends meist automatisch wieder nach Hause. Natürlich fragte ich, wie es mit dem Essen von Hunden und Katzen aussieht (die ganzen süssen Ferkel sehen einem bitteren Ende entgegen). Katzen werden wohl nicht gegessen aber Hunde von einigen schon. Manchmal passiert es, dass sich die Hunde an den Hühnern vergreifen. Dann hat ein solcher Hund laut Song schlechte Karten - einen Hund, der Hühner frisst, können sie nicht gebrauchen und dann wird im Ernstfall der Hund gegessen. (Aha!) Grundsätzlich essen die Vietnamesen laut Song gerne Hunde. Auch Schlangen übrigens, wenn sie in den Bergen oder auf den Feldern welche fangen.

Zwischendrin fragte Song, ob wir aussen rum gehen oder die Abkürzung nehmen wollen. Wir waren platt und Abkürzung klang spitze. Dass die Abkürzung jedoch so steil nach unten geht, hatten wir nicht erwartet. Wir hangelten uns eine rutschige Stein-Lehm-Piste bergab, während über uns ein Reisfeld war. Plötzlich hörten wir über Andreas jemanden brüllen und schon segelten hinter Andreas ein paar grosse Steine von oben auf unseren Weg. Wir waren alle erschrocken aber es ist ja nichts passiert. Song meinte, der Mann hätte irgendwas von fallenden Steinen gerufen. Das kann passieren, wenn man die Sprache nicht kann - man überhört wichtige Warnhinweise.

Um 17:00 Uhr kamen wir am Ziel an und Song hat 2 Motorradfahrer organisiert, die uns zurück nach Sapa fahren sollten. So sieht man natürlich viel mehr, wenn man den ganzen Tag nur in eine Richtung läuft, statt hin und zurück zu müssen. Andreas teilte sich mit dem Fahrer, Song und dem Baby auf ihrem Rücken ein Motorrad, ich musste das zweite Motorrad nur mit dem Fahrer teilen. Und dann ging es zurück in die Stadt. Auch das war noch ein kleines Abenteuer aber ein perfekter Abschluss für diesen tollen Tag.

Song war eine tolle und sehr fürsorgliche Führerin und wir hatten eine Menge Spass und können jedem Sapa-Besucher eine solche Tour nur ans Herz legen. Wir haben fest gestellt, dass man die Tour besser direkt auf der Strasse bei der Person direkt bucht. Unser Hotel hat uns eine sehr identische Tour für 60$ angeboten. Song hat früher auch für Hotels gearbeitet - sie hat vom Hotel nur 6$ für den gesamten Tag bekommen. Irgendwo stimmt hier für uns das Verhältnis nicht.

Quer durch matschige Reisterrassen

Quer durch matschige Reisterrassen

Songs Haus - umgeben von riesigem Bambus

Songs Haus - umgeben von riesigem Bambus

Lunch bei Song

Lunch bei Song

Hängebrücke über den derzeit recht trockenen Fluss

Hängebrücke über den derzeit recht trockenen Fluss

Feldarbeit mit dem Büffel

Feldarbeit mit dem Büffel

Auf diese Brücke (rechts) hatten wir uns riesig gefreut, hatte sie laut diverser Youtube-Videos lange Zeit keinerlei Geländer. Leider wurde wohl kürzlich laut Song ein Geländer dran gebaut, da viele Leute Angst hatten, sie zu überqueren.

Auf diese Brücke (rechts) hatten wir uns riesig gefreut, hatte sie laut diverser Youtube-Videos lange Zeit keinerlei Geländer. Leider wurde wohl kürzlich laut Song ein Geländer dran gebaut, da viele Leute Angst hatten, sie zu überqueren.

Badender Büffel

Badender Büffel

Auch durch die Reisfelder wird alles transportiert, was der Mensch so braucht

Auch durch die Reisfelder wird alles transportiert, was der Mensch so braucht

© Paula & Andreas Soundso, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir werden unsere Hochzeitsreise nach Kambodscha und Vietnam machen und diese Länder mit dem Rucksack bereisen. Wir haben viele Unterkünfte bereits im Vorfeld reserviert und die Flüge im Vorfeld gebucht. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Unsere Route umfasst nach jetzigem Stand folgende Stationen: Phnom Penh, Siem Reap, Hanoi, Halong Bay, Sapa, Ninh Binh, Hue, Da Nang, Hoi An, Ho Chi Minh City
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.05.2016
Reiseziele: Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Paula & Andreas Soundso berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.