USA, Südstaaten
Nach Reisen in alle möglichen Teile der Welt waren ausgerechnet die USA, sieht man mal ab von New York, noch terra incognita. Wir wollten unseren "Brecht-Zyklus" schließen, nachdem wir die Städte, die in seinen Songs vorkommen, alle schon einmal gesehen hatten - bis auf (auch wenn's keine Stadt ist) Alabama. Ein amüsanter Vorwand, weiter nichts.
Out of Atlanta
Out of Atlanta
Ziemlich am Ende dieses ersten Tages fragt ein junger Mann an der Supermarktkasse nach meinem Ausweis. Zuerst begreife ich gar nicht, was er will, dann aber wird klar, dass seine Frage sich auf das Sixpack Bier, das vor mir auf dem Laufband liegt, bezieht. Er muss sicher sein, dass ich schon volljährig bin. Meine Witzeleien prallen an ihm ab und er lässt nicht locker, ehe er die genauen Angaben in seinen Computer eingeben kann. Die Gesetze sind offenbar streng und sicher nicht nur hier in Ellijay, wo man noch immer das Datum des 10. August schreibt, des Tages, an dem Karin und ich von Berlin-Tegel über Paris (Charles de Gaulle, wo sich endlose Gänge und endloses Schlangestehen abwechseln) nach Atlanta, Georgia aufgebrochen sind. Fehlgeleitet durch eine Information am Flughafen steigen wir an einer S-Bahn-Station aus, von der aus wir mit Gepäck noch einen halbstündigen Fußmarsch durch Atlantas Geschäftsviertel Buckhead absolvieren müssen, um zu unserem Autoverleiher zu gelangen. Der präsentiert uns einen nagelneuen Wagen, der sogar eine Nummer größer ist, als ursprünglich gebucht. Ein bestimmtes Ziel haben wir nicht, wollen lediglich raus aus dem Moloch dieser Stadt, die uns – aber was sehen wir schon viel von ihr? – farblos und wenig inspirierend erscheint. Es dauert lange, bis wir die letzten Außenbezirke passiert haben und endlich kleinere Orte auftauchen. Auffällig ist, dass sie nirgendwo eine Mitte zu haben scheinen oder, sagen wir, das, was ich gerne „Städtchen“ nenne. Die Häuser verteilen, verlieren sich auf weiten, oft parkähnlich angelegten Arealen, sehr gepflegte Häuser mit Säulen und breiten Veranden. Die Gegend nördlich von Atlanta ist wohl eher dünn besiedelt, aber das ist natürlich eine Sichtweise, die ich frisch aus Europa mitgebracht habe. Hier in den USA hat man vermutlich Raum im Überfluss und drängt sich nicht wie im alten Europa in romantischen Gassen zusammen. Lange Wege sind die Folge und das heißt: viele Autos, viele Trucks. In Ellijay, wo wir am Ende in einem recht komfortablen Hotel landen, nachdem es schon dunkel geworden ist und für uns gerade ein Dreißigstundentag zu Ende geht, leuchten die örtlichen Highlights im buchstäblichen Sinn: Imbissketten, Banken, Supermärkte, Tankstellen.
Aufbruch: | 10.08.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2017 |