USA, Südstaaten
See you later, Alligator
See you later, alligator
Wir sind auf dem Weg nach Alabama, dem „wahren“ Ziel unserer Reise. Letzteres erklärt sich mit Songs, die Bertolt Brecht zu bestimmten Städten geschrieben hat und die wir alle irgendwann einmal besucht hatten: Mandelay, Surabaya, Bilbao, Benares. Nur Alabama fehlte. Dass es keine Stadt ist, egal. Wir haben einfach einen amüsanten Vorwand gebraucht, um einmal diesen Teil der Staaten in bereisen zu können. Möglich, dass wir ein Umleitungsschild übersehen hatten, jedenfalls endet eine Straße, auf der wir in Richtung Westen unterwegs sind, plötzlich in einer Baustelle. Auf der Suche nach der Umgehungsstraße vertun wir uns vollends. Wir fragen einen Mann, der, wie man das häufig antrifft, am Straßenrand mit Mäharbeiten beschäftigt ist. Er hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern steigt in seinen Truck und fährt uns in dieser fast unbewohnten Gegend über drei Abzweigungen voraus, bis wir wieder auf unsere Route gelangen. Wie selbstverständlich. Wir fahren viel an diesem Tag, verfahren uns auch gelegentlich und schaffen es nicht einmal ganz bis nach Alabama. Ein Campingplatz am Grenzfluss, dem Chattahoochie, in der Nähe der kleinen Stadt Florence, ist unser Ankerpunkt für diese Nacht. Der Platz schließt sich an eine Anlegestelle für kleinere Yachten an und liegt im Sumpfgebiet. Sie erzählen uns, dass gerade am Vortag ein junger, offenbar verirrter Alligator die Frau des Platzwarts erschreckt hatte, als er an deren Häuschen auftauchte. Das macht dann den nächtlichen Gang zur Toilette ein wenig spannungsreicher. Wie gesagt, steht das Fahren über Highways und Landstraßen an diesem Tag im Vordergrund. Was insgesamt den Verkehr anbelangt, habe ich ihn mir etwas entspannter vorgestellt. Vielleicht war das ja früher mal der Fall, inzwischen zählen Geschwindigkeitsbeschränkungen wohl trotz massiver Warnungen auf den Verkehrsschildern wenig. Nie zuvor bin ich von so vielen Trucks und Lkw's überholt worden, wenn ich mich nur halbwegs an die Regeln gehalten habe (und Karin passt immer auf). Dabei ist der Straßenbelag häufig marode, ganz abgesehen von der dürftigen Beschilderung. In der Nacht fängt es an zu regnen, aber unser bisschen Zelt hält wacker stand. Am Tag hatten wir dagegen einen heftigen Gewittersturm erlebt, saßen im Auto und konnten uns kaum noch voran bewegen, der Regen nahm uns die Sicht. Aber Anhalten und Abwarten ist die schlechtere Option, man muss einen Weg aus dem Unwettergebiet finden, um sich dort nicht vollends aufzulösen. Der Jahreszeit entsprechend sind solche Wetterlagen im Übrigen völlig normal, hören wir.
Aufbruch: | 10.08.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2017 |