USA, Südstaaten
Akadier
Akadier
Lafayette ist die erklärte Hauptstadt der Cajuns. Wir sehen uns eine historische Dokumentation an, die die Vertreibung der Akadier aus dem heutigen (kanadischen) Nova Scotia zeigt, einen kunstvoll gestalteten, gleichwohl rührseligen Film, der wichtige Themen ausklammert (die Sklaverei etwa). Dennoch ist er eine Art Brücke zu einem Museumsdorf in unmittelbarer Nachbarschaft, dem Acadian Village, wo man das 19. Jahrhundert ausgiebig unter die Lupe nehmen kann. Die historischen Gebäude, die man hierher verpflanzt hat, Wohnhäuser, eine Kapelle, eine Schule, einen Laden, Stall oder Scheune sind durchweg begehbar. Man schlendert also durch zeitgenössische Wohnungs- oder Werkstatteinrichtungen und trifft sogar noch den ein oder anderen Bewohner darin an, verkleidete Hobbyethnologen, die einem ein paar interessante Details erzählen oder altes Handwerk vorführen. Ein Kreis von Laienmusikern versammelt sich dort in einer Halle und man muss etwas genauer hinhören, um dem gesungenen Dialekt auf die Spur zu kommen, einem Sprachgemisch aus Englisch und Altfranzösisch. Gleich hinter der Anlage beginnen schon die Sümpfe, das lauernde Augenpaar eines Alligators würde ich sicher erst bemerken, wenn es schon zu spät wäre. Von New Iberia und seinem Bayou Teche, der nächsten Station auf unserer heutigen Fahrt, habe ich schon etliches gelesen, die Stadt ist nämlich die Herzkammer der Romane von James Lee Burke und seinem Helden Dave Robicheaux. Zu Ehren des Autors, lese ich, findet dort gar ein jährliches Literaturfestival statt. Von ihrem literarischen Erinnerungswert abgesehen, hat die Stadt nicht eben viel zu bieten. Ausgenommen ihre Hauptstraße. Dort lebt noch in den Herrenhäusern – das bekannteste heißt Shadows-on-the-Teche –, mit ihren riesigen moosbehangenen Bäumen die alte Südstaatenromantik auf. Schon die Parallelstraße wirkt dagegen gesichtslos, streckenweise ärmlich und zeigt wieder einmal, dass hierzulande auf engem Raum soziale Unterschiede hart aufeinanderstoßen können. Gegen Abend werden wir von einem Gewittersturm überrascht, mitten auf der Straße. Wir flüchten uns unter eine Ladenmarkise. Die Rettung liegt in Gestalt einer größeren Bar nur ein paar Meter entfernt auf der anderen Straßenseite, der Regen ist jedoch derart heftig, dass wir den Spurt dorthin erst nach knapp zehn Minuten wagen, als es nicht mehr aus allen Kübeln schüttet. Wir sind schließlich doch noch ausreichend durchnässt, als wir endlich an der Theke Platz nehmen. Diesmal schmeckt uns aber das Essen.
Aufbruch: | 10.08.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2017 |