Eigentlich besuchen wir keinen Weihnachtsmarkt
Schiele und Klimt im Leopold-Museum
Gustav Klimt und Egon Schiele
Egon Schiele lernte Gustav Klimt vermutlich bereits Im Jahr 1907 kennen, Klimt war damals 45 Jahre alt und der gefeierte Meister des Wiener Jugendstils, »Habe ich Talent?« fragte Ihn der Siebzehnjährige, als dieser ihm in seinem Atelier einige seiner Zeichnungen zeigen konnte. »Talent? Ja, viel zu viel«, lautete Klimts enthusiastische Antwort. Von Arthur Roessler, dem Kunstjournalisten, wird sogar folgender Ausspruch Klimts kolportiert: »Um den Ausdruck in den von Ihnen gemalten Gesichtern beneide Ich Siel«
Über die Jahre entwickelte sich eine respektvolle Freundschaft zwischen den beiden Künstlern. Klimt war dem Jugendlichen Bestätigung und Inspiration, sein Einfluss auf Schleies Werk Ist für einige Zeit unverkennbar, Chinesisch-Japanische Flächenkunst und das quadratische Format übernimmt Schiele von Klimt, was sich in dem Gemälde »Stilisierte Blumen vor dekorativem Hintergrund« deutlich zeigt. Auch später, als sich die künstlerischen Wege längst getrennt hatten, vermittelte Klimt dem Jüngeren Kollegen wichtige Kontakte. Sie tauschten gegenseitig auch Zeichnungen, »Wozu wollen Sie denn mit mir Blätter tauschen?«, soll Ihn Klimt gefragt haben, »Sie zeichnen ja eh besser als Ich«.
Egon Schiele - stilisierte Blumen vor dekorativem Hintergrund
Öl, Silber und Goldbronzefarbe auf Leinwand - 1908
Egon Schiele im Leopold Museum
Die Sammlung der Werke von Egon Schiele (1890-1914) im Leopold Museum ist die größte und wichtigste Sammlung dieses Künstlers auf der ganzen Welt. So umfasst sie über 40 Ölgemälde und rund 190 Papierarbeiten aus allen Schaffensperioden. Schieles Eigenart und Entwicklung kann daher in diesem Haus umfassend und konkret vermittelt werden.
Trotz seines frühen Todes mit 28 Jahren schuf Schiele ein Werk mit distinkten Schaffensperioden und weltanschaulichen Entwürfen. Erst zwanzig-jährig kreiert er einen radikalen Expressionismus mit extremen Körpergesten bald danach Seelenbilder mit symbolistisch-rnystischen Inhalten. Nach der Zäsur eines traumatischen Gefängnisaufenthalts zeigen sich die Kompositionen ruhiger und kontextreicher. Der Erste Weltkrieg machte das Arbeiten schwierig. Schiele wird in seinen letzten Lebensjahren realistischer. Volumina kehren in die Bildgestaltung zurück, der Blick wendet sich nach außen. Mitten im Werden einer neu-sachlichen Malerei stirbt der Maler - nur Tage nach seiner –damals schwangeren - Frau im Spätherbst 1918. Museumstext
Tote Mutter
»Als es wieder einmal zu einem Zwist zwischen seiner Mutter und ihm gekommen war, sagte mir Schiele: >Das ist unsagbar traurig! Und zudem furchtbar belastend! Man sollte doch meinen, daß eine Mutter ihr Kind, das in ihr wurde, in ihr wuchs, in ihr lebte, durch sie geatmet, gegessen und getrunken hat, lange bevor es für andere Menschen da war, später, wenn es von ihr losgelöst zu einem eigenen Lebewesen wurde, von der Mutter trotzdem immer noch als ein Stück von sich empfunden und behandelt wird!< Mein Rat, auch dieses Leid in ein Kunstwerk zu verwandeln, be-wog Schiele aufhorchend den Kopf zu heben und mir sein bleiches Antlitz zuzuwenden. Aus großen, tiefdunklen Augen sah er mich lange an [...]. Wochen später, am 24. Dezember 1910, als Schiele der Einladung folgte, am Heiligen Abend unser Gast zu sein, brachte er das an diesem Tag binnen weniger Stunden gemalte, noch farbennasse Bild >Die tote Mutten als Weihnachtsgeschenk zum Dank für den ihm erteilten Rat.«[/k]
Museumstext - aus: Arthur Roessler, »Erinnerungen an Egon Schiele«, 1948
Häuser- und Städtebilder
Ein wichtiges Thema im Werk Egon Schieles bilden Häuser- und Stadtansichten. Ein Großteil dieser Bilder verweist auf ein- und dieselbe Stadt, nämlich Krumau in Südböhmen (heute: Cesky Krumlov/ Tschechische Republik). Schiele faszinierten vor allem die engen, verwinkelten Gassen mit den alten, morbid wirkenden Fassaden und Dächern. Vom hoch gelegenen Schlossberg aus fand er Gelegenheit, die schmalen Straßenzüge von oben darzustellen, so etwa in der Ansicht »>Die Kleine Stadt< II« von 1913. Mittels geringfügiger Manipulationen wird die reale Topografie verändert und erhält durch die menschenleere Szenerie eine magische, traumhafte Stimmung: Im Gemälde »Die Häuser am Meer (>Häuserreihe<« von 1914, worin Schiele eine Krumauer Häuserzeile in eine öde, flache Uferlandschaft versetzt, erreicht diese melancholische Stimmung einen Höhepunkt. Zugleich widmet sich Schiele minutiös detailreichen Beschreibung einzelner Motive, etwa in der liebevollen Schilderung der Dachschindel im Bild »Haus mit Schindeldach (>Altes Haus< II)« von 1915. Die an der Leine hängenden Wäschestücke vor dem Haus verraten in diesem Bild auch deutlich die Spuren der Bewohner des Hauses. - Museumstext
Aufbruch: | 21.11.2017 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 25.11.2017 |