Zum Jahreswechsel nach Südindien
Chennai
Durch das anstrengende Schachturnier bin ich mit dem Schreiben in Verzug geraten. Also zeitlich zurück, zum Madras Express mit dem ich nach Chennai kam....
Chennai mit seinen fast 5 Millionen Einwohnern erstreckt sich über eine weite Fläche, um die Stadt zu erkunden muß man längere Strecken in Kauf nehmen.
Der Strassenverkehr sieht übersichtlicher aus als in Delhi oder Mumbai, es gibt meist Gehsteige auch kommen Ampeln zum Einsatz. Um diese Straße hier zu überqueren hängte ich mich aber immer an eine Gruppe von Fußgängern. Oben im Bild ist die Metro sichtbar. Ich wollte mal per Tagesticket (110Rs, davon 10Rs Pfand für die wiederaufladbare Fahrkarte) etwas rumfahren, stellte dann aber fest, dass viele der Haltestellen erst in Planung sind. Die Metro ist zwar modern eingerichtet, vorerst handelt es sich hier aber im wesentlichen um eine Verbindung vom Flughafen zum Hauptbahnhof. Im April soll ein weiteres Teilstück freigegeben werden.
Die Fahrt mit Taxi oder Autorikscha ist hier teuer, zumal man da innerhalb der Stadt fast eine Stunde unterwegs sein kann. Die Schachspieler orderten Taxis meist über Uber, bzw. mehr noch nutzten Sie den indischen Pedanten Ola, der sich in Indien's Städten durchzusetzen scheint. Beide sind preiswerter als die übliche Taxifahrt. Da der CMBT-Busbahnhof in der Nähe meines Hotels lag, habe ich es auch mit dem Bus probiert, da zahlt man natürlich am wenigsten. Ich hatte es mir dann in den Kopf gesetzt mit dem Bus auch wieder zurückzufahren, die Suche nach der richtigen Bushaltestelle gestaltete sich aufwendig.
Ich kam ins Forum weil es beim Chinesen diese würzigen Momos in verschiedenen Varianten gab. So eine Art Maultaschen, die ich in der vegetarischen Form kaum von einem nicht-vegetarischen Gericht unterscheiden konnte. Dazu noch eine Suppe.
In der grossen Stadt findet man natürlich auch Lokale wie in Europa, hier ein Hähnchen-Gericht zum Abschluss meiner Zeit in Chennai.
Meist wählte ich vegetarische Mahlzeiten, vielleicht auch bedingt durch das Klima aß ich abends wenig. Solche Reisen sind eine gute Möglichkeit abzunehmen, da darf man aber kein all-inclusive buchen.
Einer meiner Fahrten führte mich ans Meer. Marina Beach - eine lange Sandküste, Imbiss-Stände, Spaziergang am Meer und den Wellen ausweichen, oder auch nicht. Die Wellen können heftig sein, mit schwimmen war da nicht viel.
Beim Schachturnier in Chennai
Wieder zu Hause werde ich für meinen Verein „Stuttgarter Schachfreunde“ einen ausführlicheren Bericht schreiben. Gegen die jungen Inder kam ich etwas unter die Räder. Sie trainieren oft mehrere Stunden am Tag und spielen fast jeden Monat ein Turnier. Ihr großes Vorbild ist der aus Chennai stammende Ex-Weltmeister Vishy Anand. Woher der Wind weht merkte ich schon in der 1.Runde als eine 12-jährige von Anfang an gegen mich auf Sieg spielte obwohl ich in der Rangliste weit vor ihr lag. Hier die Turnierergebnisse.
Einmal wurde ich vom Turnierleiter genullt weil ich während der Partie ein Foto machte. Die Inder sind da manchmal ganz konsequent, vielleicht sogar etwas unflexibel, denn ein Fotoapparat gilt als „electronic device“ und ist daher im Turniersaal nicht erlaubt. Im Gegensatz zu Europa. Der Hintergrund dieses Verbots ist die Möglichkeit sich über ein Schachprogramm auf dem Smartphone Hilfe zur aktuellen Stellung besorgen zu können. Es sind da weltweit ein paar wenige Fälle bekannt geworden, die sich natürlich ausserhalb des Spiellokals abspielten,z.B. auf der Toilette. Spaß am Schach kann man mit solchen Tricks ja nicht haben.
Zu Beginn des Turniers lernte ich Thomas aus der Nähe von Ulm kennen. Ein erfahrener Indienreisender, der aber nur auf der Durchreise war. Jedoch kam ich durch ihn in Kontakt mit seinem Schwager Timur Gareyev, wodurch ich während des Schachturniers einen interessanten Platz am Frühstückstisch gefunden hatte!
Internationale Besetzung : Timur's Freundin Anna aus Russland, in der Mitte Bekhzod, der als 15-jähriger allein aus Usbekistan angereist war. Dann Timur, amtierender Weltrekordhalter im Blindsimultan (48 Bretter), ein Abenteurer nicht nur auf dem Schachbrett. Nach dem Turnier ging es bei ihm in Sachen Schach weiter nach Singapore, Australien und Bangkok.
Das Foto stammt ebenfalls vom Marina Beach. Wir waren hier zuvor bei "Amma" – auch the hugging saint genannt. Hatten da aber nur Wartenummern bekommen und wussten dass wir erst nach Mitternacht drankamen umarmt zu werden. Sie umarmt jeden der eine solche Nummer bekommen hat, das kostet nichts.
Die Warteschlange war lang, scheinbar ist das Bedürfnis nach Umarmung gross . Zwar ist Amma wohlhabend, laut Wikipedia ist Sie aber auch an vielen karrikativen Projekten beteiligt. Amma heisst „Mutter“. Der volle Name lautet Mata Amritanandamayi. Wenn ich das richtig sehe hat sie an diesem Tag so 10 Stunden oder mehr Leute umarmt. Diese Ausdauer beeindruckt mich, die uniformiert wirkende weiße Kleidung ihrer Anhänger wäre nicht mein Ding, wenngleich diese Leute alle hilfsbereit waren. Fotografieren war nicht erlaubt.
In der 1.Runde durfte ich noch fotografieren. Links sieht man Divya Deshmukh. Sie ist eine große Hoffnung im indischen Frauenschach, U9-Jugendweltmeisterin, amtierende U12-Jugendweltmeisterin, hier in Chennai besiegte sie ihren ersten Großmeister. Rechts sieht man meine Gegnerin Shrija K M, ebenfalls Jahrgang 2005, wenngleich um einiges schwächer als Divya. Auch bei Ihr könnte ich mir vorstellen, daß sie eine starke Spielerin wird, sie hatte keinerlei Respekt vor meinen 50 Jahren Turniererfahrung , mit Glück erreichte ich ein Remis.
Shrija K M - Wolf Walter
Vielleicht ist meine Stellung aus der 1.Runde auch was für Hobbyspieler.
Darf weiß am Zug mit der Dame den Bauern auf d5 schlagen?
Lösung am Ende dieses Kapitels.
Der glückliche Turniersieger Großmeister Laxman R.R. Der Lokalmatador ist zwar amtierender indischer Blitzmeister, sein Turniersieg war jedoch eine Überraschung.
zum obigen Schach-Diagramm
Meine junge Gegnerin hatte mich überspielt. Mit dem Schlagen des d5-Bauern gab Sie ihren Vorteil aber wieder her. Es folgte:
1.De4xd5 Tf8-f2+ !
2.Te2xf2 Sg4-e3+
und schwarz gewinnt die Dame zurück. Das Spiel ging noch lange weiter und endete unentschieden.
Aufbruch: | 13.12.2017 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 08.02.2018 |