Toskana alpin: So kennt man sie weniger (Apuanische Alpen)

Reisezeit: Juni / Juli 2018  |  von Kathrin Hentzschel

Damit sie nicht vergessen werden

Es regnet den ganzen Vormittag – Zeit, zu verschnaufen, ein bisschen zu schreiben, und auch mal den Haushalt zu erledigen. Ich sauge, Urban putzt das Bad. Wie dehääm. Er wartet auf den Rückruf seines Arztes, tigert ungeduldig durchs Haus, und ich warte nur noch, dass er zu miauen anfängt …

Am Nachmittag klart es wieder auf, und wir können die aushäusigen Dinge erledigen: Urban fährt in die Apotheke, sein Medikament holen, während ich von Fabrizio über Gustav laufe und mir unten ein Sorbetto gönne – ein selbstgemachtes Wassereis aus pürierten Früchten. Köstlich erfrischend und viel besser für Figur und Gewissen als das zugegeben auch immer köstliche Milcheis. Diesmal ziehe ich die ganze Runde durch und steige über Rio wieder auf. Dort begegnen mir allerhand Wegelagerer: ein Hirschkäferweibchen krabbelt vor mir her, eine Blindschleiche ringelt sich über den Weg, und eine Wegschnecke, mehr als eine Spanne lang, ungelogen, kreuzt den Pfad. Ein eingeschlossener Kater bittet mich um Hilfe, die ich ihm leider nicht gewähren kann.

Es ist heiß, der Fuß schmerzt nun doch vernehmlich, und ich bin froh, endlich oben zu sein.

Die Dame in pink mit dem Gipsarm, jetzt ohne Gips, erzählt, dass die Katze einen róndone gefressen hat und deutet auf unser Nest. Ich belehre sie, dass es nicht rondone (Mauersegler), sondern rindone, Schwalben, seien. Nun schauen wir wieder genauer hin, können aber die Zahl nicht feststellen, denn mal ist nur ein Jungvogel im Nest, manchmal sind es zwei oder drei.

Das Licht ist perfekt, einmal die Katzen des Ortes zu porträtieren. Ich möchte sie alle gewürdigt wissen: die Kätzin mit dem Tumor, die ihr Herz für uns entdeckt hat (und wir für sie), deren Tochter grau-weiß-rot, die rot-weiße Flirtkatze, der rot-weiße Kater mit den böse scheinenden gelben Augen, die Katze ohne Schwanz, den jungen cremefarbenen Kater mit den blauen Augen ja, ich möchte einfach an alle mit Liebe und Respekt zurückdenken.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geheimtipps sind doch immer die besten, vor allem, wenn sie über ein paar Ecken kommen, die Quellen aber verlässlich sind. So hatten wir die Gelegenheit, zwei Wochen in einem Haus von Freunden von Freunden zu verbringen – in der Toskana. Wer nun an sanft geschwungene Hügel mit Zypressen und Olivenhainen denkt, irrt. Unser Ziel war die Alta Versilia, und das „Hoch“ ist wörtlich zu nehmen. Die Alta Versilia markiert den Übergang zu den Apuanischen Alpen.
Details:
Aufbruch: 30.06.2018
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 14.07.2018
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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