Toskana alpin: So kennt man sie weniger (Apuanische Alpen)
Trubel und Beschaulichkeit in den Alpen
Grotta del Vento: Für Individualisten eher ungeeignet
Am Morgen ist die Schwalbenkinderstube leer – bis auf den fünften Nesthocker, der sich nicht traut. Die Eltern und Urban feuern ihn an – so, wie er gestern auch die Kroaten beim Spiel gegen Russland unterstützt hatte. Es hatte ja geholfen. Das Schwälbchen bleibt jedoch beratungsresistent.
Unsere heutige Fahrt durch die Apuanischen Alpen zieht sich und ist mühsam, denn wir haben etliche Berge zu überwinden, und Tunnels gibt es hier so gut wie keine. Wir besuchen die Grotta del Vento, eine teilweise touristisch stark ausgeschlachtete Tropfsteinhöhle. Es bleibt kaum Zeit, bewundernd stehenzubleiben und Fotos zu machen, weil bereits zwei weitere Gruppen hinter uns trippeln. Die Höhle ist ganzjährig 10,7 Grad kalt. Weil der Eingang auf 600, der Ausgang jedoch auf über 1000 Metern liegt, entwickelt sich ein Windzug, der, wenn nicht eine Stahltür eingebaut wäre, bis 40 km/h Geschwindigkeit erreichen würde. Das wäre dann recht unangenehm. Grotta del Vento wurde erst 1880 entdeckt, nachdem einige Dorflümmel ein 4-jähriges Mädchen in den Höhlenspalt geschickt hatten, weil sie wissen wollten, wo der Wind herkam. Im 20. Jahrhundert ging es dann an die systematische Erforschung, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist, weil viele Spalten eng und dunkel und auch für Spilologen eine Herausforderung sind. Ein Höhlenbär hat hier gelebt, und Urban beneidet ihn um seinen Jahrtausende gewährt habenden Schlaf … Touristisch erschlossen ist nur ein etwa 4,5 km langer Gang, den man auf Rundgängen bis 3 Stunden besichtigen kann.
Vom vielen Autohocken ganz steif, halten wir an einem schönen Fleckchen Erde, das sich an einem smaragdgrünen See befindet und Isola Santa heißt, wo sich Urban ausruht und ich ein bisschen herumstreune.
Am Abend sind alle jungen Schwalben wieder ins Nest zurückgekehrt. Wir müssen also noch nicht am Empty-Nest-Syndrom leiden.
Aufbruch: | 30.06.2018 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 14.07.2018 |