Toskana alpin: So kennt man sie weniger (Apuanische Alpen)
Riomaggio, Saragoza, Micado und Guacamole*
(* verballhornt)
Eine Erklärung für die gestrige Stimmung könnte das Gewitter sein, dass sich in den frühen Morgenstunden mit Grollen, Rumpeln, Blitzen und einem erfrischenden Regenguss entladen hat.
Ich korrigiere die Anzahl der Schwalbenküken auf 5. Urban zählt sie jeden Morgen durch und berichtet, was sie machen und wie sie wachsen. Das tun sie sichtbar, und wir vermuten, dass wir noch die ersten Flugstunden erleben werden.
Recht unbefangen laufen wir los, weil wir uns die 80 Kurven, die Urban inzwischen völlig souverän gondelt, solange ihm keiner zu sportlich entgegenkommt oder ihn Rennradfahrer ärgern, sparen wollen, runter nach Riomaggio. Dieser Ort befindet sich unten im Tal am hinteren Ortsausgang bei Savazza. Wir eiern auf einem ziemlich steilen kleinen Serpentinenweg mit vom Regen noch schlüpfrigen Steinen, die wohl schon die Römer gelegt haben. Wir mögen noch nicht an den unvermeidlichen Aufstieg denken und erfreuen uns stattdessen an der abwechslungsreichen Wanderroute, die mal an einer blühenden Wiese, mal durch einen schattigen Schilfdom führt. Ein alter Briefkasten an einem verlassenen Grundstück piepst und dient einem Höhlenbrüter als Wiege für seinen Nachwuchs.
Wir kommen bei Rio de Janeiro raus und betrachten die Reste einer Open-Air-Fotoausstellung, die noch an den Stellwänden hängen. Kunst ist überhaupt allgegenwärtig hier. Unversehens sind wir in Savazza und suchen, nun mutig geworden trotz schmerzenden Zehs, den zweiten Teil des Rundwegs nach oben. Das brächte Abwechslung und enthöbe uns vom Aufstieg über den glitschigen Steinweg. Ist Sawatzki bei der Durchfahrt eher nüchtern und marmorblockig, so kommen wir nun über einen natürlich ebenfalls steilen Treppenweg durch bezaubernde Wohngebiete am Hang.
Guacamole (Griezmann) ist das nächste Ziel, und der Weg führt uns über terrassierte Wiesen, später schattige Waldwege immer weiter nach oben. Bis wir unversehens in Mikado landen und kurz die Orientierung verlieren. An einem Bächlein, das von oben kommt, kühlen wir die Füße. Dicke, braune, großäugige Kaulquappen knabbern mir träge am Finger, und nach 5 Stunden und etlichen rausgeschwitzten Kilos sind wir wieder daheim. Und trinken Weinschorle, wie es sich für einen Pfälzer Wanderer gehört.
Aufbruch: | 30.06.2018 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 14.07.2018 |