Toskana alpin: So kennt man sie weniger (Apuanische Alpen)

Reisezeit: Juni / Juli 2018  |  von Kathrin Hentzschel

Ein erdbeerparfümiertes Täschchen

Carrara! Nochmal, und jetzt endlich auch das Centro, denn das hatte bei der Durchfahrt zu unserer Steinbruchbesichtigung interessant ausgesehen. Während Baedeker dieser Stadt nur eine halbe Seite widmet, lässt er sich über Lucca seitenlang aus. Dieses Ungleichgewicht irritiert uns, und wir wollen verifizieren, ob es sich tatsächlich so verhält. Eindeutig nein! Diese Ungerechtigkeit gehört ausgebügelt, und so ziehen wir durch die zwar heiße, aber wunderbare historische Innenstadt von Platz zu Platz. Es ist sehr entspannt, wenig los, weil Siesta, und es findet sich immer irgendwo eine schattige kühle Marmorbank. Natürlich muss ich auch wieder etwas kaufen und gebe mein ganzes Geld, was für den Tag vorgesehen war, für eine Kette mit Fischen aus. Diese bekomme ich aber auch allerliebst eingepackt: Es werden Blätter draufgetackert, ein Glückskäfer aufgeklebt, und zum Schluss das Ganze mit Erdbeerduft parfümiert!

Die rund 1,9 Tonnen schwere Marmorkugel wird allein durch ein ausgeklügeltes Prinzip mit Wasserkraft bewegt und in der Schwebe gehalten. Davor: Urban in italienischem Leinen.

Die rund 1,9 Tonnen schwere Marmorkugel wird allein durch ein ausgeklügeltes Prinzip mit Wasserkraft bewegt und in der Schwebe gehalten. Davor: Urban in italienischem Leinen.

Stars von Carrara: die Tauben. Am schönsten in Carraramarmor-weiß.

Stars von Carrara: die Tauben. Am schönsten in Carraramarmor-weiß.

Der Neptunbrunnen vor der Chiesa Sant'Andrea. Er blieb unvollendet, weil sich der Künstler vorher aus dem (Marmor)staub gemacht hat.

Der Neptunbrunnen vor der Chiesa Sant'Andrea. Er blieb unvollendet, weil sich der Künstler vorher aus dem (Marmor)staub gemacht hat.

Mein Lieblingsdetail in der in schlichtem weißen Marmor gehaltenen Kirche.

Mein Lieblingsdetail in der in schlichtem weißen Marmor gehaltenen Kirche.

„Orecchio in attesa di una parola vera“ – das Ohr, das auf ein wahres Wort wartet. Das tue ich mitunter auch.

„Orecchio in attesa di una parola vera“ – das Ohr, das auf ein wahres Wort wartet. Das tue ich mitunter auch.

Spannende Spiegelung in einem Schaufenster.

Spannende Spiegelung in einem Schaufenster.

Straßenpflaster in Carrara. Natürlich ganz in Weiß.

Straßenpflaster in Carrara. Natürlich ganz in Weiß.

Blick in eine Marmorwerkstatt.

Blick in eine Marmorwerkstatt.

Carmen macht Siesta.

Carmen macht Siesta.

Und weil es auf dem Rückweg liegt und wir nach Abkühlung lechzen, besuchen wir unseren Badeplatz auf den Marmorfelsen. Die Wellen tragen heute Schaumkronen, es donnert im Gebirge, und die Wolken haben bizarre, fotogene Formen. Es sind wieder dieselben älteren Männer dort, die palavern und sich mit „ a domani“ verabschieden.

Wir müssen heim – um 20 Uhr ist Anpfiff Kroatien gegen Russland. Was nervenzerfetzend ist und unsere Zeche durch meine vielen Menabrea-Biere wieder in die Höhe treibt, denn es kommt erneut zum Elfmeterschießen. Doch der Bessere gewinnt nun mal!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geheimtipps sind doch immer die besten, vor allem, wenn sie über ein paar Ecken kommen, die Quellen aber verlässlich sind. So hatten wir die Gelegenheit, zwei Wochen in einem Haus von Freunden von Freunden zu verbringen – in der Toskana. Wer nun an sanft geschwungene Hügel mit Zypressen und Olivenhainen denkt, irrt. Unser Ziel war die Alta Versilia, und das „Hoch“ ist wörtlich zu nehmen. Die Alta Versilia markiert den Übergang zu den Apuanischen Alpen.
Details:
Aufbruch: 30.06.2018
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 14.07.2018
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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