Im Winter Richtung Malaysia
Semarang
morgens, kurz nach 6 uhr. Vorne in der Lobby gibt es heißes Wasser, Kaffepulver und Teebeutel. man kann sich auch auf den kleinen Balkon raussetzen. Ein Herr sitzt bereits an einem Tisch, als er sieht dass ich mir einen Kaffee machen will kommt er mit seiner Dose zu mir. „Kaffee Arabica from Aceh!“. Den muss ich probieren. Will dann etwas Creamer reintun. Nein, bloß nicht. „gado gado coffee“... Dann lass ich halt den Tag mit black coffee beginnen. Der Herr streckt 4 Finger, zeigt auf seine Uhr und sagt „wait!“, erst trinken wenn sich das Kaffeepulver gesetzt hat. Später kommt seine Familie dazu und Robbie vom Hotel bringt wie jeden Tag gebratenen Reis mit Spiegelei als Frühstück. Hab den Eindruck eine gute Herberge erwischt zu haben.
Es ist schon eine Woche her dass ich von KL (Kuala Lumpur) nach Semerang geflogen bin. das ist die Hauptstadt von Zentraljava, an der Nordküste gelegen. Bereits beim Zwischenstop in Jakarta bin ich zum Millionär geworden als ich die Geldscheine aus dem Bankautomaten empfing, 1 euro=15000 indonesische Rupiah. Die Einwohner scheinen die Währungsreform schon vorgezogen zu haben, statt twentythousand sagen sie twenty. Auf den Flug kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch. Dieser nahm mich in seinem Taxi mit, verweigerte Beteiligung an den Fahrtkosten und war mir über eine Stunde bei der Suche behilflich, sprach jeweils mit der Hotel-Rezeption. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Wegen des Mehraufwandes gab ich aber später dem grab-Fahrer einen Zuschuss, obwohl er bei der Suche keine große Hilfe war, die wenigen Hotels die er fand waren alle belegt. Ich fühlte mich schon unbehaglich wegen dem jungen Mann der auf Heimaturlaub seine Familie besuchte. Ich wusste dass hier in der Stadt viele Chinesen leben und letztendlich landeten wir auch im Chinesen-Viertel, da hatte es auch mehr Hotels. Ich habe jetzt ein schönes Zimmer für 13 euro! gutes WIFI und AC, sauberes Bad, nur ein Fenster fehlt. Ab Montag sind es 18 euro weil da hier die Hauptsaison beginnt.
Night Market
Jeweils von Freitag bis Sonntag gibt es ab 18:00 einen Nachtmarkt, der einen ganzen Straßenzug belegt.
Der erste Spaziergang am nächsten Morgen führte mich geradewegs in einen Tempel, da gab es einige Götter oder Heilige zu bestaunen. Das ganze erinnerte mich ein wenig an meinen Start in KL, denn auch hier war eine Hochzeit in Vorbereitung, diesmal eine chinesische. Ich verfolgte die Zeremonie, beeindruckend und für mich ungewohnt die zackigen Anweisungen für das Brautpaar, das sich schon auch mal zu Boden warf. Umrahmt vom jeweiligen Elternpaar:
TSCHICKOOO .... TAI TSCHICKOOO....SAAN TSCHICKOOO...
Auf dem Rückweg ging ich in ein Lokal, konnte mich bei der Bestellung nicht so recht verständlich machen. Eine junge Dame mit ihrer Mutter war da, die konnte englisch. So kamen wir auch ins Gespräch. ich hab dann was vegetarisches bestellt und viel trinken. mein T-Shirt war so nass als hätte man es ins Wasser geschmissen. Es hat hier eine hohe Luftfeuchtigkeit. Kurz nachdem Tochter und Mutter das Lokal verlassen hatten sagte mir die Bedienung (über translator auf ihrem handy) dass die beiden meine Rechnung bezahlt haben. das mag damit zusammen hängen dass zufälligerweise die Tochter in den nächsten Tagen nach Deutschland reist, fand es dennoch ungewöhnlich. Diese Gastfreundschaft der Indonesier überraschte mich in den Folgetagen mehrfach. Erst gegen Ende meiner Zeit in Semerang ergaben sich ein paar Situationen die das etwas ausbalancieren.
Nachfolgend ein paar Eindrücke von den Sehenswürdigkeiten die ich in Semarang besuchte:
Lawang Sewu
Der Lawang Sewu ist ein Gebäude aus der holländischen Kolonialzeit. Ich war etwas überrascht dass ich in dem Gebäude nur leere Räume vorfand. Auch Haus der 1000 Türen genannt, es soll dort spuken wie ich hinterher erfuhr. Das Gebäude hat einen großen und gut besuchten Innenhof mit Sitzgelegenheiten.
Innenhof des Lawang Sewu: Eine Musikgruppe verbreitet Südsee-Feeling.
Lawang Sewu: wie kommt es zu dem Gruppenbild?
hier sind wenig Europäer unterwegs, da wird man gern gefragt ob Sie mit einem ein Gruppenfoto machen dürfen. Hinterher frage ich meist ob ich mit meiner Kamera auch ein Gruppenfoto machen kann. Das wird eigentlich immer bejaht. In diesem Moment kam gerade eine Jugendgruppe vorbei. Stellt euch mal dazu!
Meine Motivation ein Foto zu bekommen ist ja ganz ähnlich wenn ich z.B. die für mich exotischen Marktfrauen frage ob ich sie fotografieren darf..
Rainbow Village
Im Rahmen einer Stadtverschönerung wurde ein Stadtteil von Semerang mit viel Mut zur Farbe bemalt. Das ganze wurde ein großer Erfolg, den Stadtteil nennt man seither auch „Rainbow village“, nicht weit entfernt vom Lawang Sewu.
In die öffentlichen Verkehrsmittel habe ich mich nicht getraut. Das Hotel orderte mir jeweils einen grab-Fahrer. Diesmal "überredete" ich den englisch sprechenden Fahrer mit mir den Rundgang durch das Stadtviertel zu machen und mir danach noch beim Kauf des Zugticket nach Surakarta behilflich zu sein. Das hat sich gelohnt, durch Kevin kam ich leichter in Kontakt mit den Bewohnern in Rainbow village. Er selber will mal mit seiner Freundin nach Paris.
Mit Stolz auf ihr Stadtviertel erzählt diese junge Familie von dem Projekt, auch die UNESCO war schon hier
Was Farbe so bewirken kann. In den letzten Jahren ist nicht nur die Sauberkeit gestiegen sondern auch die Stimmung unter den Bewohnern des ehemaligen Slum-Gebietes.
Sam Poo Kong Tempel
Der Sam Poo Kong Tempel hat eine beeindruckende Fassade, eine Mischung aus indonesischem und chinesischem Baustil. Die Innenausstattung ist eher spärlich.
Der Admiral unternahm vor 600 Jahren mit einer großen Flotte mehrere lange Expeditionen. Er bekämpfte die Piraten in den Meeren um China und kam bis nach Indien und Arabien. Auf der Gedenkplakette am Fuß der Statue wird sogar vermutet, dass ein Teil der Flotte 1421 Amerika erreichte. Und dass der General nicht auf See sondern in Semarang begraben sei.
Aufbruch: | 29.11.2019 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 13.02.2020 |
Indonesien