Zanzibar/Tanzania

Reisezeit: März 2020  |  von bernd scholz

Tour Meru Tag 3

Wat siehste? Wenich siehste.
Jedenfalls um diese Zeit

Wat siehste? Wenich siehste.
Jedenfalls um diese Zeit

Gipfelsturm

Ich weiß nicht,müsste ich mich nochmal entscheiden,ob ich mich erneut für einen nächtlichen Start entscheiden würde,um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Es war eine nicht endende Strapaze,die erst im Nachhinein betrachtet wertvoll erscheint. Im konkreten Moment habe ic die Entscheidung mehr als einmal verflucht.

Aber der Reihe nach...

Vor so einem großen Tag ist man natürlich aufgeregt. Und so ist es nicht verwunderlich,dass sich der Schlaf entweder garnicht oder spät einstellt.
Wir sind gegen 21h ins Doppelstockbett,draußen himmlische Ruhe,aber wenn hier Betrieb ist,möchte ich nicht schlafen müssen. Die Wände sind aus Laminat,und jeder Furz dringt an dein Ohr. Und aufgekratzte Traveller sind nicht leise. Nie. Also nix für Geräuschempfindliche wie mich.
Die junge Frau aus Neuseeland,die mit ihrem Freund schon am Nachmittag,nach kurzer Pause, weiter auf Meru ist,kehrt gegen 22h zurück. Sie wirkt glücklich,und verarztet sogar noch meine wunde Stelle am linken Hacken,die ich mir am ersten Tag durch blödsinnigerweise Verwendung von Sneakersocken gelaufen habe. Frisch getaped geh ich zurück in die Falle.
Es werden etwa 2 Stunden Schlaf gewesen sein,als uns der Koch mit für diesen Moment bestellten Tee/Kaffee gegen 0.30h weckt.
Der Sack ist gepackt...es kann losgehen.
Verheißungsvolle Anspannung.
Wir knipsen unsere Stirnlampen an und stapfen los..Goodluck,unser Guide,sein aus dem Pool der Träger rekruter Adlatus Juma(welcher sich das offenbar sukzessive verdient hat,und sich auf der nächsten Stufe zum Main-Guide befindet), Simone und ich. Im Entenmarsch.

Wir haben erneut unfassbares Wetterglück. Sternenklarer Himmel,die Götter sind mit uns.
Zunächst geht es eben aus dem Camp,dann leicht bergan in Serpentinen. Andächtige Stille,nur von Gehgeräuschen unterbrochen. Nach ca einer Stunde die erste Seilpassage,Traum meiner schlaflosen Nächte,denn ich bin alles andere als schwindelfrei. Es ist duster, und ich klammere mich ans Seil,geht aber alles gut. Es scheint rechter Hand recht abschüssig zu sein,ich kann es aber nicht wirklich sehen,nur ahnen. Auf dem Rückweg werde ich's sehen . Es folgen kurz hintereinander 2 weitere Seilpassagen,gespannte Konzentration. Es folgen immer wieder waagerechte Traversen und felsige Kraxelpassagen. Alles im grünen Bereich.
Erstes Zwischenziel ist der auf 3800m gelegene Rhino-Point. Wir sind gut drauf und schießen Erinnerungsfotos.

Weiter.

Allmählich spüren wir Schlafmangel und Ermüdung,von Sauerstoffknappheit,durch meine Erfahrungen am Teide erwartet, spielt erstaunlicherweise keine Rolle. Vielleicht einfach zu aufregend,das Ganze.
Es geht auf und manchmal ab oder geradeaus. Später in der Nachbetrachtung,werden wir feststellen,dass wir immer entlang des Höhenzuges an der dem Kibo angewandten Seite kraxeln.
Als der Morgen graut atemlose Spannung,aber auch bleierne Müdigkeit. Wir können nun schemenhaft den Pfad erkennen. Immer wieder öffnet sich nach links der Blick auf den nun in der Ferne erwachenden Kibo. Unten der herrliche Krater,soweit das Auge reicht und der alte Aschekegel(ash cone). Geradezu der immer weiter aufsteigende Grat,der dir suggeriert,du bist fast da.
Wenn du aber um jenen rum bist,ist ein neuer Grat da. Endlose Erschöpfung erfasst mich. Und Simone wohl auch.
Ich klage zuerst.
Gedanken zu Kapitulieren schleichen sich ein.
Irgendwann ist der Energieschub,den das Tageslicht und die immer fantastischer werdenden Fernblicke auslösen,verbraucht. Ich blicke auf den nächsten Grat und frage Goodluck, wie weit es noch ist. Seine Antwort schockiert..."nur noch 2einhalb Stunden,in etwa"
Ich kann mir das zunehmend gar nicht mehr vorstellen,dass ich oben ankomme. Verzweifeltes weiterschleppen.
An schwierigen Stellen ist aber immer Juma an meiner Seite,gibt mir Hilfestellung und sichert mich. Seine,und Goodluck's Ruhe und Gelassenheit übertragen sich und ich füge mich in mein Schicksal,und stapfe klagend weiter.
Irgendwann deutet Goodie nach vorn...dort,der "socialist peak" genannte Gipfel,eine letzte steile Kletterpassage,es ist etwa 8.15h...OBEN.

Ich habe seit etwa 8 Stunden Geburtstag,aber erst jetzt merke ich es. Dafür bin ich hier. Ich schaue auf den über den Wolken liegenden Kibo,die Sonne strahlt und die 3 singen mir ein Geburtstagsständchen. Wir umarmen uns todmüde,aber unendlich glücklich. Happy Birthday

Dafür lohnt sich JEDE Strapaze

Dafür lohnt sich JEDE Strapaze

Zwischen-Posen

Zwischen-Posen

Danke, Goodie und Juma

Danke, Goodie und Juma

Madame Eisenherz aus der Boxbude "Immertreu"...oder so

Madame Eisenherz aus der Boxbude "Immertreu"...oder so

Soo sehen Sieger aus...schahlalalala

Soo sehen Sieger aus...schahlalalala

© bernd scholz, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Roundtrip
Details:
Aufbruch: 03.03.2020
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.03.2020
Reiseziele: Tansania
Der Autor
 
bernd scholz berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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