Osnabrücker Land

Reisezeit: August 2022  |  von Herbert S.

Tuchmachermuseum Bramsche: Ausstellung Rot

Klein aber informativ ist die aktuelle Aussetlung zum Thema 'ROT'.

umfangreiche Sammlung roter Wiking-Feuerwehrautos

umfangreiche Sammlung roter Wiking-Feuerwehrautos

Rot färben
Das Färben mit natürlichen Farbstoffen ist komplex und besteht aus verschiedenen, aufeinander abgestimmten Verfahrensschritten. Dabei wird das Material - Fasern, Garn oder Gewebe - in einer wässrigen Farbstofflösung, der Färbeflotte, mit verschiedenen Hilfsmitteln unter Zufuhr von Wärme über einen bestimmten Zeitraum gefärbt.
Selbst bei identischem Farbstoff und Material kann das Färbeergebnis stark variieren. Wichtige Parameter hierfür sind die Farbstoffmenge in der Flotte im Verhältnis zum Färbematerial sowie Färbetemperatur, Färbezeit und Zusätze. Die Farbwirkung des Farbstoffs wird auch durch das Klima und die Bodenbeschaffenheit im Anbaugebiet bestimmt.
Viele Naturfarbstoffe - so auch Krapp, Kermes und Cochenille - benötigen Beizen, damit sich die Farbstoffe mit den Fasern dauerhaft und beständig verbinden. Überwiegend werden die Fasern mit wasserlöslichen Metallsalzen oder Gerbstoffen vorbehandelt, getrocknet und anschließend gefärbt. Die Beize kann auch während des Färbeprozesses erfolgen. Außerdem ist eine Nachbehandlung mit einer Beize möglich.
Das wichtigste Beizmittel ist das Alaun, weitere sind Chrom-, Kupfer-, Eisen-und Zinnsalze. Besonders der Farbton wird durch den Einsatz von Beizen beeinflusst. Krapp färbt Wolle ohne Beize Orangebraun. Erst mit einer Alaunbeize entsteht ein leuchtendes Rot, mit einer Zinnbeize Orangetöne und mit Eisen- und Chrombeizen Brauntöne sowie mit Kupferbeizen Violetttöne. Cochenille färbt mit Alaunbeize vor allem ein gedecktes Karmesinrot. Anfang des 17. Jahrhunderts entdeckte der Naturforscher Cornelis Drebbel nur zufällig, dass durch eine Zinnbeize ein leuchtendes Scharlachrot entsteht.

Farbpalette Rot - Rot färben

Farbpalette Rot - Rot färben

Färben mit Krapp

Färben mit Krapp

Färben mit Cochinelle

Färben mit Cochinelle

Rot ist die Farbe der Macht und war in der Kleidung lange Zeit hohen Würdenträgern vorbehalten. Rot war die Farbe des Königs, seiner Hofbeamten und Dienerschaft und ein Standesmerkmal des Adels. Gelehrte an den mittelalterlichen Universitäten trugen rote Kopfbedeckungen und noch heute sind die Gewänder der katholischen Kardinäle rot.
Schon in der Antike war Rot auch die Farbe des Militärs. Mit dem Farbstoff Cochenille gefärbte Kleidung war nur den römischen Generälen vorbehalten. Auch in der Neuzeit hatten die Farben der Uniformen eine wichtige Bedeutung, da sie das markante Erkennungszeichen der einzelnen Truppen waren. Rot waren die Uniformen von Österreich und Großbritannien. Durch die Personalunion mit Großbritannien (1714-1837) wurde Rot auch die vorherrschende Farbe der kurhannoverschen Armee.
Die Bramscher Tuchmacher bemühten sich um die lukrativen Aufträge und versicherten, dass sie die vom Militär vorgegebenen Farben und Qualitäten der Stoffproben liefern konnten. In dieser Sache bat der Osnabrücker Staatsmann Justus Moser 1769 Johann Daniel Viktor von Scheele (Scheie), Kommandant der in Osnabrück stationierten Garnison, um Unterstützung. Seit dem frühen 19. Jahrhundert produzierten die Bramscher Tuchmacher Stoffe für das Militär, zunächst in Rot, dann in Preußisch-Blau und später in Feldgrau.
Militäraufträge waren wichtige Maßnahmen der staatlichen Wirtschaftsförderung. So führte der französische König Louis-Philippe 1830 rote Hosen für die Soldaten seines Heeres ein, um den Anbau von Krapp zu fördern. Frankreich war eine der wichtigsten Anbauregionen der Färberpflanze.

rote Röcke

rote Röcke

Cochinelle

Cochinelle

Krapp

Krapp

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Frau abonniert die Landlust-Zeitschrift - dort sind regelmäßig kleinere Gebiete Deutschlands vorgestellt, die besuchenswert erscheinen. Der Wetterbericht verheißt Gutes und so starten wir für ein paar Tage.
Details:
Aufbruch: 21.08.2022
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 28.08.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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