Osnabrücker Land
Lottes Mühlen
Erst durch Broschüren der Ortsteile von Lotte in der tollen Ferienwohnung sind wir aufmerksam geworden auf die Sloopsteine und auf eine Reihe von Mühlen.
Daher machen wir uns auf die Suche.
In der Grafschaft Tecklenburg waren die Wersener Mühlen (heute Ortsteil von Lotte) die einzigen Wassermühlen, die ganzjährig betrieben werden konnten. Die Ölmühle Borgmann wurde zusammen mit der Kornmühle Tüchter im 13./14. Jahrhundert von den Tecklenburger Grafen auf dem Gelände der damaligen Bringenburg angelegt. Wahrscheinlich einmalig in Westfalen war, dass sie sich das angestaute Wasser der Düte mit ihrem Nachbarn, der Mühle Tüchter, teilen musste. 1672 erwähnt Pfarrer Rumpius sie in seiner Chronik als „Ohlye-Mühle". 1796 finden wir sie in der Steuerliste der Vogtey Wersen als Erbpachtmühle („Oil- und Bookmühle des Olimoller Borgmann") aufgelistet.
Bei der Tüchter-Mühle handelt es sich um eine alte Kornmühle an der Düte. Mit der Gründung der Gemeinde Wersen etwa im Jahre 1150 begann der damalige Landesherr, der Graf von Tecklenburg, die Wasserkraft in seiner Grafschaft auszunutzen. Er ließ mehrere Mühlen bauen, in Wersen die Ölmühle Borgmann (heute Kluth), die Walkmühle Bohle und die Kornmühle Tüchter. Im Jahre 1672 beschrieb der Pastor Rumpius aus Wersen in seinem Buch "Von der Grafschaft Tecklenburg" die heutige Tüchter-Mühle als eine "vortreffliche Korn-Mühle".
Seit 1865 ist sie im Besitz der Familie Tüchter.
Die Geschichte der Mühle Bohle ist ein aufschlussreicher Teil der Landes-, Heimat-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Siedlungsraumes Wersen. Die Keimzelle des heutigen Mühlenstandortes war eine Kupfermühle, die schon im 13./14. Jahrhundert errichtet wurde, vermutlich von den Tecklenburger Grafen. Zum Schutze dieser Mühle wurde später auf dem nahe gelegenen Donnerberg eine Fliehburg gebaut, außerdem der Hof „Aver de Werse", heute „Saunapark Fasanenhof'. Die sesshaften Bauern, die sich hier angesiedelt hatten, benutzten diese Mühle samt Kupferschmelze und stellten dann Gefäße aus Bronze her, einer Legierung aus Kupfer und Zinn.
Eine Walke- und Bokemühle ist der eigentliche Ursprung der heutigen Doppel-Mühlenanlage Bohle. In aufwendigen handwerklichen Verfahren wurden die Fasern des Flachses gewonnen und zu Leinen gewebt. In einer „Buokemüolen" wurde die harte Schale des Hanf- bzw. Flachsstängels zerstoßen, so dass man leichter an die zur Leinenherstellung benötigten weichen Fasern gelangen konnte. Das Wasserrad treibt dabei über ein Vorgelege eine Nockenwelle an, deren Nocken vier Eichenstempel von ca. 2 bis 3 m Höhe anheben und dann auf den Stampf bock fallen lassen. Graf Mauritz von Tecklenburg forderte nach dem 30-jährigen Krieg wieder verstärkt den Flachsanbau. Die „Legge" in Tecklenburg überprüfte die Qualität des Leinens und vergab den begehrten Stempel. In der Grafschaft Tecklenburg mussten die Erzeugnisse der Weber zur Qualitätsübeiprüfung in der „Legge" vorgelegt werden. Das Wort „Legge" entstammt dem Niederdeutschen und bedeutet „legen". Nach der Güteprüfung durch den Leggemeister erhielt das Leinen ein Gütesiegel und entsprechend der Qualitätsbewertung der Weber seinen Lohn.
In preußischer Zeit standen beinahe in jedem Haus Spinnräder und Webstühle, auf denen selbstgezogener Flachs und Hanf zu Leinen verarbeitet wurde.
An der Mühle Bohle war die lineare Durchgängigkeit der Düte bisher durch die Wehrschwelle und die angrenzende glatte Rampe unterbrochen. Die denkmalgeschützte ehemalige Doppelmühlenanlage wird heute noch zu Demonstrationszwecken betrieben. Zu diesem Zweck wurde 2013 in den rechtsseitigen Mühlengang ein neues Mühlrad installiert.
Um die Fischwanderung an diesem Standort und auch den zeitweiligen Betrieb der Mühle zu ermöglichen, wurde 2016 in den alten linksseitigen Mühlengang eine Fischaufstiegsanlage eingebaut. Diese besteht aus einem kiesgefüllten Stahltrog, der durch Querwände in 9 Kammern (Becken) unterteilt ist. Die seitlichen Aussparungen in den Querwänden lassen das Wasser durch die Becken strömen. Dies ermöglicht es den Fischen, den Höhenunterschied am Mühlenwehr zu überwinden. Sie können von Becken zu Becken schwimmen und müssen dabei jeweils nur eine geringe Höhe überwinden. In den kiesgefüllten Becken gibt es strömungsarme Zonen, die als Ruhezonen dienen und dadurch ,auch den Wirbellosen die stromaufwärts gerichtete Wanderung ermöglichen.
Mühle Borgmann
Wenn hier auch schon lange keine Mühlrad mehr klappert, die vielen steinernen Räder rund um das schmucke Kalksandsteingebäude weisen auf die einstige Nutzung hin. Die Mühlsteine im Vorgarten sind Borgmühlen-Originale, ein weiterer wurde ins Hofpflaster eingefügt. „Mein Vater hat im Lauf der Jahre noch einige zusätzliche Mahlsteine hier versammelt“, weiß Mühlenbewohnerin Sylvia Huster.
Die Borgmühle war vor allem Ölmühle, zeitweise auch Bokemühle (eine Art Hammermühle zur Flachsverarbeitung), zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine Getreidemühle ergänzt. Aus Rapssamen, Rübsamen, Leinsamen und Bucheckern wurde im Sommer Speiseöl gewonnen. Wenn der Speck aus der Winterschlachtung aufgebraucht war, werteten die Bauern ihren fettarmen Speiseplan mit Pflanzenöl auf, beliebtes Gericht: die „Ölgekartuffeln“. Noch 1954 war die Ölmühle Borgmann die einzige amtliche Bucheckernmühle der Region, sie war außerdem für ihr Walnussöl bekannt.
Aufbruch: | 21.08.2022 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 28.08.2022 |